Die neueſte Wallenſtein-Forſchung. 31
Thaten ſtets weit vorauslief, der Uebermütige, der ſich in einem
unvernünftigen Luxus gefiel und dabei einen ſchwunghaften Güter—
ſchacher betrieb, den unſere Börſenjuden bewundern könnten, der
Wortbrüchige, der die Freunde, die er ſelbſt zu Vertrauten und Voll—
ſtreckern ſeiner geheimſten Pläne machte, auf unverantwortliche Weiſe
täuſchte und zum Narren hielt — der hat vom deutſchen Helden
nichts und wird ſich die Liebe unſeres Volkes nie erwerben, ſo wenig
er ſie je beſeſſen hat. Slawiſche Züge aber ſind in ſeinem Gebaren
nicht zu verkennen. Wenn wir Deutſche im Gedränge des Dreißig—
jährigen Krieges nach einer Geſtalt ſuchen, für die wir uns er—
wärmen können, in der wir die beſſeren Seiten unſeres Weſens
vereinigt ſehen, von der uns zugleich der Hauch wahrer nationaler
Empfindung entgegenweht, ſo finden wir ſie in dem Manne, der
das Mißtrauen gegen Wallenſtein nie beſiegen konnte — in Bern—
hard von Weimar. Man wende nicht ſeine franzöſiſchen Be—
ſtallungen dagegen ein! Beſſer deutſch war es noch gedacht, mit
franzöſiſchem Gelde die Gewiſſensfreiheit in deutſchen Landen zu
verfechten, als mit Kroaten, Iren, Spaniern, Italienern, Tſchechen
und Wallonen die Herrlichkeit des Deutſchen Reiches auf den
Trümmern ſeiner alten Verfaſſung und ſeines Wohlſtandes er—
richten zu wollen! —
Im Verhältniſſe zu den eben beſprochenen Schriften von
Hildebrand und Gädeke kommt Gindelys „Waldſtein während
ſeines erſten Generalates“ eine ſehr geringe Bedeutung zu. Der
Verfaſſer hat ohne innere Nötigung, vielleicht nur einem äußeren
Anſtoße folgend, alles, was er an Kopien von Aktenſtücken beſaß,
in welchen der Name Wallenſtein vorkommt oder worin Beziehungen
auf dieſen zu finden waren, in zwei ſtarken Bänden mit be—
gleitendem und verbindendem Texte abdrucken laſſen, ſo daß dieſer
Text meiſtens dasſelbe ausdrückt, was das nachfolgende Eitat be—
lagt. Auf die Litteratur nimmt Gindely nur wenig Rückſicht, er
ſcheint überhaupt eher eine Quellenſammlung zur Geſchichte Wallen—
keins als eine hiſtoriſche Darſtellung im Sinne gehabt zu haben.
Das Werk bietet daher mehr ſchätzenswerte Beiträge in kultur—
hiſtoriſcher Beziehung als weſentliche Neuigkeiten für die poli—
tiſche Geſchichte. Die Geſichtspunkte, unter welche Gindely die
Ereigniſſe ſtellt, die in den von ihm behandelten Zeitraum fallen,
Ind von einer Kleinlichkeit, die uns bei einem ſo vielbeſchäftigten
Forſcher faſt unbegreiflich erſcheint. Man weiß nicht, was man
dazu ſagen ſoll, wenn ſich Gindely in allem Ernſte darüber wundert,
Thaten ſtets weit vorauslief, der Uebermütige, der ſich in einem
unvernünftigen Luxus gefiel und dabei einen ſchwunghaften Güter—
ſchacher betrieb, den unſere Börſenjuden bewundern könnten, der
Wortbrüchige, der die Freunde, die er ſelbſt zu Vertrauten und Voll—
ſtreckern ſeiner geheimſten Pläne machte, auf unverantwortliche Weiſe
täuſchte und zum Narren hielt — der hat vom deutſchen Helden
nichts und wird ſich die Liebe unſeres Volkes nie erwerben, ſo wenig
er ſie je beſeſſen hat. Slawiſche Züge aber ſind in ſeinem Gebaren
nicht zu verkennen. Wenn wir Deutſche im Gedränge des Dreißig—
jährigen Krieges nach einer Geſtalt ſuchen, für die wir uns er—
wärmen können, in der wir die beſſeren Seiten unſeres Weſens
vereinigt ſehen, von der uns zugleich der Hauch wahrer nationaler
Empfindung entgegenweht, ſo finden wir ſie in dem Manne, der
das Mißtrauen gegen Wallenſtein nie beſiegen konnte — in Bern—
hard von Weimar. Man wende nicht ſeine franzöſiſchen Be—
ſtallungen dagegen ein! Beſſer deutſch war es noch gedacht, mit
franzöſiſchem Gelde die Gewiſſensfreiheit in deutſchen Landen zu
verfechten, als mit Kroaten, Iren, Spaniern, Italienern, Tſchechen
und Wallonen die Herrlichkeit des Deutſchen Reiches auf den
Trümmern ſeiner alten Verfaſſung und ſeines Wohlſtandes er—
richten zu wollen! —
Im Verhältniſſe zu den eben beſprochenen Schriften von
Hildebrand und Gädeke kommt Gindelys „Waldſtein während
ſeines erſten Generalates“ eine ſehr geringe Bedeutung zu. Der
Verfaſſer hat ohne innere Nötigung, vielleicht nur einem äußeren
Anſtoße folgend, alles, was er an Kopien von Aktenſtücken beſaß,
in welchen der Name Wallenſtein vorkommt oder worin Beziehungen
auf dieſen zu finden waren, in zwei ſtarken Bänden mit be—
gleitendem und verbindendem Texte abdrucken laſſen, ſo daß dieſer
Text meiſtens dasſelbe ausdrückt, was das nachfolgende Eitat be—
lagt. Auf die Litteratur nimmt Gindely nur wenig Rückſicht, er
ſcheint überhaupt eher eine Quellenſammlung zur Geſchichte Wallen—
keins als eine hiſtoriſche Darſtellung im Sinne gehabt zu haben.
Das Werk bietet daher mehr ſchätzenswerte Beiträge in kultur—
hiſtoriſcher Beziehung als weſentliche Neuigkeiten für die poli—
tiſche Geſchichte. Die Geſichtspunkte, unter welche Gindely die
Ereigniſſe ſtellt, die in den von ihm behandelten Zeitraum fallen,
Ind von einer Kleinlichkeit, die uns bei einem ſo vielbeſchäftigten
Forſcher faſt unbegreiflich erſcheint. Man weiß nicht, was man
dazu ſagen ſoll, wenn ſich Gindely in allem Ernſte darüber wundert,