Gin böhmiſcher Hochverratsprozeß.
In ereignisvollen Tagen einer tiefbewegten Zeit iſt Licht und Raum für
Perſönlichkeiten gegeben, die am ſichern. Ufer ſtille zu ſtehen, oder an der Ober—
fläche der Strömung ſich nur paſſiv zu erhalten nicht vermögen.
Zwiſchen „Ambos oder Hammer“ finden ſich aber auch noch Leute, die
nicht minder geſchäftig emſig am Werke ſind, mit mehr oder weniger Geſchick
auf eigene Rechnung zu ſelbſteigenem Nutzen und Vorteil mitthun.
So finden wir denn in Böhmen in der Zeit von 1608—1618 in der Reihe
hervorragender Nänner auch einen, deſſen ganzer Lebenslauf in dem Streben
aufging, mit kluger Benutzung der Umſtände und mit. politiſcher Geſchmeidigkeit
die Stimmung und Richtung ſeiner Zeit für ſich auszubeuten. Von Haß und
Racheluſt angeſtachelt, mit der wilden Heftigkeit einer leidenſchaftlichen Seele,
gleichzeitig aber mit bewunderungswerter Feſtigkeit, mit zäher Ausdauer, außer—
ordentlicher Kühnheit, ja Lebensverachtung, verfolgte er ſein Ziel.
Es iſt Wenzel Wchynsky von Wchynic und Tettau, Herr auf Zäsmuk,
Rat und Kämmerer des Königs Mathias.
Wenzel Wchynsky (geb. 1572) war der älteſte Sohn Johann W. des
Aelteren, aus deſſen Ehe mit Anna Pauſar von Michnic. Johann war ritter⸗
ſchaftlicher Burggraf auf Karlſtein (1576—1586); als ſolcher widerſetzte er ſich
der Inſtallation des von K. Rudolph zum Dechant in Karlſtein ernannten
Domherrn Valentin. Vor den Kaiſer beſchieden, und von ſeinen Aufhetzern
verlaſſen, geſtand er, gebrochenen Mutes „aus Mangel an Ueberlegung ſo
thöricht“ gehandelt zu haben, und fiel mit ſeinem zwölfjährigen Sohne Wenzel
vor dem Kaiſer und ſeinen Räten demütig in die Knie. Dieſer Moment blieb
in dem Gedächtnis des Sohnes für alle Zeit unvertilgbar haften. Zwei Jahre
darauf (1598) gab des Vaters freundſchaftliches Verhältnis zu dem Oberſthof⸗
meiſter Georg von Lobkovie den Gegnern desſelben Veranlaſſung, auch gegen
Wchynsky einen Schlag zu führen. Der Oberſtlandſchreiber Spanovsky von
Liſov klagte ihn unter anderen Vergehen auch einer Täuſchung der Landtafel
an. Trotz Vermittlung und Friſterſtreckung vermochte er die Anſchuldigungen
nicht zu entkräften, und entging wenige Tage vor der Schlußverhandlung
dem für ihn kaum günſtigen Richterſpruch durch einen ſo plötzlichen Tod (27. April
1590), daß das Gerücht von einem Selbſtmord durch Gift nicht ganz unbegründet
erſcheinen mochte.
Dieſe zwei Begebenheiten aus dem Leben des Vaters und ſein unerwartet
ſchneller Tod blieben nicht ohne Einfluß auf den Sohn, die Richtung ſeiner
In ereignisvollen Tagen einer tiefbewegten Zeit iſt Licht und Raum für
Perſönlichkeiten gegeben, die am ſichern. Ufer ſtille zu ſtehen, oder an der Ober—
fläche der Strömung ſich nur paſſiv zu erhalten nicht vermögen.
Zwiſchen „Ambos oder Hammer“ finden ſich aber auch noch Leute, die
nicht minder geſchäftig emſig am Werke ſind, mit mehr oder weniger Geſchick
auf eigene Rechnung zu ſelbſteigenem Nutzen und Vorteil mitthun.
So finden wir denn in Böhmen in der Zeit von 1608—1618 in der Reihe
hervorragender Nänner auch einen, deſſen ganzer Lebenslauf in dem Streben
aufging, mit kluger Benutzung der Umſtände und mit. politiſcher Geſchmeidigkeit
die Stimmung und Richtung ſeiner Zeit für ſich auszubeuten. Von Haß und
Racheluſt angeſtachelt, mit der wilden Heftigkeit einer leidenſchaftlichen Seele,
gleichzeitig aber mit bewunderungswerter Feſtigkeit, mit zäher Ausdauer, außer—
ordentlicher Kühnheit, ja Lebensverachtung, verfolgte er ſein Ziel.
Es iſt Wenzel Wchynsky von Wchynic und Tettau, Herr auf Zäsmuk,
Rat und Kämmerer des Königs Mathias.
Wenzel Wchynsky (geb. 1572) war der älteſte Sohn Johann W. des
Aelteren, aus deſſen Ehe mit Anna Pauſar von Michnic. Johann war ritter⸗
ſchaftlicher Burggraf auf Karlſtein (1576—1586); als ſolcher widerſetzte er ſich
der Inſtallation des von K. Rudolph zum Dechant in Karlſtein ernannten
Domherrn Valentin. Vor den Kaiſer beſchieden, und von ſeinen Aufhetzern
verlaſſen, geſtand er, gebrochenen Mutes „aus Mangel an Ueberlegung ſo
thöricht“ gehandelt zu haben, und fiel mit ſeinem zwölfjährigen Sohne Wenzel
vor dem Kaiſer und ſeinen Räten demütig in die Knie. Dieſer Moment blieb
in dem Gedächtnis des Sohnes für alle Zeit unvertilgbar haften. Zwei Jahre
darauf (1598) gab des Vaters freundſchaftliches Verhältnis zu dem Oberſthof⸗
meiſter Georg von Lobkovie den Gegnern desſelben Veranlaſſung, auch gegen
Wchynsky einen Schlag zu führen. Der Oberſtlandſchreiber Spanovsky von
Liſov klagte ihn unter anderen Vergehen auch einer Täuſchung der Landtafel
an. Trotz Vermittlung und Friſterſtreckung vermochte er die Anſchuldigungen
nicht zu entkräften, und entging wenige Tage vor der Schlußverhandlung
dem für ihn kaum günſtigen Richterſpruch durch einen ſo plötzlichen Tod (27. April
1590), daß das Gerücht von einem Selbſtmord durch Gift nicht ganz unbegründet
erſcheinen mochte.
Dieſe zwei Begebenheiten aus dem Leben des Vaters und ſein unerwartet
ſchneller Tod blieben nicht ohne Einfluß auf den Sohn, die Richtung ſeiner