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Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte — 4.1887

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Heigel, Karl Theodor von: Neue Denkwürdigkeiten vom pfalzbayrischen Hofe unter Karl Theodor, 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.52692#0559

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Neuc Denkwürdigkeiten vom pfalbayriſchen Hofe unter
Karl Theodor.

Von

K. Th. Heigel.
II. Schluß.

Als dieſe Beſtimmung ruchbar wurde, bemächtigte ſich bange
Sorge der Bewohner von Mannheim.

„Je näher die Zeit der Abreiſe des Churfürſten nach München
herankam, deſto lebhafter wurden die Gefühle und Kümmerniße
der Mannheimer Inwohner über ihr künftiges Schickſal. Die
Churfürſtliche Regierung, der Magiſtrat machten Vorſtellungen,
die alle damit abgefertigt wurden, daß ſich von dem gefaßten
Entſchluße aus wichtigen Staatsgründen nicht abgehen laße, daß
der Churfürſt ſeine treuen Pfälzer und beſonders die Bürger
Mannheims in anderem Wege zu entſchädigen ſich vorbehalte, und
von Zeit zu Zeit ſich bey ihnen aufhalten werde. Damit war
freylich wenig Troſt geſchafft, und noch weniger waren die nieder—
geſchlagenen Gemüther beruhigt. Als eines Abends der Chur—
fürſt und die Churfürſtin im Schauſpiele waren, ſammelten ſich
einige Tauſend Menſchen, alt und jung, Männer und Weiber in
den Straßen, von dem Schauſpielhauſe bis zum Schloße, wodurch
ſie fahren mußten. Als nun Beide nach Hauſe fuhren, warf ſich
all dieſes Volk auf die Erde, die Weiber hoben ihre Säuglinge,
die Männer ihre Kinder empor, und alles ſchrie um Gnade für
die arme Stadt: es war ein rührender, ſchaudervoller Auftritt,
die Churfürſtin weinte in dem Wagen an der Seite des Chur—
fürſten und war ſo bewegt, daß ſie im Schloße mit Mühe die
Stiege hinauf gebracht werden konnte. Hierauf kam wieder ein
Reſkript des Inhalts, wie die vorigen, der Polizey aber wurde
aufgetragen, dergleichen Auftritte künftig zu verhüten.“
 
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