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Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte — 4.1887

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Schwann, Mathieu: Ludwig der Heilige von Frankreich und seine Beziehungen zu Kaiser und Papst, 1
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https://doi.org/10.11588/diglit.52692#0493

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Ludwig der Heilige von Frankreich. 483

vor Ablauf des mit dem Sultan von Aegypten abgeſchloſſenen
Vertrags die Kreuzfahrt zu beginnen, welche der Papſt, ob er
gleich dieſen Vertrag in einem Erlaß an den Großmeiſter der
Tempelritter von 1231 ſelbſt billigte, mitten im Frieden mit
größter Rückſichtsloſigkeit betrieben hatte.

Zu alledem kam im Oktober 1238 noch die Vermählung des
kaiſerlichen Sohnes Enzio mit Adelaſia, der Erbin von Torre und
Gallure, als neuer Grund hinzu, welcher den Riß zwiſchen Kaiſer
und Papſt erweiterte und ferneren Anlaß zu Streitigkeiten bot.
Denn der Papſt beanſpruchte für ſich die Lehenshoheit über
Sardinien und hatte der Adelaſia den Welf von Porcaria zum
Manne beſtimmt. Die „Nichtbeachtung ſeines Willens“ verletzte
Gregor tief.

Und während der Kaiſer noch unterhandelte, handelte der
Papſt und ließ den Würfel fallen. Das Los fiel gegen Friedrich.
Das Bündnis der Städte Genua und Venedig war am 30. No—
vember 1238 unter der Vermittelung des Papſtes zuſtande ge⸗
kommen. Es lautete der Bund auf neun Jahre und ſollte ohne
die Einwilligung des Papſtes keine der beiden Städte ein Bünd—
nis oder einen Vertrag mit dem Kaiſer innerhalb dieſer Friſt
ſchließen.

Im März 1239 weilte der Kaiſer in Padua. Er war nach
der Oſtmark geeilt, weil die Gegner dort erſtarkten und Ezelin
von Romano es nicht mehr allein vermochte, ſie niederzuhalten.
Die fortgeſetzten Verhandlungen mit der Kurie hatten noch zu
keiner Löſung geführt; die Verhältniſſe verſchlimmerten ſich viel—
mehr von Tag zu Tag, und Friedrich fürchtete von ſeiten des
Papſtes alles: er ſchrieb an die Kardinäle, ſie möchten die Abſicht.
des Papſtes, ihn zu bannen, zu verhindern ſuchen. Aber ſchon
var es zu ſpät. Während Friedrich am 20. März mitten unter den
Bürgern Padua's auf dem Prato della Valle daͤs Palmſonntags⸗
feſt in heiterſter Stimmung beging, hatte Gregor in Rom den
Urteilsſpruch über ihn gefällt — er war gebannt.

Das war ein ſchwerer Schlag für die Sache des Kaiſers, wenn
auch die Erwartungen, welche man päpſtlicherſeits an dieſen Bann
knüpfte, nicht in Erfüllung gingen. Selbſt die Anſtrengungen
eines Albertus Bohemus ſcheiterten bei den meiſten deutſchen
Fürſten und Prälaten. Die deutſchen Städte halten, wie einſt

Val. das Schreiben Gregors an den Kaiſer bei Huillard-Bréholles,
Historia diplomatica Friderici secundi V. 126; die Schreiben Friedrichs an
den Papſt. H. B. V. 140 und an die Kreuzfahrer. v. 140 ff.
 
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