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Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte — 4.1887

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Mayr-Deisinger, Karl: Georg Stobäus, Bischof von Lavant: 1585-1618. Ein Charakterbild aus der Restaurationszeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.52692#0134

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Georg Stobäus, Ziſchof von Savant,
1585 1618.

Ein Charakterbild aus der Reſtaurationszeit.

Von
Karl Aayr-Deiſtnger.

Es iſt bekannt, daß in der zweiten Hälfte des ſechzehnten
Jahrhunderts der größte und bedeutendſte Teil von Deutſchland
dem Proteſtantismus zugethan war. In geiſtliche und weltliche
Gebiete war die neue Lehre gleichmäßig gedrungen und wo die—
ſelbe nicht öffentlich bekannt werden durfte, waren ihre geheimen
Anhänger nur um ſo zahlreicher. Ohne Zweifel trugen die ſitt—
lichen Zuſtände des deutſchen Klerus und die innerhalb des Ka—
tholizismus herrſchende Unſicherheit über die wichtigſten Streit—
punkte der Reformationszeit nicht geringe Schuld an der Herbei—
führung dieſer Verhältniſſe. Erſt nach langem Zögern ſchuf hierin
die römiſche Kirche durch das Trienter Konzil eine durchgreifende
Ordnung. Zunächſt bereitete dasſelbe allen ſchwankenden Glaubens—
meinungen ein Ende. Aber man irrt ſich, wenn man glaubt,
daß auch die disziplinaren Vorſchriften des Konzils ſogleich ihre
wohlthätige Wirkung geäußert hätten. Für die nächſte Zeit war
davon wenig zu ſpüren. Wie in den üppigſten Jahren vor der
Kirchentrennung ſcheute ſich auch jetzt der Biſchof nicht, mit ſeinen
erwachſenen Söhnen, Muhmen und Baſen zur Jagd auszureiten,
und im ſüdlichen Deutſchland hielt der Geiſtliche nur allzu oft
noch die Schenke des Dorfes. Gebot dort ein Gutsherr ſeinem
Pfarrer, die Konkubine aus dem Haus zu ſchaffen, ſo brachte er
ſie geſchickt in einem benachbarten Herrſchaftsgebiet wieder unter.
Infolge des allgemeinen geiſtigen Niederganges, welchem Deutſch—
 
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