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Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte — 4.1887

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Schwann, Mathieu: Ludwig der Heilige von Frankreich und seine Beziehungen zu Kaiser und Papst, 1
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https://doi.org/10.11588/diglit.52692#0509

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Ludwig der Heilige von Frankreich. 499

an ein allgemeines Konzil appelliert. Dann ſeien auf Erſuchen
einiger Kardinäle die Verhandlungen begonnen und jetzt durch den
vom Papſte geſendeten Biſchof Wala von Brescia wieder aufge—
nommen worden. Dieſelben hätten aber keinen Fortgang haben
können, weil der Papſt darauf beſtand, daß in den zu ſchließen—
den Waffenſtillſtand die rebelliſchen Lombarden eingeſchloſfen ſein
müßten. Die vom Papſte früher verweigerte, jetzt beabſichtigte
Synode müſſe ihm um ſo mehr verdächtig ſein, da dieſer unter
Hintanſetzung der Boten des Königs ſeine offenbaren Feinde, wie
den Grafen von Provence, den Herzog von Venedig Und andere
zu derſelben berufe. Mit der römiſchen Kirche habe er keinen
Streit, ſondern nur mit dieſem ſeine Rechte verletzenden Papſte
und er wolle auch jetzt wieder Frieden und Waffenſtillſtand mit
dem Papſte ſchließen, wenn die lombardiſchen Rebellen ausge⸗
ſchloſſen würden. Während der Dauer des Streites aber laſſe
er vom Papſte, als einem offenbaren Reichsfeind, kein Konzil be—
rufen, zumal es ungeziemend wäre, Angelegenheiten der weltlichen
Gewalt dem Urteile der Kirche zu unkerwerfen. Deshalb könne
er den zum Konzil berufenen Prälaten in ſeinem Lande kein
Geleit weder für Perſonen noch Sachen geben.“

Bald darauf folgte ein zweites Schreiben Friedrichs an Lud—
wig, in welchem wieder darauf hingewieſen wurde, daß der Kaiſer
geſonnen ſei, mit allen Mitteln das Konzil ſeiner Todfeinde und
der Reichsrebellen zu hindern. Er bat den König, ſich darüber
nicht zu wundern.

Ueber die Handlungsweiſe Ludwigs in jener Zeit iſt uns
nichts berichtet. Daß er jedoch nicht unthätig war, zeigt der ein—
fache Umſtand, daß der Papſt in dem Schreiben vom 15. Oktober
an den Biſchof von Sens bereits der Maßregeln erwähnt, welche
Friedrich angekündigt hat; und daß er dieſe Mitteilungen durch
den franzöſiſchen König erhalten hat, zeigt der übereinflimmendẽ
Wortlaut der Einleitung ſeines Schreibens mit dem des letzten
kaiſerlichen Schreibens an Ludwig: „Petri navicula.« Dies dürfte,
wie Ficker bemerkt, kaum Zufall ſein.

Energiſcher beginnt nun der Kaiſer ſeine Sache zu führen.
Er durchzieht die Mark Ancona, nimmt Ravenna nach ſechstägiger
Belagerung und wendet ſich dann gen Faenza. Seine Sache iſt
im Aufſchwung begriffen, und verſchärfte Maßregeln gegen die
Anhänger des Papſtes werden erlaſſen. Die Dominikaner und
Franziskaner müſſen das Königreich verlaſſen mit Ausnahme von
je zweien im Reiche gebürtigen, denen die Bewachung der einzelnen
Klöſter übertragen wird.
 
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