Eine Kaiſerkrönung in Byzantion. 87
Zuſammenſtellung der verſchiedenen Beamtenkategorien, der Hof⸗,
Civil- und Militärämter, mit offiziellem Charakter, alſo eine Art
Staatshandbuch, dieſes von Georgios Kodinos, gewöhnlich De offi-
ciis aulae Constantinopolitanae betitelt, aus dem 15. Jahrhundert,
eine Kompilation ähnlich der des Kaiſers Konſtantinos VII. aus älte—
ren Werken, welche man taxııxd oder tAEsıc, im lateiniſchen Mittel⸗
alter ordinales oder ordines nannte. Letzteres enthält unter vielem
anderen auch einige Hofrangordnungen des byzantiniſchen Reiches.
Dieſe beiden Werke in Verbindung mit den anderen genannten
geben uns ein ziemlich anſchauliches Bild von dem geſamten Be—
amtenorganismus des Reiches und ſeinen verſchiedenen Abſtufungen.
Da finden wir verſchiedene Hofrangordnungen mit den Aende—
rungen, die ſie im Laufe der Zeiten erlitten haben, — ſie ſind
freilich nicht ſehr groß, denn wie überhaupt der ganze Charakter
des Byzantinismus durchaus konſervativer Natur iſt, ſo folgt man
auch hier in der Hauptſache den alten gleichſam geheiligten Tradi—
tionen und hält den Wuſt früherer Jahrhunderte mit einer Zähig—
keit feſt, die einer beſſeren Sache würdig geweſen wäre —, da
finden wir die verſchiedenen Würden mit ihrem unendlichen Krims—
krams von Titeln, Anreden, Bezügen, Befugniſſen, die verſchiedenen
Amtstrachten mit ihren glänzenden Gewändern, Emblemen und
unendlich mannigfaltigen Abſtufungen und was dem Aehnliches noch
mehr iſt. Es ſchwindelt einem der Kopf, wenn man dieſe groß—
artigen Kleinigkeiten nur lieſt. Man kann ſie eben nur dann be—
greifen, wenn man ſich fortwährend vorhält, daß ſie dem ganzen
Charakter der byzantiniſchen Monarchie entſprungen ſind, in welcher
der Herrſcher, ich betone das nochmals, alles gilt und die einzige
Quelle der Ehre und des Anſehens iſt, alle übrigen dem Gemein—
wohl Dienenden nur verſchiedenartig gallonierte, verſchiedenartig
bezahlte und verſchiedenartig titulierte Diener ſind. Man kann ſich
kein raffinierteres Syſtem von lächerlichen Aeußerlichkeiten denken
als dies ganze byzantiniſche Hofceremoniell, und man müßte die
tauſend und abertauſend Räder und Räderchen mit ihren zopfigen
Zickzacks und bemalten Felgen, welche dies ganze große Getriebe
zuſammenhielten, bedauern, wenn nicht die Haupttriebkraft dieſer
gedankenloſen Maſchine noch größeres Mitleid verdiente. Denn
dieſer mächtige Herrſcher, um den ſich alles drehte wie die Planeten
um die Sonne, vor dem alles im Staube lag, was Odem in der
Bruſt hatte, dem die Schätze und Koſtbarkeiten zweier Weltteile
in den Schooß floſſen, war doch eigentlich der erbärmlichſte und
geknechtetſte Sklave im ganzen Reiche, der Sklave der Ceremonien,
die er auflegte, der ſtarren Formen, welche jedes Wort und jede
Zuſammenſtellung der verſchiedenen Beamtenkategorien, der Hof⸗,
Civil- und Militärämter, mit offiziellem Charakter, alſo eine Art
Staatshandbuch, dieſes von Georgios Kodinos, gewöhnlich De offi-
ciis aulae Constantinopolitanae betitelt, aus dem 15. Jahrhundert,
eine Kompilation ähnlich der des Kaiſers Konſtantinos VII. aus älte—
ren Werken, welche man taxııxd oder tAEsıc, im lateiniſchen Mittel⸗
alter ordinales oder ordines nannte. Letzteres enthält unter vielem
anderen auch einige Hofrangordnungen des byzantiniſchen Reiches.
Dieſe beiden Werke in Verbindung mit den anderen genannten
geben uns ein ziemlich anſchauliches Bild von dem geſamten Be—
amtenorganismus des Reiches und ſeinen verſchiedenen Abſtufungen.
Da finden wir verſchiedene Hofrangordnungen mit den Aende—
rungen, die ſie im Laufe der Zeiten erlitten haben, — ſie ſind
freilich nicht ſehr groß, denn wie überhaupt der ganze Charakter
des Byzantinismus durchaus konſervativer Natur iſt, ſo folgt man
auch hier in der Hauptſache den alten gleichſam geheiligten Tradi—
tionen und hält den Wuſt früherer Jahrhunderte mit einer Zähig—
keit feſt, die einer beſſeren Sache würdig geweſen wäre —, da
finden wir die verſchiedenen Würden mit ihrem unendlichen Krims—
krams von Titeln, Anreden, Bezügen, Befugniſſen, die verſchiedenen
Amtstrachten mit ihren glänzenden Gewändern, Emblemen und
unendlich mannigfaltigen Abſtufungen und was dem Aehnliches noch
mehr iſt. Es ſchwindelt einem der Kopf, wenn man dieſe groß—
artigen Kleinigkeiten nur lieſt. Man kann ſie eben nur dann be—
greifen, wenn man ſich fortwährend vorhält, daß ſie dem ganzen
Charakter der byzantiniſchen Monarchie entſprungen ſind, in welcher
der Herrſcher, ich betone das nochmals, alles gilt und die einzige
Quelle der Ehre und des Anſehens iſt, alle übrigen dem Gemein—
wohl Dienenden nur verſchiedenartig gallonierte, verſchiedenartig
bezahlte und verſchiedenartig titulierte Diener ſind. Man kann ſich
kein raffinierteres Syſtem von lächerlichen Aeußerlichkeiten denken
als dies ganze byzantiniſche Hofceremoniell, und man müßte die
tauſend und abertauſend Räder und Räderchen mit ihren zopfigen
Zickzacks und bemalten Felgen, welche dies ganze große Getriebe
zuſammenhielten, bedauern, wenn nicht die Haupttriebkraft dieſer
gedankenloſen Maſchine noch größeres Mitleid verdiente. Denn
dieſer mächtige Herrſcher, um den ſich alles drehte wie die Planeten
um die Sonne, vor dem alles im Staube lag, was Odem in der
Bruſt hatte, dem die Schätze und Koſtbarkeiten zweier Weltteile
in den Schooß floſſen, war doch eigentlich der erbärmlichſte und
geknechtetſte Sklave im ganzen Reiche, der Sklave der Ceremonien,
die er auflegte, der ſtarren Formen, welche jedes Wort und jede