Neue Denkwürdigkeiten vom pfalzbayriſchen Hofe unter Karl Theodor. 441
nach Düßeldorf gieng, lies man den Marquis d'tres, welcher
damals in ſeinem Vaterlande der Ruhe genos, dahin kommen,
um die Entlaßung des Miniſters mit Nachdruck zu betreiben.
Aus ſeinen Händen bekam Freyherr von Wreden ſein Entlaßungs—
Reſkript, als eben der Churfürſt auf die Jagd fuhr, und zugleich
den Befehl, noch ehe der Churfürſt von der Jagd zurückkommen
würde, Düßeldorf zu verlaßen. In dieſer Lage wandte ſich
Wreden an den Pater Seedorf, der ihm aber antwortete: ‚Eure
Excellenz ſelbſt haben mich außer Stand geſetzt, Ihnen zu dienen.“
Er war der erſte Miniſter, welchen Karl Theodor auf dieſe
Weiſe verabſchiedete. Man erzählt, als der Churfürſt ſein Ent—
laßungs-Reſkript unterſchrieben habe, habe er die Feder hinweg—
geworfen.“
Als Karl Theodor auf ſolche Weiſe das Selbſtregiment an—
getreten hatte, begann in Mannheim das merkwürdige Schau—
ſpiel, daß von einem jeſuitiſchen und franzöſiſchen Hofe die wich—
tigſten Elemente zu Förderung deutſch-nationaler Kunſt und Wiſſen—
ſchaft ausgingen. Eine reiche Bibliothek wurde geſammelt und
fort und fort vervollſtändigt, desgleichen die Düſſeldorfer Galerie
mit edlen Meiſterwerken bereichert, eine Akademie der bildenden
Künſte geſtiftet, ein Kupferſtich- und Handzeichnungenkabinett an—
gelegt, desgleichen ein Antikenkabinett, das bald darauf für Goethe
und Leſſing mächtige Anregung bot. Mannheim, die Schöpfung
Karl Philipps, wurde erweitert und verſchönert, eine noch präch—
tigere Reſidenz ſollte in Schwetzingen erſtehen.
„Bey dem Schloße zu Schwezingen war ein unbeträchtlicher
Garten, welcher nicht weiter reichte, als bis dahin, wo jezt der
große Bassin in dem Parterre vor dem Schloße iſt; dort ſtand
ein Gebäude, welches in dem Winter für die Orangerie und im
Sommer zum Sale diente und den ganzen Garten ſchloß. Karl
Theodor lies den Van Winter aus Holland kommen und nach
deßen Plane die Anlage beginnen. Bibiana baute dazu den
großen Halbzirkel, wo jezt auf der einen Seite die Orangerie,
auf der andern die Weißen und Akademie-Säle ſich befinden. Der
Herzog von Zweybrücken, Chriſtian, empfahl dem Churfürſten ſeinen .
Architekten Pigage, einen jungen Franzoſen von lebhaften Talenten.
Dieſer entwarf einen ungeheuren Plan zu einem Schloße und
zu dem Garten, der auch gleich angenommen ward. Nach dieſem
ſollte das neue Schloß auf die linke Seite des Gartens gegen
die Straße nach Waghäuſel, wo dermal die Küchengärten ſind,
zu ſtehen kommen, und der Garten alſo, anſtatt gegen Weſten, gegen
Norden angelegt werden. Man legte mit Eifer Hand an das
nach Düßeldorf gieng, lies man den Marquis d'tres, welcher
damals in ſeinem Vaterlande der Ruhe genos, dahin kommen,
um die Entlaßung des Miniſters mit Nachdruck zu betreiben.
Aus ſeinen Händen bekam Freyherr von Wreden ſein Entlaßungs—
Reſkript, als eben der Churfürſt auf die Jagd fuhr, und zugleich
den Befehl, noch ehe der Churfürſt von der Jagd zurückkommen
würde, Düßeldorf zu verlaßen. In dieſer Lage wandte ſich
Wreden an den Pater Seedorf, der ihm aber antwortete: ‚Eure
Excellenz ſelbſt haben mich außer Stand geſetzt, Ihnen zu dienen.“
Er war der erſte Miniſter, welchen Karl Theodor auf dieſe
Weiſe verabſchiedete. Man erzählt, als der Churfürſt ſein Ent—
laßungs-Reſkript unterſchrieben habe, habe er die Feder hinweg—
geworfen.“
Als Karl Theodor auf ſolche Weiſe das Selbſtregiment an—
getreten hatte, begann in Mannheim das merkwürdige Schau—
ſpiel, daß von einem jeſuitiſchen und franzöſiſchen Hofe die wich—
tigſten Elemente zu Förderung deutſch-nationaler Kunſt und Wiſſen—
ſchaft ausgingen. Eine reiche Bibliothek wurde geſammelt und
fort und fort vervollſtändigt, desgleichen die Düſſeldorfer Galerie
mit edlen Meiſterwerken bereichert, eine Akademie der bildenden
Künſte geſtiftet, ein Kupferſtich- und Handzeichnungenkabinett an—
gelegt, desgleichen ein Antikenkabinett, das bald darauf für Goethe
und Leſſing mächtige Anregung bot. Mannheim, die Schöpfung
Karl Philipps, wurde erweitert und verſchönert, eine noch präch—
tigere Reſidenz ſollte in Schwetzingen erſtehen.
„Bey dem Schloße zu Schwezingen war ein unbeträchtlicher
Garten, welcher nicht weiter reichte, als bis dahin, wo jezt der
große Bassin in dem Parterre vor dem Schloße iſt; dort ſtand
ein Gebäude, welches in dem Winter für die Orangerie und im
Sommer zum Sale diente und den ganzen Garten ſchloß. Karl
Theodor lies den Van Winter aus Holland kommen und nach
deßen Plane die Anlage beginnen. Bibiana baute dazu den
großen Halbzirkel, wo jezt auf der einen Seite die Orangerie,
auf der andern die Weißen und Akademie-Säle ſich befinden. Der
Herzog von Zweybrücken, Chriſtian, empfahl dem Churfürſten ſeinen .
Architekten Pigage, einen jungen Franzoſen von lebhaften Talenten.
Dieſer entwarf einen ungeheuren Plan zu einem Schloße und
zu dem Garten, der auch gleich angenommen ward. Nach dieſem
ſollte das neue Schloß auf die linke Seite des Gartens gegen
die Straße nach Waghäuſel, wo dermal die Küchengärten ſind,
zu ſtehen kommen, und der Garten alſo, anſtatt gegen Weſten, gegen
Norden angelegt werden. Man legte mit Eifer Hand an das