Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Wolf, Gunther
Satura mediaevalis: Gesammelte Schriften ; Hrsg. zum 65. Geburtstag (Band 2): Ottonenzeit — Heidelberg, 1995

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15264#0133

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
16 Die Nachricht des sehr späten Romuald von Salerno (MGh SS XIX, 400), die Schlacht habe
bei Sulo am südlichen Ende des Golfs von Squilace stattgefunden, beruht wahrscheinlich auf
einer Verwechslung mit Scifo, zumal der Kaiser, auf der Flucht nach der Schlacht, mit dem
Schiff mehr als drei Tage (Joh. Diaconus, 1. c: ,per triduum") gebraucht hatte (wie Anm. 25).

17 MGh SS VII, 27.

18 M. E. entweder von Torre Bugiafro oder der Höhe über Safo.

19 Am 2. August 216 v. Chr., als Hannibals schwere Reiter seines linken Flügels die römische
Reiterei warfen und ,überflügelten', d. h. von der Seite und vom Rücken her die römischen
Formationen aufrollten (vgl. Livius XXI, 44 - 50, 3); ähnlich z. B. auch die Taktik der Araber
unter Chalid gegenüber den Byzantinern in der Schlacht am Jarmuk am 20. August 636.

20 Jbb., 1. c, S. 127.

21 Jbb. Ottos IL: 1902; Schlieffen-Plan: 1905; aber vorher schon Moltkes (d. Ä.) Generalstabs-
werke zu den Kriegen von 1859, 1864, 1866 und 1870/71, woraus Moltkes - und später
Schlieffens - Vorbild: Cannae deutlich wird.

22 So K. Uhurz, I. c, S. 259: .Allerdings kann es sich auch da nur um Reserven handeln

23 Mit dem Ruf: .vincere o morire!' (nach Ibn al AtTr, 1. c). Schon bei Cannae war dies genauso!

24 Thietmar, 1. c, III, 20.

25 Johannes Diaconus, Chron. Venet. (MGh SS VII, 27).

26 Annales Sangallenses ad 982 (MGh SS 1,80).

27 Ibidem.

28 Jbb. Ottos II., 1. c, S. 258.

29 She. Anm. 23.

30 Thietmar, 1. c, III, 20.

31 So zutreffend H. Beumann, 1. c. (wie Anm. 5 a), S. 121: ,Doch bei der Feindaufklärung scheint
es gehapert zu haben.'

32 Actus fund. Brunwilar. mon. c. 5 (MGh SS XIV, 128).

33 Johannes Diaconus, 1. c; zu ihm M. MANTTIUS, Gesch. d. lat. Lit. d. Mittelalters, II, 1923, S. 246
- 249; demnach ist Johannes Diaconus fast ein Zeitgenosse und durch seine nahe Verbin-
dung zu Otto III. (und Pietro Orseolo) bestens unterrichtet

34 MGh SS VII, 444.

35 Vita S. Adalberti c. 10 (MGh SS IV, 599).

36 Zitiert nach K. UHURZ, 1. c, S. 212.

37 Alpert (wie Anm. 11) (MGh SS IV, 697/98); vgl. auch (nach Alpert) Sigebert von Gembloux
(geb. ca. 1030, +1112), Chron. ad. 982 (MGh SS VI, 352: .Omnibus pro infortunio rei publicae ani-
mo consternatis, sola imperatrix feminea et Greca kvitate insultabat eis, quod ab exeratu suae natio-
nis (sie!) vidi essent Romani, ac per hoc coepit primatibus exosa haberi.' Alpert (MGh SS IV, 698:
,procacitatem et contumeliam reginae oblivioni no dedit' und 699: ,memor reginae improprii ad-
versus caesarem prolati

38 So z. B. K. Uhlirz, 1. c, S. 177 f., 258 f., Die Aussichten des süditalischen Unternehmens Ottos
II. beurteilt Uhlirz (S. 214) sicher zu positiv (.Araber und Griechen aber hätten einem mit
ausreichenden (?) Mitteln unternommenen Vorstoße der Deutschen und Italiener (!?) kaum
erfolgreichen Widerstand leisten können. Ihnen fehlte, was dem Kaiser zu Gebote stand, die
unterbrochene, sichere und rasche Verbindung ihrer Heere mit der Heimath.' (Das gilt si-
cher zumindest nicht für Byzanz 982.) Anders z. B. H. L. MlKOLETZKY, in: Böhmer-Mikoletz-
ky, Regesta Imperii II, 2, 1950, Nr. 874b, S. 381: (,unvorsichtigerweise'); vgl. auch R. HOLTZ-
mann, Gesch. d. sächs. Kaiserzeit, 1. c, S. 282: ,Der Kaiser, allzu vorschnell in seinem Urteil ...
und ließ sorglos ...'; die Schilderung der Schlacht bei H. Beumann (wie Anm. 5 a), 1. c, S. 121
ist leider insgesamt eher verwirrend und en detail unzutreffend (,Nach siegreichem Gefecht
wurde der Marsch fortgesetzt... in der Marschformation angegriffen ...')

39 Zur allgemeinen Beurteilung: K. Uhurz, 1. c, S. 211 ff.; R. Holtzmann, 1. c, S. 291 (Jugendli-
che Ungeduld'); H. Beumann, 1. c, S. 124 ff.

40 Vgl. auch W. Giese (wie Anm. 6).

250

Kalonymos,

der jüdische Lebensretter Kaiser Otto II. (982),
und das rheinische Judenzentrum Mainz

Im 21. Kapitel des III. Buches seiner Chronik1 berichtet Thietmar von Merseburg, ein
Zeitgenosse (geb. 975, gest. 1018) aus hochadeligem Haus und mit dem Herrscherhaus
verwandt, eine Begebenheit nach der Niederlage Ottos II. bei Cotrone1* am 13. Juli 982:
,Imperator autem cum Ottone praefato2 caeterisque effugiens ad mare venit vidensque a
longe navim, salandriam nomine, Calonimi equo Judei ad eam properavit. Sed ea praeteri-
ens suseipere nunc3 recusavit. Die3 autem littoris praesidia petens invenit adhuc Judeum
stantem seniorisque dilecti eventum sollicite exspectantem. Cumque hostes adventare conspi-
ceret,3 quid unquam fieret, tristis nunc4 interrogans et, habere se amicum apud eos,5 cuius
auxilium speraret, animadvertens, iterum equo' comite in mare prosiliens ad alteram sa-
landram ... tendit

Thietmar hat seine Chronik etwa 30 Jahre nach dem Ereignis, zu dessen Zeit er sieben
Jahre alt war, geschrieben. Woher Thietmar diesen doch recht detaillierten und - prima
vista - nicht unglaubwürdigen Bericht hat, wissen wir nicht. Thietmars Schilderung
stimmt in großen Zügen auch mit den meisten anderen Quellen überein7. Insofern ist an
der Glaubwürdigkeit kaum zu zweifeln.

Nur der Rolle des Juden ist in den meisten Quellen nicht gedacht, bei Alpert von St.
Symphorian8 ist wenigstens von einem Pferd die Rede:in mare cum equo insilivit, su-
per quem tamdiu seditDoch besitzen wir eine zwar bekannte, aber wenig beachtete
arabische Quelle, die Thietmar auch im Detail bestätigt: Ibn al Atir:9,11 re dei Franchi si
die alla fuga insieme con un giudeo sno fidato. Arrestatosi (nella corsa) il cavello dei re, il giu-
deo gli grida:' ,Monte questo mio, e se mi ucci dono, (pensa) hi a mieifigliuoli.' ,Rimonto su quel
cavaile il re, il giudeo fit ucciso; quegli arriva a salvorsi nelle sue tende, vo era la moglie e la
corte, e presili seco lui tornossi a Roma.'10

Thietmar und Ibn al Atir stimmen darin überein, daß ein Jude dem Kaiser sein Pferd
gab und Otto II. dadurch das Leben rettete (,equo Judei'; ,cavallo - monte ... mio'). Beide
Quellen kennzeichnen auch den Juden: Thietmar: ,stantem seniorisque dilecti eventum
sollicite exspectantem' - Ibn al Atir:,giudeo suo fidato'.

Nun will mir scheinen, daß bei beiden nicht nur die ohnehin aus dem Verhalten des
Juden ablesbare menschliche Ergebenheit gemeint ist, sondern sowohl im ,seniori" dilec-
ti' Thietmars wie im ,suo fidato'" Ibn al Atirs ein regelrechtes Treueverhältnis angespro-
chen ist, d. h. daß der Jude in kaiserlichen Diensten stand.

Inwieweit der um 1200 schreibende Ibn al Atir Thietmars Chronik kannte, wissen wir
nicht. Doch ist es nicht sehr wahrscheinlich, da Ibn al Atir kaum über das Gebiet Mossuls
hinauskam und Thietmar dort kaum bekannt gewesen sein dürfte. So ist wohl davon
auszugehen, daß Ibn al Atir andere Quellen zur Verfügung standen.

251
 
Annotationen