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Wolf, Gunther
Satura mediaevalis: Gesammelte Schriften ; Hrsg. zum 65. Geburtstag (Band 2): Ottonenzeit — Heidelberg, 1995

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https://doi.org/10.11588/diglit.15264#0015

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71 RI 46a; Ann. Quedlinburg, ad 1025 (1. c, S. 90); Vgl. H. Bresslau, L c, S. 90f.

72 Davon zu unterscheiden ist die Position von Königinnen oder Königinwitwen, wie sie im
germanischen Bereich schon für Gailvinth, Theodolinde u. a. bezeugt sind und die der Köni-
ginwitwen als Vormünder ihrer Söhne u. Enkel (vgl. G. Wolf, Königinwitwen als Vormün-
der ihrer Söhne und Enkel im Abendland zwischen 426 und 1056, in: Ksn.Theophanu (wie
Anm. 44), S. 39 - 58); F. R. Erkens, Die Frau als Herrscherin in ottonisch-frühsalischer Zeit,
in: Ksn. Theophanu, Begegnung des Ostens u. d. Westens um die Wende d. ersten Jahrtau-
sends, Schnütgen-Festschr. hrsg. v. A. v. Euw u. P. Schrhner, Bd.2/1991, S. 245 - 260).

72a Die einzige, bei der evtl. derlei naheliegt, ist Hildegard, die Tochter König Ludwigs d. J. (t
882) und der Liutgard (t 885) die eine Tochter des Liudolfingers Liudolf (t 866) und Schwe-
ster Herzog Ottos des Erlauchten von Sachsen war, also mütterlicherseits ,Sächsin'. Aber
wenn sie je einen Versuch 887 bzw. 894 machte, so scheiterte dieser an Arnulf von Kärnten
bzw. dem Episkopat. Vgl. G. Wolf, Hildegard - die letzte legitime Karolingerin in Ostfran-
ken, in: ZGO 140/1992, S. 400 - 406, she. Bd. I, S. 313ff.

73 Cf. den Begleitbrief des Ealdorman ^thelweard (um 985) an Äbtissin Mathilde von Essen
(geb. 949, t 1011), Tochter Herzog Liudolfs von Schwaben (t 957) und Enkelin Ottos d. Gr.
und der Eadgyth (t 946) (cf. MGh SS X, 459 Anm. 32); vgl. K. Leyser, Die Ottonen u.Wessex,
in: FMASt 17/1983, S. 73 - 97.

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,Designation' und ,designare'
bei Widukind von Corvey.

In der Sachsengeschichte des Corveyer Mönchs Widukind ist eine der umstrittensten
Stellen jene, in der er König Konrad I. den Namen seines Nachfolgers nennen läßt (1,26).
Jene sogenannte ,Designation' Heinrichs ist der Gegenstand umfangreicher Untersu-
chungen1 geworden und wurde von Schlesinger2 als ,Fremddesignation' begrifflich ge-
faßt und der sogenannten,Hausdesignation' gegenübergestellt. Heinrich Mitteis hat die-
sen Begriff übernommen und erläutert3.

Da aber die Untersuchungen noch keineswegs abgeschlossen sind und das Problem
noch endgültiger Klärung harrt, mag zu diesem Fragenkreis vielleicht eine schlichte Be-
standsaufnahme bei Widukind interessieren, die eine Ergänzung zu der germanistisch-
philologischen von Brigitta Schreyer* bilden möge.

1. Widukind gebraucht das Verbum .designare' zehnmal. (I, 9; 26-2 mal; 41; II, 1 - 2
mal; III, 12/fehlt im Register der MGh-Ausgabe von Hirsch-Lohmann; III, 73; 76.) — (III,
10 ,diem et locum ... designans' kann außer Betracht bleiben.)

2. Was bezeichnet dieses ,designare' an den angeführten Stellen?

1,9: ,Populus Francorwn ...filium .... nomine Thiadricum ungunt sibi in regem. Thiadricus
autem designatus rex

Träger der Handlung, d. h. der Salbung ist der populus Francorum. Objekt Thiad-
rich, seine Salbung. Durch letztere wird er nach Widukind designatus rex. Als Desi-
gnated erscheint, bei Intervention von Thiadrichs Vater, der populus. Anwärter
sind mindestens Thiadrich und Irminfried, also mehrere.
I, 26: ,Evurhardus designavit eum regem coram omni populo Francorum atque Saxonum

Träger der Handlung ist Herzog Eberhard, Bruder des verstorbenen Königs,
Haupt der bisherigen stirps regia. Notwendig scheint - durch zweimalige Beto-
nung - der Umstand der principes et natu maiores exercitus Francorum bzw. coram
omni populo Francorum atque Saxonum. Es designiert Eberhard, es wird designiert
Heinrich von Sachsen auf Veranlassung König Konrads. Anwärter sind nach Eber-
hards Verzicht zumindest Heinrich und Arnulf von Bayern, also mehrere.
I, 26:,... satis michi est, ut prae maioribus meis rex dicar et designer', antwortet Heinrich
dem Erzbischof von Mainz, der ihn salben will. Die Interpretation ist strittig durch
die Übersetzung von ,prae maioribus meis = ,als Vorzug vor meinen Ahnen' oder -
,im Beisein meiner Großen'. Für Heinrichs (und Widukinds) Gefühl genügt aber
der Vorgang vor der Salbung. Das ,designare' durch Eberhard ,coram ... populo'
und xongregatis principibus et natu maioribus exercitus Francorum' ist also konstitu-

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