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Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte — 4.1887

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Zwiedineck-Südenhorst, Hans von: Die Denkwürdigkeiten des Grafen Dikthum
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https://doi.org/10.11588/diglit.52692#0226

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die Denkwürdigkeiten des Grafen Vitzihnn.

Von

H. von Zwiedineck-Hüdenhorſt.

Nächſt den von Poſchinger bearbeiteten Akten zur Geſchichte
Preußens und des Bundestages gibt es bis jetzt in deutſcher
Sprache für die Zeit von 1848 bis 1866 keine wichtigere und
intereſſantere Quellenſammlung zur europäiſchen Geſchichte als das
Werk des damaligen ſächſiſchen Geſandten Carl Friedrich Graf
Vitzthum von Eckſtädt „St. Petersburg und London in den Jahren
1852 — 1864“ Stuttgart, Cotta, 1886). Wer ſollte auch den
Geſchichtſchreiber beſſer belehren können, als ein Mann von Geiſt
und gründlicher Bildung, auch von einer mit dieſer nicht immer
verbundenen Neigung zu ſelbſtändigem Denken und Beobachten,
der ſowohl durch amtliche Stellung als durch freundſchaftliche
Beziehungen, welche durch ſeine perſönlichen Eigenſchaften begründet
wurden, in die Lage kam, mit den Lenkern der großen Politik
in unmittelbaren Verkehr zu treten, ihre Anſchauungen und deren
Veränderungen kennen zu lernen, ihren Charakter zu ſtudieren
und ſie ſogar in jenen Augenblicken zu belauſchen, in welchen
Wille und That in ununterbrochener Gegeneinanderwirkung ſtehen
müſſen. Als Vertreter eines Staates, der in keiner Frage ent—
ſcheidenden Einfluß zu nehmen berufen war und doch bisweilen
in eine oder die andere Kombination einbezogen werden konnte,
deſſen Feindſchaft niemanden ernſtlich gefährdete, deſſen Freund—
ſchaft aber ſelbſt dem Mächtigſten in einer Zeit nicht gleichgültig
war, welche durch beſonders raſche und unerwartete Schwerpunkt—
veränderungen gekennzeichnet iſt, konnte Graf Vitzthum ſo manche
Verhältniſſe und Perſönlichkeiten genauer kennen lernen, als der
Geſandte einer Großmacht, dem ſeine Kollegen ſelten anders, als
von beſtimmten Abſichten geleitet und in gewiſſem Grade zur
 
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