die evangeliſchen Stände im Erzherzogkum eſtreich und
die Gegenreformation.
Von
Hermann von Egloffſtein.
Bei der Beurteilung der katholiſchen Reſtaurationsbeſtrebungen
im 16. und 17. Jahrhundert hat man lange Zeit hindurch faſt
ausſchließlich die kirchliche und religiöſe Seite derſelben ins Auge
gefaßt. Damit iſt jedoch das Weſen dieſer ſogenannten Gegen—
reformation noch lange nicht erſchöpft. Den richtigen Geſichts—
punkt für ihre Betrachtung gewinnen wir vielmehr nur dann,
wenn wir uns vor Augen halten, daß ſie auch ihre politiſche
Seite beſitzt, oder deutlicher geſagt, daß die Reformbeſtrebungen
in der römiſchen Kirche ſich verbinden mit den Beſtrebungen der
landesfürſtlichen Gewalten, eine unumſchränkte Herrſchaft zu be—
gründen.
Der Kampf der alten Kirche mit dem Proteſtantismus fällt
zeitlich zuſammen mit den politiſchen Kämpfen, in denen ſich bei
den meiſten Völkern des Abendlandes das bisherige lehnsrecht—
liche Verhältnis des Unterthanen zum Landesherrn in ein Ver—
hältnis unmittelbarer und unbedingter Abhängigkeit umbildet.
Der zwiſchen beiden beſtehende Gegenſatz wird von jetzt ab viel—
fach verſchärft durch die religiöſe Spaltung.
Beide Glaubensparteien, die proteſtantiſche wie die katholiſche,
betrachten die neue Lehre, abgeſehen von ihrer religiöſen Ueber—
zeugung, als eine Waffe zur Bekämpfung des Gegners. Bleibt
der Landesherr katholiſch, ſo ſchließen ſich ſeine Vaſallen mit
verdoppeltem Eifer der proteſtantiſchen Sache an, in der Hoffnung,
dadurch deſto eher ihr Ziel, die ſtändiſche Unabhängigkeit, zu er—
reichen. Umgekehrt ſtrebt wieder die katholiſch-geſinnte Obrigkeit mit
allen Mitteln danach, den Proteſtantismus auszurotten und die
die Gegenreformation.
Von
Hermann von Egloffſtein.
Bei der Beurteilung der katholiſchen Reſtaurationsbeſtrebungen
im 16. und 17. Jahrhundert hat man lange Zeit hindurch faſt
ausſchließlich die kirchliche und religiöſe Seite derſelben ins Auge
gefaßt. Damit iſt jedoch das Weſen dieſer ſogenannten Gegen—
reformation noch lange nicht erſchöpft. Den richtigen Geſichts—
punkt für ihre Betrachtung gewinnen wir vielmehr nur dann,
wenn wir uns vor Augen halten, daß ſie auch ihre politiſche
Seite beſitzt, oder deutlicher geſagt, daß die Reformbeſtrebungen
in der römiſchen Kirche ſich verbinden mit den Beſtrebungen der
landesfürſtlichen Gewalten, eine unumſchränkte Herrſchaft zu be—
gründen.
Der Kampf der alten Kirche mit dem Proteſtantismus fällt
zeitlich zuſammen mit den politiſchen Kämpfen, in denen ſich bei
den meiſten Völkern des Abendlandes das bisherige lehnsrecht—
liche Verhältnis des Unterthanen zum Landesherrn in ein Ver—
hältnis unmittelbarer und unbedingter Abhängigkeit umbildet.
Der zwiſchen beiden beſtehende Gegenſatz wird von jetzt ab viel—
fach verſchärft durch die religiöſe Spaltung.
Beide Glaubensparteien, die proteſtantiſche wie die katholiſche,
betrachten die neue Lehre, abgeſehen von ihrer religiöſen Ueber—
zeugung, als eine Waffe zur Bekämpfung des Gegners. Bleibt
der Landesherr katholiſch, ſo ſchließen ſich ſeine Vaſallen mit
verdoppeltem Eifer der proteſtantiſchen Sache an, in der Hoffnung,
dadurch deſto eher ihr Ziel, die ſtändiſche Unabhängigkeit, zu er—
reichen. Umgekehrt ſtrebt wieder die katholiſch-geſinnte Obrigkeit mit
allen Mitteln danach, den Proteſtantismus auszurotten und die