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Wolf, Gunther
Satura mediaevalis: Gesammelte Schriften ; Hrsg. zum 65. Geburtstag (Band 2): Ottonenzeit — Heidelberg, 1995

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https://doi.org/10.11588/diglit.15264#0159

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mählich verminderten und spärlicher wurden.' Mit vollem Recht betont Leyser (1. c, S.
97) auch, daß ohne ausdrückliche Quellenzeugnisse der vermutete rege diplomatische
Verkehr der späten Ottonenzeit zwischen dem Reich und England Spekulation bleiben
muß.

Erstveröffentlichung in: G. Wolf, Kaiserin Theophano, Prinzessin aus der Fremde -
des Westrreichs große Kaiserin, Böhlau, Köln, 1991, S. 141 - 145.

Anmerkungen:

1 Der Charakter dieser ergänzenden Skizze, die nicht als eigene wissenschaftliche Darstellung
gewertet werden will, verbietet einen Anmerkungsapparat. Verwiesen sei neben der ge-
nannten Literatur auf Mathilde Uhurz, Jahrbücher Ottos III., 1954, S. 94ff., 173, 328,416, bes.
S. 92-97.

2 Ausgestellt im Kloster Wildeshausen a. d. Hunte; Gründung des Widukindenkels Graf
Waltbert a. d. Mitte d. 9. Jhdts. (851?); Patron St. Alexander; von Ks. Otto II. 980 (D O. II. Nr.
228, 980 Sept. 22) an sein Kloster Memleben nach Tausch geschenkt (vgl. RI 998f - 1001).

3 Münsterische Frühmittelalterliche Studien Bd. 17,1983, S. 73 - 97.

4 Neue Quellen zum Verständnis des Adels im 10. Jhdt., in: ZGO 108,1960, she. auch WdF,
Bd. 178/1971, hrsg. v. E. Hlawitschka, S. 404ff., ders., Die Thronfolge Ottos d. Gr., in: ZRG
GA 81,1964, she. auch WdF, 1. c, S. 447ff.

5 H. Zimmermann, ,Das dunkle Jahrhundert', 1971, S. 233 - 35.

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Das politische Erbe der Kaiserin Theophanu

oder:

Otto III. Konzeption
eines Europäischen Staatensystems'

Otto III., geboren 980, starb im Januar 1002 - 21 1/2 Jahre alt. 983 verlor er mit 3 Jah-
ren seinen 28-jährigen Vater, 991 mit 11 Jahren seine etwa 32-jährige Mutter, 994 wurde
er mit 14 Jahren vorzeitig volljährig und regierte selbst nicht mehr als 61/2 Jahre.

Dies muß man sich in aller Deutlichkeit klar machen, um Ottos III. Bedeutung für das
Reich und das Kaisertum ermessen zu können. Sein ,Bild' in der Geschichte hat oft ge-
schwankt, vom Phantasten und Schwärmer bis zum ,Höhepunkt des Mittelalters' reicht
da das Spektrum.

Eine positive Wendung in der Beurteilung Ottos setzte mit der großen Früh-Arbeit
Percy Ernst Schramms ,Kaiser, Rom und Renovatio'1 1929 ein. Seit 1954 haben wir auch
die so notwendigen Jahrbücher des Deutschen Reichs' unter Otto III.,11 seit 1952 auch die
Regesta Imperii unter Otto III.2 - beide von Mathilde Uhlirz - seit 1893 die Urkunden
Ottos III. in der Diplomata-Ausgabe der MGh.3 Die Grundlage zur Beurteilung Ottos III.
ist also heute noch breiter als zu der Zeit von Schramms genanntem Werk - doch bleiben
der Rätsel um den frühvollendeten Kaiser noch viele.

Wir wissen, daß in Ottos Erziehung zweifellos auch ,Graeca' - sprachlich und sicher
auch historisch-staatsrechtlich - einflössen.' Wenn je ein westlicher Kaiser von und um
Byzanz wußte, dann Otto III., Sohn einer byzantinischen Prinzessin und dann westlicher
Kaiserin. Ottos Urgroßvater Heinrich I. war zuallererst Herzog in Sachsen, ein ,sächsi-
scher' König dann, der sich vor allem auf die Herzöge, deren er einen nach dem anderen
für sich gewann, stützte, nur bedingt auf Kirche und Klerus. Rom lag für ihn weit.5

Heinrichs Söhne: Otto wurde König4 in Aachen nach Karls des Großen Vorbild, Hein-
rich Herzog in Bayern7, Brun Erzbischof von Köln und Erzherzog in Lothringen8 - Erfin-
der' und selbst bestes Beispiel des ,ottonischen Systems'. Die Töchter: Gerberga in erster
Ehe Gemahlin Herzog Giselberts von Lothringen," in zweiter Gemahlin des Königs von
Frankreich,9 Hathui, Gemahlin des mächtigsten Westfranken, Herzog Hugos des Großen
von Francien.10

Ottos I. erste Gemahlin war die englische Königstochter Edith", seine zweite, die
Mutter von Ottos Vater, die burgundische Prinzessin und italische Königin Adelheid,
947 italische Königin, 951 deutsche dazu, seit 962 Kaiserin.12

Ottos I. Bewußtsein war das eines ,heiligen Königs', ,rex et sacerdos', ,impemtor mul-
torum populorum' spätestens seit 955, seit 962 westlicher Kaiser, in Rom gekrönt zwar,
aber doch eigentlich nicht Jmperator Romanomm'.

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