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Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte — 4.1887

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Meyer, Karl: Die Bibelillustration in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.52692#0197

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Die Bibelilluſtration in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts. 187

alle die bereits erwähnten ſtiliſtiſchen Eigentümlichkeiten, welche
ſich im Laufe des vorhergehenden Jahrhunderts nach und nach
entwickelt hatten, im höchſten Grade: antike Tracht in den kriege—
riſchen Bildern, daneben häufige Verwendung orientaliſcher Ko—
ſtüme, während die der Zeit des Künſtlers ſich auf ein höchſt ſelten
auftretendes Minimum reduziert; dem entſpricht das beinahe gänz—
liche Fehlen mittelalterlich nordiſcher Architektur, abgeſehen etwa
von dem Innern des Basler Münſters, welches den Tempel von
Jeruſalem erſetzt, und in welchem König Salomo anbetend auf
die Kniee geſunken iſt. Mit Salomon Bernard hat Merian die
wunderbare Schönheit der Landſchaft gemein, ſelbſt da, wo das
hiſtoriſche Element des Bildes ſehr ungenügend dargeſtellt iſt;
doch nimmt letzteres durchweg eine hervorragendere Stellung ein
als bei jenem. Außerdem teilt er mit mehreren der ſchon er—
wähnten Künſtler den ebenfalls ſchon mehrfach beſprochenen Zug,
daß die Bilder aus der Patriarchenzeit alle anderen weit übertreffen.
Hier konnte er ja ſtatt der Häuſer Wieſe und Wald und ſtatt
der abgeſchloſſenen Städte mit ihrer Architektur in die Ferne ſich
verlierende Landſchaften mit Wald und Berg und mit Thälern,
durch welche ſich Flüſſe ſchlängeln, anbringen, alſo gerade das—
jenige, worin er als Künſtler am ſtärkſten war.
 
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