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Wolf, Gunther
Satura mediaevalis: Gesammelte Schriften ; Hrsg. zum 65. Geburtstag (Band 2): Ottonenzeit — Heidelberg, 1995

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https://doi.org/10.11588/diglit.15264#0287

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kein Schwärmer oder Träumer, bei aller Spiritualität seines Wesens und seiner Ideen,
sondern er nutzte gerade diese spirituellen Bande (compatres) in hohem Maße realpoli-
tisch' (Wolf, Theophanu, L c, S. 121/22). Von daher ist Ottos Interesse evident, im Kon-
sens mit dem der reformorientierten Päpste Gregor V. und Silvester II. Macht und Ein-
fluß des stadtrömischen Adels und vor allem der Crescentier zurückzudrängen. Mit
großer Behutsamkeit untersucht Verf., ob Rom unter Otto III. ,Hauptstadt' gewesen oder
geworden sei, wobei eben ,Hauptstadt' nicht mit der von Eduard Hlawitschka ge-
brauchten Bedeutung , zentrale Residenz' gleichzusetzen ist. Otto verweilte während 6
längerer Aufenthalte insgesamt 15 - 16 Monate in 7 Jahren in Rom; auch ließ er auf dem
Palatin beim Kloster San Cesaro in Palatino ein neues palatium erbauen, d. h. in relativer
Nähe zum päpstlichen Lateranpalast. Schon dadurch dürfte Rom als ,zentrale Residenz'
(Hlawitschka), als ,residenzartig' ausgestaltet (H. Keller) erwiesen sein. Aber zu mehr,
zur ,Hauptstadt' Ottos III. vermag Rom auch nicht die Bemerkung Bruns von Querfurt
(S. 264) zu machen, daß Otto immer in der Stadt bleiben (,ibi Semper Stare') und die Stadt
zum Glanz ihrer früheren Würde erneuern wolle (,renovare ad decorem secundum pri-
stinam dignitatem').

Was wir über Otto III. wissen, läßt die Frage nach einer geplanten Dauerresidenz zu
Rom verneinen, wie Verf. zutreffend ausführt. Zumindest Aachen war da in Konkurrenz
im Norden, Ravenna im Süden und Pavia. Bemerkungen des Verf. zur Renovatio-Devise
der ersten Kaiserbulle Ottos III. aus dem Jahre 998 (April 28) bis 1000 (Mai 30) schließen
die insgesamt recht gründlichen und weiterführenden Untersuchungen ab, die ein Epi-
log: Rückblick und Ausblick, abrundet.

Das Fazit: Wir müssen davon ausgehen, daß das 10. Jahrhundert und insbesondere
auch die Zeit um die Jahrtausendwende für uns Heutige oft nur schwer verständlich
sind. Aber soviel ist sicher und durch die vorliegende Untersuchung erhärtet: von einem
Scheitern der Politik Ottos III. vor seinem Tod kann ebensowenig gesprochen werden
wie von einer nationalen (sächsischen) Opposition oder einer generellen Ablehnung von
Ottos Politik durch die zeitgenösssische Geschichtsschreibung.

/Versucht man heute der historischen Stellung Ottos III. in der beginnenden deut-
schen Geschichte gerecht zu werden, so wird man seine Regierung insgesamt mehr als
eine veränderten Bedingungen angepaßte Fortsetzung ottonischer Herrschaftspraxis an-
sehen dürfen als es bisher aufgrund der einseitigen Gewichtung des ,Römischen Erneue-
rungsgedankens' der Fall war.' (S. 280). In diesem Sinne ist die vorliegende Arbeit, trotz
einiger angemerkter Mängel, verdienstlich.

Erstveröffentlichung in: ZRG GA 112/1995, S. ^fjjt ■
Rezension von:

Knut Görich, Otto III. Romanus Saxonicus et Italicus ... (Historische Forschungen Bd. 18 i. A. d.
Akademie d. Wissenschaften u. d. Literatur Mainz, hrsg. v. K. E. born u. H. zimmermann,
Red. E. D. hehl, 320 S., Thorbecke-Verlag, Sigmaringen, 1993, brosch. DM 96,-)

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Les saints Ottoniens -
Saintete dynastique, saintete royale
et saintete feminine autour de l'an Mil

Das Buch Patrick Corbets ist zwar schon 1986 erschienen, aber da es in dieser Zeit-
schrift bislang noch nicht besprochen wurde und thematisch eng mit der in Band 110/
1993 besprochenen Arbeit von Robert folz (Les saintes reines du moyen äge en occident
- VIe - XHIe siecles - Subsidia hagiographica 76/1992, Societe des Bollandistes, Bruxel-
les) zusammenhängt, sei diese Besprechung jetzt nachgeholt.

Vorweg: das Buch des an der Universität Nancy lehrenden Mediävisten ist in franzö-
sischer Sprache erschienen, was leider heutzutage für viele jüngere Historiker den Ge-
brauch etwas behindert; eine Übersetzung ins Englische wäre für die Verbreitung wün-
schenswert, eine deutsche Übersetzung darüber hinaus höchst erfreulich. Schon dieser
Wunsch mag anzeigen, wie grundlegend diese Arbeit (vgl. ZRG KA 110/1993, S. 474,
477) für die Erforschung der liudolfingisch-ottonischen Geschichte ist.

Nach vorangehender Quellenübersicht und reichem Literaturverzeichnis ist das Buch
in 4 Großabschnitte eingeteilt, denen eine Conclusion generale folgt. Das Buch schließt
mit einem 8-seitigen Bildteil und Register.

Es erscheint angezeigt, die Gliederung des Buches aufzuführen:

Der erste Teil: Les Saints Ottoniens. Naissance et developpement de leur fama sanc-
titatis umfaßt die Kapitel

I. La grande Sainte dynastique: la reine Mathilde (v. 895 - 968), femme de Henry Ier

II. Des reputations de saintete ephemeres: Hathumoda, Oda et Edith

III. Une saintete controversee: Brunon de Cologne (925 - 965)

IV. Saintete dynastique ou saintete Clunisienne? mit der
Conclusio: Caracteres de la saintete Ottonienne.

Der zweite Teil: Saintete royale: saintete dynastique et saintete feminine dans les
textes Ottoniens autour de l'an Mil gliedert sich in die Kapitel:

I. Les fondements de la saintete de Brunon dans la vita du moine Ruotger

II. Cluny, l'empire et la saintete: l'epitaphium Adelheide d'Odilon de Cluny

III. Beata stirps et ideal feminin dans les oevres historiques de Hrosvitha de Ganders-
heim

III. Tradition familiale et hagiographie: la vita Mathildis antiquior mit Conclusio.
Der dritte Teil: Le chef d'oevre de l'hagiographie Ottonienne umfaßt die Kapitel:

I. Vita posterior et vita antiquior: le rapport des deux oevres

II. La fonction politique de la vita posterior et ses consequences sur l'image de Ma-
thilde

III. Un modele hagiographique de vie conjugale

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