Der Mebergaug des Imperiums an dit deutſchen.
Von
Eduard Henck.
Drei getrennte Unternehmungen, die Heerfahrten, die Otto 1.
nach Italien gethan, ſind in ihrer zuſammenhängenden Entwicke—
lung zu einem einheitlichen und gemeinſamen Reſultate zu ver—
folgen. Lieber hätte ich dieſen Verſuch bezeichnen mögen: der
Kaiſergedanke bei Otto dem Großen. Aber wenn ſich auch mit
Beſtimmtheit ſagen läßt, dieſer Herrſcher iſt niemals überraſcht
worden von den großen Begebenheiten, deren Mittelpunkt er war,
wie es zum Teil doch bei Karl dem Großen geſchehen, ſo bleibt
doch über dieſe Beobachtung hinaus unſer Erkennen unvollkommen;
es iſt nicht ſicher zu ſcheiden, wie weit, was durch Otto auf dieſen
Zügen in Italien geſchah, einem und demſelben von vorn herein
gefaßten und konſequent durchgeführten Plane entſprang, oder
wie weit erſt der Thatſachen, der Erfolge Verlauf ihm neue Ge⸗
danken zu urſprünglichen gefügt, in welchem Maße er nach und
nach erſt ſeine Beſtrebungen weiter geführt, vergrößert hat. Was
wir dem Mittelalter gegenüber ſo oft bedauern, das verbirgt ſich
auch hier nicht: gegenüber der ungeheuren Fülle alles deſſen, was
geſchah, was verhandelt und was geplant, gedacht wurde, iſt die
auf uns gekommene Ueberlieferung eine ganz unendlich dürftige,
und da nur in armſeligſtem Maße eigene Worte, Briefe oder
Aufzeichnungen der ſelbſt in die Geſchichte eingreifenden Männer
uns hinterlaſſen ſind, ſo entbehren wir ſchmerzlich, in der Seele
derer zu leſen, deren Thaten und Geſchicke uns feſſeln. Selbſt
von den berichtenden Perſönlichkeiten treten uns nur ganz wenige
in ihrer lebendigen Eigenart nahe. Von dieſen ſelteneren Autoren
das klare Abbild zu gewinnen, verleiht der geſchichtlichen. Kritik
einen beſonderen Reiz Für die folgende Darſtellung hat gerade
Von
Eduard Henck.
Drei getrennte Unternehmungen, die Heerfahrten, die Otto 1.
nach Italien gethan, ſind in ihrer zuſammenhängenden Entwicke—
lung zu einem einheitlichen und gemeinſamen Reſultate zu ver—
folgen. Lieber hätte ich dieſen Verſuch bezeichnen mögen: der
Kaiſergedanke bei Otto dem Großen. Aber wenn ſich auch mit
Beſtimmtheit ſagen läßt, dieſer Herrſcher iſt niemals überraſcht
worden von den großen Begebenheiten, deren Mittelpunkt er war,
wie es zum Teil doch bei Karl dem Großen geſchehen, ſo bleibt
doch über dieſe Beobachtung hinaus unſer Erkennen unvollkommen;
es iſt nicht ſicher zu ſcheiden, wie weit, was durch Otto auf dieſen
Zügen in Italien geſchah, einem und demſelben von vorn herein
gefaßten und konſequent durchgeführten Plane entſprang, oder
wie weit erſt der Thatſachen, der Erfolge Verlauf ihm neue Ge⸗
danken zu urſprünglichen gefügt, in welchem Maße er nach und
nach erſt ſeine Beſtrebungen weiter geführt, vergrößert hat. Was
wir dem Mittelalter gegenüber ſo oft bedauern, das verbirgt ſich
auch hier nicht: gegenüber der ungeheuren Fülle alles deſſen, was
geſchah, was verhandelt und was geplant, gedacht wurde, iſt die
auf uns gekommene Ueberlieferung eine ganz unendlich dürftige,
und da nur in armſeligſtem Maße eigene Worte, Briefe oder
Aufzeichnungen der ſelbſt in die Geſchichte eingreifenden Männer
uns hinterlaſſen ſind, ſo entbehren wir ſchmerzlich, in der Seele
derer zu leſen, deren Thaten und Geſchicke uns feſſeln. Selbſt
von den berichtenden Perſönlichkeiten treten uns nur ganz wenige
in ihrer lebendigen Eigenart nahe. Von dieſen ſelteneren Autoren
das klare Abbild zu gewinnen, verleiht der geſchichtlichen. Kritik
einen beſonderen Reiz Für die folgende Darſtellung hat gerade