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Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte — 4.1887

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Schmid, Aurelius: Leonhard Käfer: ein Blutzeuge der Reformation
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[Rezension von: Dr. v. Scala, Konstantinopel zur Zeit Justinians]
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https://doi.org/10.11588/diglit.52692#0328

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318 Konſtantinopel zur Zeit Juſtinians.

hauptungen mähriſcher und niederländiſcher Wiedertäufer ſuchte Jörg in ſeinem
Werke „Deutſchland in der Revolutionsperiode von 1522 bis 1526“ darzuthun,
daß Käſer ein Wiedertäufer geweſen fei.* Dieſem Verſuche, „einen der edelſten
Namen aus der Reihe der Märtyrer der lutheriſchen Kirche auszulöſchen“, trat
Heberle in einem Aufſatze in der Zeitſchrift für Proteſtantismus und Kirche,
Neue Folge, Bd. 32, Erlangen 1856 „Leonhard Kaiſer, ein lutheriſcher, kein
anabaptiſtiſcher Blutzeuge“ umſichtig und überzeugend entgegen. Wenngleich,
außer Jörg und Wiedemann, auch Cornelius Käſer zu den Wiedertäufern rechnet,
ſo hält doch mit vollem Recht der Lutherbiograph Köſtlin an der Eigenſchaft.
Käſers als eines lutheriſchen Märtyrers feſt.
München. Aurelius Schmid.

Konſtantinopel zur Zeit Juſtinians.

Dr. v. Scala, Privatdocent an der Univerſität in Innsbruck, hielt vor
kurzem im orientaliſchen Muſeum zu Wien einen Vortrag über die wichtigſten
Beziehungen des Orientes zum Occidente hinſichtlich der Kultur, der Staats—
einrichtungen, der bildenden Künſte, des Volkslebens, der Sitten, des Handels
u. ſ. w., in welchem ein ſehr reiches Material in äußerſt anſprechender Form
verwertet wird. An die zuſammenhängende, jedem Laien verſtändliche Dar—
ſtellung reihen ſich Anmerkungen wiſſenſchaftlichen Charakters mit wertvollen
Hinweiſen auf die benützten Quellen.

Ein fein ausgeführtes Bild der oſtrömiſchen Reſidenz im 6. Jahrhundert
entwirft der Verfaſſer in nachfolgender Schilderung:

„Auf einer byzantiniſchen Dromone über die blau, grün und weiß ſchim—
mernden Fluten des Bosporus dahingleitend, ſehen wir über den ſanft ge—
ſchwungenen nikomediſchen Bergen des bithyniſchen Olympos ſchneeige Häupter
zur Rechten auftauchen: Aſiens Wahrzeichen. Uns aber lockt zur Linken die
gewaltige Weltſtadt mit ihren Paläſten und Kuppelkirchen; hinter den ſtarken
Uferſchutzwellen ragt zwiſchen dem langgeſtreckten Hippodrom und dem reich—
gegliederten kaiſerlichen Palaſt die Hagia Sophia empor, deren metallbekleidete
Kuppeln im Sonnengolde leuchten. Im Golf des goldenen Horn windet ſich
unſer Schiff durch Hunderte von Dromonen und kleineren Fahrzeugen, genau—
wie wir uns, glücklich gelandet, durch die bunte Menge drängen müſſen, um
durch ein Gewirre von breithoſigen, beturbanten Bulgaren, gelben häßlichen
Hunnen, Perſern mit hohen Schaffellmützen zur Sophienkirche zu gelangen. In
das Innere, das wir nun betreten, fallen aus 40 Fenſtern mächtige Ströme
von Licht, auf den ſchimmernden Jaſpis-, Porphyr-, Alabaſter- und Marmor—
ſäulen weilend, über die Perlmutter-Inkruſtationen der Wände hinirrend, von

Der k. £. Hofrat Dr. Joſeph Beck in Wien, der Herausgeber der ſchon erwähnten Ge—
ſchichtsbücher der Wiedertäufer in Oeſterreich-Ungarn in den Fontes Rerum Austriacarum, eine
Autorität auf dem Gebiete der Geſchichte der Wiedertäufer, erklärte dem Verfaſſer dieſes Aufſatzes:
Käſer werde allerdings in allen Quellen der Wiedertäufer als ſolcher aufgeführt, er habe jedoch
nirgends einen vor der Kritik ſtichhaltigen Beweis dafür gefunden, müſſe vielmehr das Gegenteil
annehmen. Die Aufnahme Käſers in die anabaptiſtiſchen Märtyrerverzeichniſſe möge zuerſt durch den
überhaupt unkritiſchen Ambroſius Reſch (geſt. 1592) erfolgt ſein.
 
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