Menſchenjagd im Fichtelgebirge im vorigen Zahrhundert.
Zum Zigeunerunweſen des 18. Jahrhunderts liefern die im bayeriſchen Be—
zirksamte Berneck lagernden voluminöſen Akten betreffs des „Diebs⸗, Rauberiſch⸗,
Zigeuner-, Jauneriſch, Herrenloſes und anderes Bettel-Geſindels“, wie ſich
des Löbl. Fränkiſchen Kreyßes Pönal „Patent“ vom Jahre 1746 ausdrückt,
einen ausgiebigen Beitrag.
Das Studium des umfangreichen Konvoluts iſt ein nicht beſonders an—
ziehendes; die unſympathiſchen, von der geordneten bürgerlichen Geſellſchaft
ausgeſtoßenen Horden einerſeits, die Mittel der erſteren, ſich dieſer zu er—
wehren, ſie ſchließlich „auszurotten“, welche in einer haarſträubenden Juſtiz—
pflege zu Tage treten, andererſeits erwecken eine düſtere Stimmung in dem
Leſer und wir freuen uns ſchließlich aufrichtig, daß jene Zeit hinter uns liegt.
Kaſpar Bruſch (1542) nennt als „frembde Leut“ im Fichtelgebirge mit
den Walen: den wälſchen Goldſuchern, auch Zigeuner, und mündliche Nach—
richten ſowohl als örtliche Spuren und vor allem gerichtliche Belege beſtätigen,
daß dies Gebirge lange Zeit hindurch ein Lieblingsaufenthalt dieſes ſeltſamen
Volkes war.
Auf der Luiſenburg Euchsburg), ſüdwärts gegen das Dorf Wendern zu,
iſt ein felſiger Grund, das Lager genannt, da ſich hier zu Ende des 17. Jahr—
hunderts öfters Zigeuner niederließen. Ein flaches Felſenſtück in der Nähe
der Ruine Epprechtſtein hieß man die kalte Küche, weil hier Zigeuner manch—
mal ihre Mahlzeit bereitet haben. Auch der Kornberg hat ſeinen Zigeunerſtein.
Unterhalb der Felſen des großen Waldſteins, da wo der Weg zum ehemaligen
Thor der Feſte emporführt, hatten Zigeuner einen Garten angelegt, wes—
halb der Platz im Volksmunde den Namen Zigeunergarten führt. Bis zur
Erbauung des dicht daneben ſtehenden Waldhauſes wurde dieſe Stelle am
Johannistage von Landleuten aufgeſucht, um hier Kräuter und Blumen zu
pflücken, welchen, als Thee verwendet, eine beſonders heilſame Kraft zuge—
ſchrieben ward. Der heidniſche Gebrauch, zur Zeit der Sonnenwende Heil—
kräuter zu ſuchen und Zauberwurzeln zu graben, fiel hier mit den Zigeuner—
traditionen zuſammen. Unweit Weiſſenſtadt liegt die Zigeunermühle re.
In früheren Zeiten ſcheint das Einvernehmen zwiſchen der eingeſeſſenen
Bevölkerung und den fremden Gäſten ein leidliches geweſen zu ſein. Beſonders
ſtanden die „Feuerkugeln“ in Anſehen, welche von den Zigeunern zur Siche—
rung gegen Brandſchaden abgegeben wurden. Eine ſolche Kugel wurde in
neuerer Zeit im Grunde des Pfarrhauſes zu Weiſſenſtadt, drei dergleichen
im Grundſtein des Münchberger Rathauſes gefunden. Es ſind ſogenannte
Zum Zigeunerunweſen des 18. Jahrhunderts liefern die im bayeriſchen Be—
zirksamte Berneck lagernden voluminöſen Akten betreffs des „Diebs⸗, Rauberiſch⸗,
Zigeuner-, Jauneriſch, Herrenloſes und anderes Bettel-Geſindels“, wie ſich
des Löbl. Fränkiſchen Kreyßes Pönal „Patent“ vom Jahre 1746 ausdrückt,
einen ausgiebigen Beitrag.
Das Studium des umfangreichen Konvoluts iſt ein nicht beſonders an—
ziehendes; die unſympathiſchen, von der geordneten bürgerlichen Geſellſchaft
ausgeſtoßenen Horden einerſeits, die Mittel der erſteren, ſich dieſer zu er—
wehren, ſie ſchließlich „auszurotten“, welche in einer haarſträubenden Juſtiz—
pflege zu Tage treten, andererſeits erwecken eine düſtere Stimmung in dem
Leſer und wir freuen uns ſchließlich aufrichtig, daß jene Zeit hinter uns liegt.
Kaſpar Bruſch (1542) nennt als „frembde Leut“ im Fichtelgebirge mit
den Walen: den wälſchen Goldſuchern, auch Zigeuner, und mündliche Nach—
richten ſowohl als örtliche Spuren und vor allem gerichtliche Belege beſtätigen,
daß dies Gebirge lange Zeit hindurch ein Lieblingsaufenthalt dieſes ſeltſamen
Volkes war.
Auf der Luiſenburg Euchsburg), ſüdwärts gegen das Dorf Wendern zu,
iſt ein felſiger Grund, das Lager genannt, da ſich hier zu Ende des 17. Jahr—
hunderts öfters Zigeuner niederließen. Ein flaches Felſenſtück in der Nähe
der Ruine Epprechtſtein hieß man die kalte Küche, weil hier Zigeuner manch—
mal ihre Mahlzeit bereitet haben. Auch der Kornberg hat ſeinen Zigeunerſtein.
Unterhalb der Felſen des großen Waldſteins, da wo der Weg zum ehemaligen
Thor der Feſte emporführt, hatten Zigeuner einen Garten angelegt, wes—
halb der Platz im Volksmunde den Namen Zigeunergarten führt. Bis zur
Erbauung des dicht daneben ſtehenden Waldhauſes wurde dieſe Stelle am
Johannistage von Landleuten aufgeſucht, um hier Kräuter und Blumen zu
pflücken, welchen, als Thee verwendet, eine beſonders heilſame Kraft zuge—
ſchrieben ward. Der heidniſche Gebrauch, zur Zeit der Sonnenwende Heil—
kräuter zu ſuchen und Zauberwurzeln zu graben, fiel hier mit den Zigeuner—
traditionen zuſammen. Unweit Weiſſenſtadt liegt die Zigeunermühle re.
In früheren Zeiten ſcheint das Einvernehmen zwiſchen der eingeſeſſenen
Bevölkerung und den fremden Gäſten ein leidliches geweſen zu ſein. Beſonders
ſtanden die „Feuerkugeln“ in Anſehen, welche von den Zigeunern zur Siche—
rung gegen Brandſchaden abgegeben wurden. Eine ſolche Kugel wurde in
neuerer Zeit im Grunde des Pfarrhauſes zu Weiſſenſtadt, drei dergleichen
im Grundſtein des Münchberger Rathauſes gefunden. Es ſind ſogenannte