Eine Kaiſerkrünung in Amantion.
Von
Villiam Fiſcher.
Seitdem die lateiniſchen Barone des Abendlandes und die
ſtolze Republik von San Marco am Goldenen Horn herrſchten,
war das drüben in Aſien neugegründete Kaiſerreich von Nikaia
der Hort des griechiſchen Nationalgedankens geworden. Geſtützt
auf die Nebenbuhler der Nobili am Rialto, die Genueſen, machte
Michael Palaiologos in einer Nacht dem lateiniſchen Kaiſertuͤm
ein Ende. Unter dem Jauchzen der Bevölkerung von Byzantion
ließ er ſich in der altehrwürdigen Kirche, welche der Kaiſer Juſti⸗
nianos dex Große zu Ehren der göttlichen Weisheit erbaut hatte
krönen. Nie wohl hat es in Byzantion eine Krönung gegeben
welche mit größerer Begeiſterung von allen Kreiſen des Volkes,
hoch wie niedrig, gefeiert wurde. Die Nation, ſich nun ſelbſt
wiedergegeben, ſchwamm in einem Meere von Wonne, Jubel und
Luſt, denn die Herrſchaft der ſchlimmer als der Tod gehaßten La⸗
teiner war dahin. Ein neues Zeitalter ſchien dem älteſten und
glänzendſten Throne der Chriſtenheit bevorzuſtehen und der neue
Kaiſer der Mann, die Hoffnungen der edelſten Männer der
Nation erfüllen zu können. Und in der That, ſoweit es ſein
Talent und die Verhältniſſe geſtatteten, hat er erreicht, was
möglich war; aber leider war der erſte Palaiologe auch der letzte
große Staatsmann und Held dieſer Dynaſtie. Schon mit ihm,
aber noch mehr freilich unter ſeinen Nachfolgern lebte die alte
Centraliſationspolitik des byzantiniſchen Reiches wieder auf, ein
ungeheurer Aufwand wurde für die Wiederherſtellung der alten
Reichshauptſtadt, die von den Lateinern ſo viel Uebles erlitten
hatte, gemacht, während man draußen in den Provinzen darbte. In
Zeitſchrift für Allgem. Geſchichte 20., 1887. Heft II. 6
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Von
Villiam Fiſcher.
Seitdem die lateiniſchen Barone des Abendlandes und die
ſtolze Republik von San Marco am Goldenen Horn herrſchten,
war das drüben in Aſien neugegründete Kaiſerreich von Nikaia
der Hort des griechiſchen Nationalgedankens geworden. Geſtützt
auf die Nebenbuhler der Nobili am Rialto, die Genueſen, machte
Michael Palaiologos in einer Nacht dem lateiniſchen Kaiſertuͤm
ein Ende. Unter dem Jauchzen der Bevölkerung von Byzantion
ließ er ſich in der altehrwürdigen Kirche, welche der Kaiſer Juſti⸗
nianos dex Große zu Ehren der göttlichen Weisheit erbaut hatte
krönen. Nie wohl hat es in Byzantion eine Krönung gegeben
welche mit größerer Begeiſterung von allen Kreiſen des Volkes,
hoch wie niedrig, gefeiert wurde. Die Nation, ſich nun ſelbſt
wiedergegeben, ſchwamm in einem Meere von Wonne, Jubel und
Luſt, denn die Herrſchaft der ſchlimmer als der Tod gehaßten La⸗
teiner war dahin. Ein neues Zeitalter ſchien dem älteſten und
glänzendſten Throne der Chriſtenheit bevorzuſtehen und der neue
Kaiſer der Mann, die Hoffnungen der edelſten Männer der
Nation erfüllen zu können. Und in der That, ſoweit es ſein
Talent und die Verhältniſſe geſtatteten, hat er erreicht, was
möglich war; aber leider war der erſte Palaiologe auch der letzte
große Staatsmann und Held dieſer Dynaſtie. Schon mit ihm,
aber noch mehr freilich unter ſeinen Nachfolgern lebte die alte
Centraliſationspolitik des byzantiniſchen Reiches wieder auf, ein
ungeheurer Aufwand wurde für die Wiederherſtellung der alten
Reichshauptſtadt, die von den Lateinern ſo viel Uebles erlitten
hatte, gemacht, während man draußen in den Provinzen darbte. In
Zeitſchrift für Allgem. Geſchichte 20., 1887. Heft II. 6
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