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Wolf, Gunther
Satura mediaevalis: Gesammelte Schriften ; Hrsg. zum 65. Geburtstag (Band 2): Ottonenzeit — Heidelberg, 1995

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https://doi.org/10.11588/diglit.15264#0117

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Erzbischof Brun I. von Köln
und die Förderung gelehrter Studien in Köln

I.

Nach einer frühen Blüte in der Römerzeit, schon im ersten vor- und nachchristlichen
Jahrhundert, wurde Köln, zu Beginn des 5. Jahrhunderts, fränkisch-ripuarische Königs-
stadt1.

Schon noch früher, an der Wende vom 2. zum 3. Jahrhundert, gab es eine blühende
christliche Gemeinde, auch mit namentlich bekannten Bischöfen.

843, bei der Teilung des Frankenreiches, kam Köln an das Mittelreich Lotharingien;
870, im Vertrag zu Meersen, an Ostfranken, zu dem es dann, seit 926, fest gehörte.

Nachdem Papst Zacharias, 745, dem Bonifatius Köln, vergeblich, als Metropolitensitz
zugewiesen hatte, wurde es, unter Bischof Hildebold, Ende des 8. Jahrhunderts Erzbis-
rum mit den Suffraganbistümern Lüttich, Utrecht, Münster, Osnabrück, Minden und
(vorübergehend) Bremen - Hamburg.

Schon am ,alten Dom' gelangte, unter Erzbischof Hildebold (vor! 787 - 3.9.818), der
nach 791 auch sacri palatii archicapellanus Karls des Großen3 mit dem bezeichnenden
cognomen ,Aaron'4 war, Köln zu einer Dom-Bibliothek, in der Hildebold die von Rom
nach Aachen gekommenen Texte für das Kölner Domstift kopieren ließ. Damit wurde,
schon um 798, der erste Grund für die berühmte Kölner Dom-Bibliothek gelegt.

Aber Hildebold soll auch die ersten Anfänge einer Kölner Domschule initiiert haben.

Zur Zeit von Hildebolds Nachfolger Hadebald (819 - 841) ist, aus dem Jahr 833/ ein
Katalog mit Ausleihverzeichnis der Dom-Bibliothek überliefert, über die noch weitere
Nachrichten tradiert sind'. Sie muß für ihre Zeit bedeutend gewesen sein. Wenn der, für
842 - 849 nachweisbare, Erzbischof Hilduin7 personengleich mit dem Erzkaplan Lud-
wigs des Frommen (814 - 840) und Abt von St. Denis sein sollte8, so war er ein überaus
gebildeter und sogar des Griechischen mächtiger Mann, der auch schriftstellerisch tätig
war'. Doch ist die Identität nur wahrscheinlich. Eher nachweisbar ist ein gelehrtes (geist-
liches) Studium in Köln unter Erzbischof Gunther (850 - 860/63)'°: er errichtete um
860/63 in Köln, am Dom, ein scriptile11, dessen Bedeutung zwar nicht ganz klar ist, das
aber auf einen ,Schulbetrieb' hinweist. Jedenfalls war an dieser - wie immer gearteten -
Dom-Schule Gunthers Neffe Radbod, später Bischof von Utrecht (899 - 917), dessen
Schüler und genoß den ersten literarischen Unterricht12. Dieser, aus der ,Kölner Schule'
stammende, Radbod war einer der hervorragendsten Vertreter spätkarolingischer Kul-
tur in den Niederlanden" (nach ihm ist die 1905 gegründete St. Radbod-Stiftung be-
nannt, die seit 1923 Trägerin der katholischen Universität Nim wegen/Nijmegen ist)1'.

Die Kämpfe der späten Karolinger und die Normanneneinfälle des ausgehenden 9.
Jahrhunderts haben sich auch auf und in Köln ausgewirkt, so z. B. die Zerstörung um die
Jahresmitte 881/82. Und so haben wir zu 871/80 nur eine einzige Nachricht über Bücher

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