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Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte — 4.1887

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Kaemmel, Otto: Die Germanisierung des deutschen Nordostens: eine Skizze, 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.52692#0824

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die Germanifierung des deutſchen Lordoſteus.
Eine Skizze.

Von

Otto Kaemmel.

II.

Einen energiſchen Anfang machte zuerſt Graf Adolf II. von
Wagrien. Unter dem Schutze Segebergs, das er 1143 wieder—
hergeſtellt, ſiedelte er in dem verödeten Lande Holſtein um Sege—
berg, Bornhöved und in dem ganzen Striche bis zum Ploenerſee,
Weſtfalen im Dargungau, Holländer um Eutin, Frieſen an der
Neuſtädter Bucht um Syſſel an; ganz im Oſten baute er 1143
Lübeck an der Stelle der heutigen Stadt zwiſchen Trave und
Wakenitz als deutſchen Marktort neu auf, der ſeine Bevölkerung
hauptſächlich aus Weſtfalen erhielt. Der verheerende Einfall Niklots
im Jahre 1147 traf die neue Kolonie ſchwer, entmutigte aber
nicht den Grafen, der ſeinen Grenzern zurief, Markmänner
wie ſie müßten harte Ausdauer bewähren und dürften ihr Blut
nicht ſparen. Auch die Kirche griff nun ein, Vizelin gründete
Boſau, und der Marktflecken Lübeck nahm von Tag zu Tag zu,
die Zahl ſeiner Kauffahrteiſchiffe vermehrte ſich, alles noch unter
beſtändiger Gefährdung durch Raubzüge der Nachbarn. Erſt all—
mählich beſſerte ſich die Lage. Biſchof Gerold gründete Eutin;
auf ſein Anſuchen ſandte Graf Adolf eine ſächſiſche Kolonie nach
Oldenburg, wo der Biſchof 1156 eine Kirche für ſie baute, und
erneuerte endlich Schloß Ploen gleichzeitig mit der Anlage eines
Marktes unter dem Schutze ſeiner Mauern. Die Slaven aber nahmen
allmählich ab im Lande. Voll freilich ſollte Graf Adolf die Früchte
ſeiner Arbeit nicht genießen. Denn als er ſich weigerte, der ge—
bieteriſchen Forderung Herzog Heinrichs gemäß, dieſem die Hälfte
von Lübeck und der Saline von Oldesloe zu überlaſſen, ſperrte
der Herzog, beſorgt um die Blüte ſeiner Städte Bardowiek und
Lüneburg, den Markt von Lübeck und verdarb die Salinen; ja er

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