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Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte — 4.1887

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[Rezension von: Moritz Brosch, Oliver Cromwell und die puritanische Revolution]
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https://doi.org/10.11588/diglit.52692#0238

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Die Bchlacht bei Worreſter.

Das Werk von Moritz Broſch: „Oliver Cromwell und die puritaniſche
Revolution“, gehört unſtreitig zu jener Klaſſe hiſtoriſcher Arbeiten, deren Not—
wendigkeit in demſelben Maße dringend wird, in welchem die Herausgabe von
Quellenſchriften fortſchreitet. Selbſt dem Fachmanne wird es nicht mehr möglich,
von allen den ihrer Natur nach ſehr umfangreichen Veröffentlichungen gründ—
lich Kenntnis zu nehmen, durch welche die Feſtſtellung des Thatſächlichen allein
ermöglicht wird. Man hat längſt die Ueberzeugung gewonnen, daß die Durch—
forſchung der Archive und die Veranſtaltung von gedruckten Sammlungen aller
als wertvoll erkannten Akten, Briefe und Dokumente die Grundbedingung
einer kritiſchen Geſchichtſchreibung iſt; man wird aber heute auch zugeben müſſen,
daß mit der Zuſammenfaſſung der eigentlichen hiſtoriſchen Reſultate nicht länger
gewartet werden kann, wenn man nicht auf den Ueberblick ſelbſt über enger
begrenzte Zeitabſchnitte gänzlich verzichten und in einem Meere von Material
als Detailkrämer untergehen will. Es iſt daher ſehr erfreulich, daß gegen—
wärtig beide Richtungen ziemlich gleichmäßig gefördert werden und ſich ſozu—
ſagen in die Hände arbeiten. Es wird dadurch nicht nur die Freude an ge—
ſchichtlicher Lektüre im Volke geweckt und genährt werden, da ſich dasſelbe in
der Lage ſieht, an der Thätigkeit der Forſcher und deren Erfolgen Anteil
nehmen zu können, es wird auch die Wiſſenſchaft ſelbſt nicht leer ausgehen,
denn es werden ſich aus der Vergleichung und Verarbeitung der Quellen ſtets
Anregungen zu weiterer Forſchung, ſowie zur richtigen Beurteilung der ver—
ſchiedenen Mitteilungen ergeben.

Broſch hat ſeinem Buche vor allem die „koſtbare Veröffentlichung der eng—
liſchen State Papers und die nicht minder koſtbare der Cromwellſchen Briefe
und Reden durch Carlyle“ zu Grunde gelegt. Dazu bringt er aus dem von
ihm ſelbſt gehobenen Schatze von Berichten der venezianiſchen Diplomaten, die
er im Staatsarchive von Venedig ſeit Jahren mit rühmlichem Fleiße ſammelt,
wertvolle Zugaben. Seines Stoffes vollkommen Herr, verſteht er es, mit be—
neidenswerter Klarheit die verwickelteſten Verhältniſſe auseinanderzuſetzen, ſo
daß bei allem Reichtume des ſtofflichen Inhaltes doch nirgends die gerundete,
geſchmackvolle Darſtellung vermißt wird. Als Beweis dafür möge unſeren.
Leſern ein kleiner, aber hochwichtiger Abſchnitt dienen, der ſich aus dem Zu—
ſammenhange loslöſen läßt, ohne daß das Verſtändnis desſelben erſchwert
würde. Er behandelt den vernichtenden Schlag, welchen Cromwell gegen den
 
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