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Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte — 4.1887

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Gregorovius, Ferdinand: Der Hegelianer Augusto Vera
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https://doi.org/10.11588/diglit.52692#0571

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der Hegelianer Auguſto Vera.
Von

Jerdinand Gregorovius.

Dem berühmten Hegelianer Auguſto Vera ein biographiſches
Denkmal zu ſetzen, dazu war vor vielen anderen Stalienern
Raffaele Mariano wohl berufen. Er iſt ſein vertrauteſter Schüler
geweſen und von ihm in die deutſche Philoſophie eingeweiht wor—
den; er ſetzt auch den Kampf ſeines Meiſters mutig fort, nicht
nur gegen den Katholicismus in ſeiner Form als vatikaniſche
oder päpſtliche Religion, ſondern auch gegen den Skepticismus
und die religiöſe Gleichgültigkeit der Italiener ſelbſt. Freilich teilt
der Schüler mit dem Lehrer dasſelbe Schickſal des Predigers in
der Wüſte.

Mariano wurde vor zwei Jahren, wie ich annehmen darf,
durch den Einfluß Veras, von der philoſophiſchen Fakultät der
Univerſität Neapel auf den dort neu eingerichteten Lehrſtuhl der
Philoſophie der Kirchengeſchichte berufen, was im Lager der
Papiſten lauten Widerſpruch hervorrief, aber dem unabhängigen
Sinne jener Fakultät wie dem italieniſchen Kultusminiſterium zur
Thre gereichte. Durch manche ſeiner Schriften, zumal ſein ins
Deutſche überſetztes Buch „Chriſtentum, Katholicismus und Civili—
ſation“ iſt er auch bei uns als einer der vorurteilsloſeſten und
tapferſten Schriftſteller Italiens auf dem Gebiet der philoſophiſch—
religiöſen Litteratur bekannt. Auch durch die Biographie ſeines
Lehrers hat er ſich ein neues Recht auf unſre Sympathie er—
worben, denn einen gleich ſcharfſinnigen und gleich begeiſterten
Apoſtel, wie Vera, hat die hegelſche Philoſophie kaum im Aus—
lande gehabt. Wie ſehr auch heute dies Denkſyſtem ſeinen Ort
am Horizont des deutſchen Geiſteslebens verändert haben mag, ſo
ſtand es doch zwei Decennien lang im Zenith Europas; es hat
alle Gebiete des Wiſſens belebend und reinigend durchdrungen,

Zeitſchrift für Allgem. Geſchichte 2C0., 1887. Heft VIII. 36
 
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