Die Eroberung von Ofen 1686.
„Ofen und Peſth, ihre Wiedereroberung im Jahre 1686“ nennt ſich ein
Prachtwerk, welches der Concipiſt des kaiſerlichen Staatsarchives in Wien,
Dr. Arpad Kaͤrolyi, im Auftrage der Landeshauptſtadt Budapeſt zur 200jährigen
Gedächtnisfeier aus Originalquellen verfaßt hat. Dasſelbe iſt mit den Bild—
niſſen fürſtlicher Perſönlichkeiten und hervorragender Heerführer, mit Typen
türkiſcher und ungariſcher Milizſoldaten, Plänen und Anſichten ſehr reich aus—
geſtattet und würde ſomit ſowohl den hiſtoriſchen Fachgenoſſen als auch einem
weiteren Leſerkreiſe beſtens zu empfehlen ſein — wenn es nicht in ungariſcher
Sprache geſchrieben wäre. Wir bedauern um ſo mehr, auf den Inhalt des Buches
nicht näher eingehen zu können, als die treffliche Schule und der anerkannte
Fleiß des Verfaſſers jedenfalls auf ſehr wertvolle Ergebniſſe und eine nam—
hafte Bereicherung unſeres Wiſſens ſchließen läßt. Dr. Kärolyi kann auch
kaum für die Grauſamkeit verantwortlich gemacht werden, die darin liegt, daß
man eine wiſſenſchaftliche Arbeit von allgemeiner Bedeutung in einer Sprache
herausgibt, die kaum von einem Prozent derjenigen verſtanden wird, die ſich
dafür intereſſieren. Oder glauben die Väter der magyariſchen Hauptſtadt,
glauben ihre gelehrten Korporationen, die alljährlich Tauſende von Druckbogen
in die Welt ſchicken, daß ſie dadurch die nichtmagyariſche Welt bewegen werden,
ihre Sprache zu erlernen? Die Deutſchen — die einzigen, denen man das
überhaupt zumutet — wären gewiß am eheſten dazu bereit, wenn ſie es nur
leiſten könnten. Nun hat aber ein deutſcher Gelehrter ohnehin die Aufgabe
und meiſt auch das redliche Bemühen, ſich die Sprachen der großen, die Welt—
geſchicke beſtimmenden Nationen ſoweit eigen zu machen, daß ihm ihre Litteratur
zugänglich wird; es iſt ihm platterdings unmöglich, dazu noch Magyariſch,
Polniſch, Tſchechiſch, Kroatiſch zu erlernen. Von Italienern, Engländern und
Franzoſen etwas Aehnliches zu verlangen, die ſich nur in ſeltenen Fällen zu
einer fremden Sprache bequemen, wäre hoffnungslos, und ſelbſt die ſprach—
gewandten Ruſſen werden dem Magyariſchen keine beſonderen Opfer bringen.
Oder ſollen die zahlreichen Publikationen der genannten und einiger anderer
kleinerer Völker ein Separatvermächtnis für die wenigen Landsleute ſein, die
überhaupt wiſſenſchaftliche Studien betreiben? — Der Budapeſter Gemeinderat
würde ſich den aufrichtigſten Dank aller Hiſtoriker und zahlreicher Freunde
hiſtoriſcher Lektüre verdient haben, wenn er für eine deutſche oder — wenn er
dies durchaus nicht über ſich bringen konnte — für eine franzöſiſche Ueberſetzung.
„Ofen und Peſth, ihre Wiedereroberung im Jahre 1686“ nennt ſich ein
Prachtwerk, welches der Concipiſt des kaiſerlichen Staatsarchives in Wien,
Dr. Arpad Kaͤrolyi, im Auftrage der Landeshauptſtadt Budapeſt zur 200jährigen
Gedächtnisfeier aus Originalquellen verfaßt hat. Dasſelbe iſt mit den Bild—
niſſen fürſtlicher Perſönlichkeiten und hervorragender Heerführer, mit Typen
türkiſcher und ungariſcher Milizſoldaten, Plänen und Anſichten ſehr reich aus—
geſtattet und würde ſomit ſowohl den hiſtoriſchen Fachgenoſſen als auch einem
weiteren Leſerkreiſe beſtens zu empfehlen ſein — wenn es nicht in ungariſcher
Sprache geſchrieben wäre. Wir bedauern um ſo mehr, auf den Inhalt des Buches
nicht näher eingehen zu können, als die treffliche Schule und der anerkannte
Fleiß des Verfaſſers jedenfalls auf ſehr wertvolle Ergebniſſe und eine nam—
hafte Bereicherung unſeres Wiſſens ſchließen läßt. Dr. Kärolyi kann auch
kaum für die Grauſamkeit verantwortlich gemacht werden, die darin liegt, daß
man eine wiſſenſchaftliche Arbeit von allgemeiner Bedeutung in einer Sprache
herausgibt, die kaum von einem Prozent derjenigen verſtanden wird, die ſich
dafür intereſſieren. Oder glauben die Väter der magyariſchen Hauptſtadt,
glauben ihre gelehrten Korporationen, die alljährlich Tauſende von Druckbogen
in die Welt ſchicken, daß ſie dadurch die nichtmagyariſche Welt bewegen werden,
ihre Sprache zu erlernen? Die Deutſchen — die einzigen, denen man das
überhaupt zumutet — wären gewiß am eheſten dazu bereit, wenn ſie es nur
leiſten könnten. Nun hat aber ein deutſcher Gelehrter ohnehin die Aufgabe
und meiſt auch das redliche Bemühen, ſich die Sprachen der großen, die Welt—
geſchicke beſtimmenden Nationen ſoweit eigen zu machen, daß ihm ihre Litteratur
zugänglich wird; es iſt ihm platterdings unmöglich, dazu noch Magyariſch,
Polniſch, Tſchechiſch, Kroatiſch zu erlernen. Von Italienern, Engländern und
Franzoſen etwas Aehnliches zu verlangen, die ſich nur in ſeltenen Fällen zu
einer fremden Sprache bequemen, wäre hoffnungslos, und ſelbſt die ſprach—
gewandten Ruſſen werden dem Magyariſchen keine beſonderen Opfer bringen.
Oder ſollen die zahlreichen Publikationen der genannten und einiger anderer
kleinerer Völker ein Separatvermächtnis für die wenigen Landsleute ſein, die
überhaupt wiſſenſchaftliche Studien betreiben? — Der Budapeſter Gemeinderat
würde ſich den aufrichtigſten Dank aller Hiſtoriker und zahlreicher Freunde
hiſtoriſcher Lektüre verdient haben, wenn er für eine deutſche oder — wenn er
dies durchaus nicht über ſich bringen konnte — für eine franzöſiſche Ueberſetzung.