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Wolf, Gunther
Satura mediaevalis: Gesammelte Schriften ; Hrsg. zum 65. Geburtstag (Band 2): Ottonenzeit — Heidelberg, 1995

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https://doi.org/10.11588/diglit.15264#0185

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Nochmals zur Frage:
Wer war Theophano ?

Meines Wissens hat zuletzt W. Ohnsorge 19731 zur gestellten Frage: ,Wer war Theo-
phano?' Stellung genommen. Er stimmt dem Ergebnis P. E. Schramms2 und F. Dölgers3
zu, daß Theophano keine Porphyrogenneta war, um dann fortzufahren: ,Wer ihre Eltern
waren, wie alt sie war, wissen wir nicht. Vermutlich war sie sehr jung.'

Vor mehr als einem Jahrhundert hatte die Erforschung der Herkunft Theophanos mit
der Göttinger Dissertation J. Moltmanns4 begonnen, der bestritt, daß Theophano eine
Porphyrogenneta gewesen sei, sondern er ordnete sie als Verwandte (Nichte) des Kaisers
Johannes Tsimiskes (969 - 76) ein. Dagegen wandte sich 1895 K. Uhlirz5, der Theophano
als Porphyrogenneta und Tochter des legitimen Kaisers aus dem Makedonenhause Ro-
manos1 II. (959 - 63) bezeichnete. Die Meinung von K. Uhlirz blieb vorherrschend, bis
1924 der damals knapp 30-jährige P. E. Schramm - gerade in Heidelberg habilitiert - mit
genialischem Schluß6 die These von Uhlirz stürzte: da Theophanos Sohn Otto III. 995
und 1000/1001 um die Hand einer makedonischen Porphyrogenneta anhielt und eine
Tochter Konstantins VIII. und somit Enkelin Romanos' II. (Theodora?, geb. 989, + lOSö)""
ihm 1001/1002 verlobt wurde, konnte Ottos III. Mutter Theophano keine Tochter Roma-
nos' II. sein. Dies war nach kanonischem Eherecht völlig unmöglich. Schramm be-
schränkte sich 1924 darauf, aus der feierlichen Urkunde Otto II. vom April 9727, in der
Theophanu als Joannis Constantinopolitani imperatoris neptim clarissimam ...' bezeichnet
wird, den naheliegenden Schluß zu ziehen: Theophano war eine,Nichte' des Kaisers Jo-
hannes Tsimiskes aus dem Haus der Kurkuas. Schramm fügte dann freilich noch die be-
merkenswerte Beobachtung hinzu,8 indem er auf die Leitnamen der Kinder Ottos II. und
Theophanus hinwies, daß Adelheid nach der Großmutter väterlicherseits, Sophia aber
wohl nach der Großmutter mütterlicherseits benannt worden sei (Mathilde nach der Ur-
großmutter väterlicherseits, Otto nach Vater und Großvater, NN * t 980?), wodurch zu-
mindest der Name der Mutter Theophanos als Sophia wahrscheinlich gemacht wurde.

Schramms zurückhaltende Thesen blieben herrschende Lehre, trotz mancher, relativ
wenig beachteter Arbeiten in den dreißiger Jahren9, bis 1943 Mathilde Uhlirz, die Toch-
ter von K. Uhlirz und verdienstvolle Bearbeiterin der Regesten und Jahrbücher Ottos
III., in einem Aufsatz10 über Theophano diese den Lakapenen als Tochter des Kaisers Ste-
phanos Lakapenos und seiner Gemahlin Anna (sie!) zuordnete." Gegen die Auffassung
von Mathilde Uhlirz wandte sich 1949 F. Dölger12 mit dem Ergebnis: ,Es wird dabei
bleiben müssen, daß Theophano, wie schon Moltmann vor 70 Jahren zeigte, eine Nichte
(oder Großnichte) des byzantinischen Kaisers Johannes I. Tsimiskes gewesen ist, deren
Eltern wir nicht kennen.'

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