DOI Artikel:
Bauer, Adolf: Inschriften, Handschriften und neue Papyrusfunde
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.52692#0411
Inſchriften, handſchriften und neue Papyrusfunde,
Von
Adolf Bauer.
Die folgenden Zeilen ſollen einen neuerlichen Bericht (vergl.
I. Bd. S. 216 ff.) über die in dem letzten Jahrzehnt in Aegypten
gefundenen Papyri geben. Bei dieſem Anlaß erſcheint es mir nicht
ungeeignet, eine kurze Auseinanderſetzung über die ſchriftliche
Hinterlaſſenſchaft aus dem Altertum im allgemeinen vorauszu—
ſchicken. Dieſelbe ſoll die Berechtigung der üblichen Einteilungen
dieſes Materials unterſuchen, ferner die im Altertum bei der Auf—
zeichnung herrſchenden Gepflogenheiten mit Rückſicht auf den mo—
dernen Brauch erörtern, endlich das Verhältnis jener inſchrift—
lichen und handſchriftlichen Quellen, deren Kenntnis eine ver—
hältnismäßig junge iſt, zu den ſchon länger bekannten darlegen.
Die große Mannigfaltigkeit des ſchriftlich Aufgezeichneten
nötigte bei deſſen Einteilung vom Inhalt gänzlich abzuſehen und
die Scheidung nach äußeren Geſichtspunkten zu verſuchen. Das
gilt für das Altertum wie für die Gegenwart gleichmäßig.
Urſprünglich iſt zu allen Zeiten die Handſchrift das einzige
und ausſchließlich angewendete Verfahren, um eine Mitteilung zu
machen, ſoweit dieſelbe nicht mündlich iſt; alles Geſchriebene geht
in letzter Linie auf eine Originalhandſchrift zurück, ſei es, daß der
Verfaſſer ſelbſt ſich dieſes Mittels bedient, ſei es, daß das ge—
ſprochene Wort von einem anderen durch die Schrift feſtgehalten
wird. Selten bleibt die Aufzeichnung auf dieſe erſte Niederſchrift
beſchränkt, noch ſeltener ſind uns ſolche aus dem Altertum er—
halten. Die Beſchaffenheit der erſten Niederſchrift iſt alſo für
eine Einteilung des Geſchriebenen nicht verwendbar, da das
Verfahren, welches dabei befolgt wird, immer und überall das
gleiche iſt und das Material, das dabei angewendet wird, nicht in
Zeitſchrift für Allgem. Geſchichte 20., 1887. Heft VI. 26
Von
Adolf Bauer.
Die folgenden Zeilen ſollen einen neuerlichen Bericht (vergl.
I. Bd. S. 216 ff.) über die in dem letzten Jahrzehnt in Aegypten
gefundenen Papyri geben. Bei dieſem Anlaß erſcheint es mir nicht
ungeeignet, eine kurze Auseinanderſetzung über die ſchriftliche
Hinterlaſſenſchaft aus dem Altertum im allgemeinen vorauszu—
ſchicken. Dieſelbe ſoll die Berechtigung der üblichen Einteilungen
dieſes Materials unterſuchen, ferner die im Altertum bei der Auf—
zeichnung herrſchenden Gepflogenheiten mit Rückſicht auf den mo—
dernen Brauch erörtern, endlich das Verhältnis jener inſchrift—
lichen und handſchriftlichen Quellen, deren Kenntnis eine ver—
hältnismäßig junge iſt, zu den ſchon länger bekannten darlegen.
Die große Mannigfaltigkeit des ſchriftlich Aufgezeichneten
nötigte bei deſſen Einteilung vom Inhalt gänzlich abzuſehen und
die Scheidung nach äußeren Geſichtspunkten zu verſuchen. Das
gilt für das Altertum wie für die Gegenwart gleichmäßig.
Urſprünglich iſt zu allen Zeiten die Handſchrift das einzige
und ausſchließlich angewendete Verfahren, um eine Mitteilung zu
machen, ſoweit dieſelbe nicht mündlich iſt; alles Geſchriebene geht
in letzter Linie auf eine Originalhandſchrift zurück, ſei es, daß der
Verfaſſer ſelbſt ſich dieſes Mittels bedient, ſei es, daß das ge—
ſprochene Wort von einem anderen durch die Schrift feſtgehalten
wird. Selten bleibt die Aufzeichnung auf dieſe erſte Niederſchrift
beſchränkt, noch ſeltener ſind uns ſolche aus dem Altertum er—
halten. Die Beſchaffenheit der erſten Niederſchrift iſt alſo für
eine Einteilung des Geſchriebenen nicht verwendbar, da das
Verfahren, welches dabei befolgt wird, immer und überall das
gleiche iſt und das Material, das dabei angewendet wird, nicht in
Zeitſchrift für Allgem. Geſchichte 20., 1887. Heft VI. 26