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Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte — 4.1887

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Lautenbacher, Joseph: Ludwig Uhland
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https://doi.org/10.11588/diglit.52692#0296

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Zudwig Ahland.
Von

Zoſeph Kaufenbacher.

Als im November 1862 die Kunde von Uhlands Ableben
ſchmerzend durch die deutſchen Lande drang und auch an Friedrich
Hebbels Ohr ſchlug, ſchrieb er in ſein Tagebuch, es ſei Uhland
der einzige Dichter, von dem er ganz gewiß wiſſe, daß er auf die
Nachwelt komme, nicht als Name, ſondern als fortwirkende lebendige
Perſönlichkeit. Der gewaltige Holſteiner Poet war ein getreuer,
feuxiger, in früheren Jahren wohl etwas ungeſtümer Verehrer
Uhlands, der nach dem Bekenntnis Hebbels auf Entſtehung und
Weſenheit ſeiner eigenen lyriſchen Gedichte den größtmöglichen
Einfluß gehabt hat. Wie ihn dieſe ſeine Bewunderung bisweilen
zu ungerechten Urteilen über andere verleitete, ſo hätte ſie ihn
auch hier über das Ziel ſchießen laſſen können. Das Viertel eines
Jahrhunderts — und welches inhaltsreiche und wechſelvolle Viertel!
— iſt inzwiſchen vorübergerauſcht, ſeit ſich das Grab über Ludwig
Uhland ſchloß, ſeit dieſe Worte niedergeſchrieben wurden. Raſch
und viel, jetzt nach Grundſatz, dann nach Laune, hat ſich in dieſer
Zeit Neigung und Geſchmack geändert und gewendet. Gar vieles,
und zwar nicht immer nur das Bedeutungsloſe, iſt vergeſſen und
auf die Seite geſtellt worden. An Uhland aber ſind alle dieſe
Wandelungen unſchädlich vorübergegangen. Die Worte Hebbels,
freilich wohl auf länger gemünzt als auf ein Vierteljahrhundert,
ſind in dieſer Zeit wenigſtens nicht zu Schanden geworden, und
es hat den Anſchein, als ob ſie auch ferner recht behalten. Viele
ſeiner früher viel geltenden Zeitgenoſſen ſind bedeutend gefallen
in der Schätzung; von Fouqué z. B. den einſt ein großer Teil
der Nation dem Altmeiſter Goethe an die Seite ſetzte, erzählt
Grillparzer in ſeiner Selbſtbiographie, daß bei Nennung ſeines
 
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