Proteſtantiſch· katholiſche Anionsbeſtrebungen zu Ende des
17. Jahrhunderts.
Handſchriftliche Mitteilungen aus dem Jahre 1688.
Die durch den großen Religionskrieg erzeugte Gefahr für die evangeliſchen
Konfeſſionen hatte nicht vermocht, den bedauerlichen Zwieſpalt zwiſchen Refor—
mierten und Lutheranern zu verſöhnen. Die Bemühungen der Reformierten
ſcheiterten an dem Starrſinn des ſtrenglutheriſchen Theologen Hos von Hoönegg
(T 1645). Wenn die Beſtrebungen, zwiſchen den nahe verwandten Parteien
eine Vereinigung herbeizuführen, als durchaus geſund und im Intereſſe der
Erſtarkung des evangeliſchen Princips liegend, anerkannt werden müſſen, ſo
macht es dagegen vollſtändig den Eindruck des Abenteuerlichen, wenn man ſich
um die Verwirklichung des Planes, den Proteſtantismus mit dem Katholicis—
mus zu verſchmelzen, ernſtlich bemühte. Der König Wladislav von Polen
faßte in der That den an und für ſich ja hochherzigen Gedanken, ſämtliche
chriſtliche Konfeſſionen unter einen Hut zu bringen. Vertreter der Reformierten,
der Lutheraner und der Katholiken tagten gemeinſchaftlich zu Thorn im Jahre 1645.
Das Geſpräch verlief, wie kaum anders zu erwarten, reſultatlos. Auch die
ſpäteren, von Frankreich her angeregten Unionsverſuche, die mit großem Ge—
ſchick von Boſſuet betrieben wurden, und mit denen auch Leibniz Fühlung
nahm, führten zu keinem Ende. Dem weſentlich von politiſchen Abſichten ge⸗
leiteten Frankreich gegenüber regte ſich das Mißtrauen der evangeliſchen Theo—
logen doppelt ſtark, da die Befürchtung gerechtfertigt erſchien, daß es ſich hier⸗
bei nicht um eine ehrlich gemeinte Ausgleichung der zwiſchen den chriſtlichen
Parteien obwaltenden Streitpunkte handelte, ſondern nur um die Herbeiführung
eines Interims, dem bald die Rückkehr der proteſtantiſchen Partei in den
Schoß der alten Kirche folgen mußte. Auch Kaiſer Leopold unterſtützte die
Unionsverſuche, indem er an den deutſchen Höfen in dieſem Sinne wirken
ließ (vergl. Hagenbach, Kirchengeſch. 5. Bd). Der braunſchweigiſch-hannöverſche
Hof beſonders, zu dem Leibniz in naher Beziehung ſtand, ſchien dieſen Be—
ſtrebungen die Hand zu bieten. Darauf deutet der Inhalt eines Briefes hin,
der ſich (vermutlich in einer Kopie) in der Zwickauer Bibliothek befindet.
Er iſt mit den bereits im 4. Bande der Zeitſchr. f. allg. Geſch. S. 234 ff.
bekanntgegebenen Briefen über die Belagerung Wiens 1683 einem Niscellan—
bande einverleibt (Miscell. T. VIII), leider aber am oberen Rande derart
17. Jahrhunderts.
Handſchriftliche Mitteilungen aus dem Jahre 1688.
Die durch den großen Religionskrieg erzeugte Gefahr für die evangeliſchen
Konfeſſionen hatte nicht vermocht, den bedauerlichen Zwieſpalt zwiſchen Refor—
mierten und Lutheranern zu verſöhnen. Die Bemühungen der Reformierten
ſcheiterten an dem Starrſinn des ſtrenglutheriſchen Theologen Hos von Hoönegg
(T 1645). Wenn die Beſtrebungen, zwiſchen den nahe verwandten Parteien
eine Vereinigung herbeizuführen, als durchaus geſund und im Intereſſe der
Erſtarkung des evangeliſchen Princips liegend, anerkannt werden müſſen, ſo
macht es dagegen vollſtändig den Eindruck des Abenteuerlichen, wenn man ſich
um die Verwirklichung des Planes, den Proteſtantismus mit dem Katholicis—
mus zu verſchmelzen, ernſtlich bemühte. Der König Wladislav von Polen
faßte in der That den an und für ſich ja hochherzigen Gedanken, ſämtliche
chriſtliche Konfeſſionen unter einen Hut zu bringen. Vertreter der Reformierten,
der Lutheraner und der Katholiken tagten gemeinſchaftlich zu Thorn im Jahre 1645.
Das Geſpräch verlief, wie kaum anders zu erwarten, reſultatlos. Auch die
ſpäteren, von Frankreich her angeregten Unionsverſuche, die mit großem Ge—
ſchick von Boſſuet betrieben wurden, und mit denen auch Leibniz Fühlung
nahm, führten zu keinem Ende. Dem weſentlich von politiſchen Abſichten ge⸗
leiteten Frankreich gegenüber regte ſich das Mißtrauen der evangeliſchen Theo—
logen doppelt ſtark, da die Befürchtung gerechtfertigt erſchien, daß es ſich hier⸗
bei nicht um eine ehrlich gemeinte Ausgleichung der zwiſchen den chriſtlichen
Parteien obwaltenden Streitpunkte handelte, ſondern nur um die Herbeiführung
eines Interims, dem bald die Rückkehr der proteſtantiſchen Partei in den
Schoß der alten Kirche folgen mußte. Auch Kaiſer Leopold unterſtützte die
Unionsverſuche, indem er an den deutſchen Höfen in dieſem Sinne wirken
ließ (vergl. Hagenbach, Kirchengeſch. 5. Bd). Der braunſchweigiſch-hannöverſche
Hof beſonders, zu dem Leibniz in naher Beziehung ſtand, ſchien dieſen Be—
ſtrebungen die Hand zu bieten. Darauf deutet der Inhalt eines Briefes hin,
der ſich (vermutlich in einer Kopie) in der Zwickauer Bibliothek befindet.
Er iſt mit den bereits im 4. Bande der Zeitſchr. f. allg. Geſch. S. 234 ff.
bekanntgegebenen Briefen über die Belagerung Wiens 1683 einem Niscellan—
bande einverleibt (Miscell. T. VIII), leider aber am oberen Rande derart