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Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte — 4.1887

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Trost, Karl: Die Anfänge neuzeitlicher Dichtung im württembergischen Schwaben
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https://doi.org/10.11588/diglit.52692#0604

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die Aufünge neimeitlider Dichtung im württembergifden
Ichwaben.

Von
Karl Troſt.

Keine geſchichtliche Darſtellung, die ihren Stoff irgend einem
Gebiete des Kulturlebens entnimmt, wird ſich künftighin der Auf—
gabe entſchlagen dürfen, den tieferen Zuſammenhang auch für
ſcheinbar nur äußerlich nebeneinander herlaufende Entwickelungen
zu erkennen und nachzuweiſen in der Einheit des nationalen
Geiſtes, deſſen Erzeugniſſe wir in den religiöſen und ſittlichen
Ideen, in Recht und Staat, in der Dichtung, in jeder künſtleriſchen
und wiſſenſchaftlichen Bethätigung vor uns haben. Der Volksgeiſt
ſelbſt aber erſcheint keineswegs in der blaſſen Abgezogenheit eines
Begriffs, ſondern, je größer der innere Reichtum und die Lebens—
kraft eines Volkes, deſto mannigfaltiger wird die Spiegelung ſein,
welche die Kulturideen in der Eigenart der von der Nation um—
faßten Stämme oder Stände erfahren. Daß Schiller ein Schwabe
geweſen, war für unſere Romantiker ein Anlaß zu fader Witzelei;
der ernſte Sinn des heutigen Forſchers wird in der Seele des
großen ſchwäbiſchen Dramatikers die Grundzüge aufſuchen der all—
gemeinen ſchwäbiſchen Volksnatur, wird weiterhin, mit patriotiſcher
Freude, im echten Schwaben den echten Deutſchen erkennen. Von
dieſem Geſichtspunkt aus betrachtet gewinnen die Anfänge neu—
zeitlicher Dichtung in Schwaben ihr beſonderes Intereſſe als Bei—
trag zur Entwickelungsgeſchichte des nationalen Geiſtes.

Der Anteil, welchen der alemanniſche oder ſchwäbiſche Volks—
ſtamm am Wiedererwachen dichteriſchen Lebens in Deutſchland in
der erſten Hälfte des vorigen Jahrhunderts genommen, iſt ein ſehr
bedeutender. Es genügt, an Drollinger zu erinnern, an Bodmer
und Breitinger, vor allen an den großen Albrecht von Haller.
 
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