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Wolf, Gunther
Satura mediaevalis: Gesammelte Schriften ; Hrsg. zum 65. Geburtstag (Band 2): Ottonenzeit — Heidelberg, 1995

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https://doi.org/10.11588/diglit.15264#0174

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Kaiserin Theophanu (960-991) und Europa

Am 15. Juni 1991 jährte sich zum 1000. Male der Todestag der Kaiserin Theophanu,
deren sterbliche Überreste seit 1000 Jahren in der Kirche St. Pantaleon zu Köln ruhen.
Theophanu wollte diese letzte Ruhestätte, bei einem von ihr so geschätzten Heiligen ih-
rer Kindheit, dem Großmärtyrer Panteleimon (Pantaleon) und nahe den aus Rom mitge-
brachten Reliquien ihres Lieblingsheiligen St. Albinus. Das von dem Onkel ihres Ge-
mahls Otto IL, Erzbischof Brun I. von Köln (925 - 965, Erzbischof von Köln 953 - 965) ge-
gründete Kloster St. Pantaleon war ihr Lieblingskloster, das sie auch großzügig bedach-
te. Köln, gerade in den letzten Jahren ihres Lebens einer ihrer beliebtesten und meistbe-
suchten Aufenthaltsorte. Von daher gibt es Grund für Köln anläßlich des Jahrestages der
großen Kaiserin zu gedenken.

Theophanu entstammte aus armenischem Hochadel, einer Verbindung der mächti-
gen Häuser der Skleroi und der Phokades. Über ihre Mutter Sophia Phokaina war sie
eine Großnichte des byzantinischen Kaisers Nikephoros II. Phokas (reg. 963 - 969), durch
die Heirat der Schwester ihres Vaters Konstantinos Skieros eine Nichte des byzantini-
schen Kaisers Johannes I. Tsimiskes (reg. 969 - 976). Darüber hinaus war sie mit dem ge-
samten byzantinischen Hochadel versippt. Aufgewachsen und erzogen am Kaiserhof
des Großonkels Nikephoros, erhielt die junge Theophanu vermutlich eine ausgezeichne-
te Erziehung und Bildung, wenn man das zu Grunde legt, was sie später im Westen lei-
stete. Freilich: aus Byzanz selbst wissen wir überhaupt nichts über sie - die Quellen ver-
schweigen sie gänzlich.

An der Seite des Gemahls im Westen

Als etwa 12-jährige puella kam Theophanu als ,Friedensunterpfand' ihres Onkels Jo-
hannes Tsimiskes in den Westen. In Rom wurde sie am 14. April 972 dem etwa 17-jähri-
gen (Mit-)Kaiser Otto IL, dem Sohn Ottos des Großen und der Kaiserin Adelheid, ver-
mählt, zur Kaiserin gekrönt und zur consors imperii erhoben. So kam Theophanu in eine
ihr zunächst völlig fremde Welt, die sie aber in einer - zumal für ihr Alter - überra-
schend kurzen Zeit begriff und nach wenigen Jahren mitgestalten half. Nach dem Tod
Ottos des Großen (Mai 973) regierte der 18-jährige Otto IL, zunächst unter dem Einfluß
seiner starken Mutter. Adelheid, selbst burgundische Königstochter karolingischen Ge-
blüts und später Königin (947 - 951) des regnum Italicum, war seit Herbst 951 mit Otto
dem Großen vermählt und seit Februar 962 Kaiserin. Sie war zugleich Mutter (aus erster
Ehe) der französischen Königin Emma und hegte eine große Vorliebe für die bayerische

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