Vom Hofe und zur Geſchichte Karls V. 469
„Der König.
Don Alonſo Enriquez de Guzman, da es für meinen
Dienſt erforderlich iſt, daß Ihr mit dem erſten unter Segel
gehenden Schiffe nach meinen ſpaniſchen Königreichen abgeht,
ſo handelt danach, und findet Ihr mich in Spanien nicht,
ſo ſtellt Euch vor Unſerem königlichen Rate für Indien ein,
wo man Euch ſagen wird, weshalb Ihr nach Spanien be—
ſchieden ſeid. Stellt Ihr Euch nicht ein, ſo merkt Euch, daß
ich Euch als Gefangenen herzubringen befehle.
Aus Barcelona, 25. April 1538.
Ich, der König.
Auf Befehl Seiner Majeſtät
Cobos, Großkomtur.“
Aber mit Alonſo war nichts zu machen. Er ſtellte ſich aller—
dings mit dem kaiſerlichen Schreiben dem Präſidenten, Kardinal—
erzbiſchof von Sevilla, und den Räten des königlichen Rates von
Indien in Madrid vor — aber erſt am 26. Juni 1540! Als ihn dieſe
Behörde — Karl befand ſich in den Niederlanden — ſogleich ge—
fangen ſetzen ließ, war er zwar außerordentlich erſtaunt und
entrüſtet und richtete, ſeiner Gewohnheit nach, eine entſetzlich weit—
ſchweifige Supplik und Rechtfertigung an den Kaiſer, aber merk—
würdigerweiſe ſagte er kein Work darüber, was er in der Zeit,
welche nach Abzug der Reiſe übrig blieb, gethan und wo er ſich
aufgehalten hatte.
Glücklicherweiſe wird das Rätſel, wenigſtens bis auf einen
gewiſſen Punkt, durch das Datum eines Briefes gelöſt, welchen
Alonſo an den Herzog von Medina-Sidonid in betreff ſeiner Prä—
tenſion, von altem und hohem Adel zu ſein, gerichtet hatte, und
den er ſeinen Memoiren einverleibt hat. Derſelbe iſt aus Cuzco
vom 31. März 1539 datiert! Die Möglichkeit für Alonſo, in der
Stadt zu bleiben, welche der Mörder Almagros, ſein eigener Tod—
feind, regierte, erklärt ſich wiederum daraus, daß er aller Wahr—
ſcheinlichkeit nach einen Verrat beging, diesmal an dem Toten.
Almagro hatte mehrere ſeiner treueſten Anhänger zu Teſta—
mentsvollſtreckern — er hinterließ einen Sohn, Don Diego —
ernannt, darunter auch Alonſo. Während nun von den anderen
Anhängern Almagros berichtet wird, daß ſie ſich durch keine Ge—
ſchenke von dem Mörder ihres Feldherrn gewinnen ließen, ſondern
lieber in der größten Dürftigkeit leben, als ihm etwaͤs verdanken
wollten, ſagt Alonſo in ſeinen Denkwürdigkeiten gleich nach der
Erzählung von Almagros Hinrichtung, er wünſche, daß der grau—
ſame Tyrann Hernando Pizarro mit der Furcht, den Folterqualen,
„Der König.
Don Alonſo Enriquez de Guzman, da es für meinen
Dienſt erforderlich iſt, daß Ihr mit dem erſten unter Segel
gehenden Schiffe nach meinen ſpaniſchen Königreichen abgeht,
ſo handelt danach, und findet Ihr mich in Spanien nicht,
ſo ſtellt Euch vor Unſerem königlichen Rate für Indien ein,
wo man Euch ſagen wird, weshalb Ihr nach Spanien be—
ſchieden ſeid. Stellt Ihr Euch nicht ein, ſo merkt Euch, daß
ich Euch als Gefangenen herzubringen befehle.
Aus Barcelona, 25. April 1538.
Ich, der König.
Auf Befehl Seiner Majeſtät
Cobos, Großkomtur.“
Aber mit Alonſo war nichts zu machen. Er ſtellte ſich aller—
dings mit dem kaiſerlichen Schreiben dem Präſidenten, Kardinal—
erzbiſchof von Sevilla, und den Räten des königlichen Rates von
Indien in Madrid vor — aber erſt am 26. Juni 1540! Als ihn dieſe
Behörde — Karl befand ſich in den Niederlanden — ſogleich ge—
fangen ſetzen ließ, war er zwar außerordentlich erſtaunt und
entrüſtet und richtete, ſeiner Gewohnheit nach, eine entſetzlich weit—
ſchweifige Supplik und Rechtfertigung an den Kaiſer, aber merk—
würdigerweiſe ſagte er kein Work darüber, was er in der Zeit,
welche nach Abzug der Reiſe übrig blieb, gethan und wo er ſich
aufgehalten hatte.
Glücklicherweiſe wird das Rätſel, wenigſtens bis auf einen
gewiſſen Punkt, durch das Datum eines Briefes gelöſt, welchen
Alonſo an den Herzog von Medina-Sidonid in betreff ſeiner Prä—
tenſion, von altem und hohem Adel zu ſein, gerichtet hatte, und
den er ſeinen Memoiren einverleibt hat. Derſelbe iſt aus Cuzco
vom 31. März 1539 datiert! Die Möglichkeit für Alonſo, in der
Stadt zu bleiben, welche der Mörder Almagros, ſein eigener Tod—
feind, regierte, erklärt ſich wiederum daraus, daß er aller Wahr—
ſcheinlichkeit nach einen Verrat beging, diesmal an dem Toten.
Almagro hatte mehrere ſeiner treueſten Anhänger zu Teſta—
mentsvollſtreckern — er hinterließ einen Sohn, Don Diego —
ernannt, darunter auch Alonſo. Während nun von den anderen
Anhängern Almagros berichtet wird, daß ſie ſich durch keine Ge—
ſchenke von dem Mörder ihres Feldherrn gewinnen ließen, ſondern
lieber in der größten Dürftigkeit leben, als ihm etwaͤs verdanken
wollten, ſagt Alonſo in ſeinen Denkwürdigkeiten gleich nach der
Erzählung von Almagros Hinrichtung, er wünſche, daß der grau—
ſame Tyrann Hernando Pizarro mit der Furcht, den Folterqualen,