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Wolf, Gunther
Satura mediaevalis: Gesammelte Schriften ; Hrsg. zum 65. Geburtstag (Band 2): Ottonenzeit — Heidelberg, 1995

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https://doi.org/10.11588/diglit.15264#0036

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103 Zu deren Vorgeschichte auch alte sächsische Tradition gehört wie etwa ,Irminseul', Teufels-
kirche', etc., d. h. wohl eine alte Kultstätte zwischen Alfeld und Gandersheim (vgl. W. MÜL-
LER, Varusniederlage in: WaG 12/1952, S. 261ff.).

104 Es gehörte spätestens seit 929 zu Mathildes Wittum.

105 Heinrich I. (dessen Itinerar aber sehr dürftig ist) ist Weihnachten 931 und Ostern 932 in
Pöhlde gewesen, Otto I. m. W. nur einmal: Weihnachten 957, Otto II. zweimal: Weihnachten
974 und 979, Otto III. zu Lebzeiten seiner Mutter Theophanu einmal; unmittelbar nach deren
Tod mit seiner Großmutter Adelheid zweimal: 991 und 992.

Dagegen verbrachte Heinrich II. 10 Weihnachten in Pöhlde: 1003, 1005 - 1009,1011,1012,
1014 und 1016. Danach ist er, wohl wegen des großen Brandes von 1017, nicht wieder dort
gewesen. Konrad II. hat in der ,Weihnachtspfalz' Pöhlde nie das Fest gefeiert; dagegen
Heinrich II. 1048,1050 und 1051. So ist evident, daß Pöhlde unter Heinrich II. eine besonde-
re Bedeutung zukommt. Hinzuweisen ist in diesem Zusammenhang auch auf die Pöhlder
Synode vom 22. Juni 1002, die gegen Willigis im Gandersheimer Streit entscheiden sollte;
auch ist die Ermordung Ekkehards von Meißen, in Pöhlde am 30. April 1002, zu erwähnen
(vgl. auch Anm. 11).

106 Vgl. Thietmar v. Merseburg, 1. c, VII, 75: ,Curtis pars maxima imperalis in Palithi ... casu acci-
dente combusta est.' Vielleicht war der Ausfall Pöhldes der unmittelbare Anstoß für den (so
W. Berges, in: Dt. Königspfalzen, Bd. 1, 1963, S. 113ff), nach genau 1017 nachweisbaren, er-
sten Pfalzbau in Goslar gegeben. Jedenfalls fand der letzte Königsbesuch in Pöhlde 1059
statt. Es blieb das 950 als Benediktinerabtei gegründete Kloster. Vgl. M. Claus, Die Burgan-
lage ,König Heinrichs Vogelherd' bei Pöhlde (ebda. Bd. II, 1965, S. 265ff.).

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König Heinrichs I. Romzugsplan 935/36

Die Quellenstelle bei Widukind von Corvey11, 40 ist ebenso berühmt wie umstritten:
,Cum autem omnes in circuitu nationes subiecisset, Darios, qui navali latrocinio Fresones incurs-
abant, cum exercitu adiit vicitque, et tribatarios faciens, regem eorum nomine Chrubam baptis-
mum perciperefecit. Perdomitis itaque cunctis circumqaqnegentibas, postremo Romam proficisci
statuit, sed infirmitate correptus iter intermisit.' (1,41) ,Cumque se iam gravari morbo sensisset,
convocato omnipopulo designavitfilium suum Odonem regem,

Aus diesem Text lassen sich zwei Eckdaten, der terminus post quem und der termi-
nus ante quem, gewinnen:

a der terminus post quem: der Dänensieg 9342

b der terminus ante quem: die schwere Erkrankung Heinrichs I. im Oktober 935 in

Bothfeld3 bzw. die Reichsversammlung in Erfurt in der ersten Jahreshälfte 936.<
Am 2. Juli 936 starb Heinrich I. in Memleben.5 Der Zeitpunkt, zu dem Widukind den
Plan einer Romfahrt Heinrichs ansetzt, dürfte also zwischen 934 und Herbst 935, eher bei
letzterem Datum liegen. Voraussetzung für Widukind ist offenbar, daß alle Völker rings-
um bezwungen und befriedet sind.

Man hat schon mehrfach darauf hingewiesen,6 wie sehr die Ausführungen Widu-
kinds für Heinrich I. zu 935 denen ähneln, die er 961/62 für den Romzug Ottos I. ge-
braucht. Eine synoptische Gegenüberstellung mag dies verdeutlichen:
Heinrich I. (1, 40) 935 Otto I. (III, 43) 961/62

,Perdomitis itaque cunctis ,Rebus igitur rite compositis per

circumquaque gentibus ... omnem Tranciam Saxoniamque

et vicinos circumquaque
postremo Romam proficisci statuit, gentes,
sed infirmitate correptus iter intermisit' Romam statuens proficisci, Lon-

gobardiam perrexit'

Angesichts dieser Gegenüberstellung der beiden Vergleichstexte fällt es schwer, bei
dem in den späten Jahren des 7. Jahrzehnts des 10. Jahrhunderts verfaßten Text nicht an
eine RückÜbertragung aus 961/62 auf 935 zu denken.

Die Nachricht zu 935 wäre also als eine Rücktransposition als historisch ziemlich
wertlos zu verwerfen, wenn sich dafür nicht eine Stützung aus anderen Merkmalen fän-
de.

Nicht gerade überzeugend ist es prima vista, die Verfügung Heinrichs über Kirchen-
besitz im Unterengadin7 vom 9. April 930 heranzuziehen, wenngleich die Tatsache, daß
Berthold, der Bruder Herzog Arnulfs von Bayern, die dortige Grafschaft innehatte, zu
denken gibt. Denn wohl 934 haben italienische Große ,Eparhardum filium Arnolfi ducis in

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