al 2 Die evangeliſchen Stände im Erzherzogtum Oeſtreich.
ganz und voll entgelten, und nur aus beſonderer Gnade, wie der
Kaiſer bemerkte, ſtand man von ſeiner Verhaftung ab. Die von
ihm überreichten Schriftſtücke beantwortete Ferdinand mit einem
neuen Erlaſſe, worin er den Edelleuten zu Retz zum letztenmal
eine Friſt von vierzehn Tagen gewährte; ſobald dieſelbe verſtrichen,
ſollten ſie als Hochverräter behandelt werden. An demſelben Tage,
an welchem Ferdinand dies Edikt unterzeichnete, nahm er von den
proteſtantiſchen Adeligen, ſoweit dieſelben in Wien verſammelt
waren, bereits die Huldigung entgegen. Auf große Hinderniſſe—
war er bei ihnen ſchließlich nicht mehr geſtoßen. Die Ausſicht
auf den bevorſtehenden Einmarſch des Herzogs von Bayern benahin
ihnen im Vereine mit den immer wachſenden Notſtänden des
Landes die Luſt zu weiterer Auflehnung, ſie wieſen das Anſinnen
Kufſteins, der letzten Erklärung der Retzer Verſammlung beizu—
treten, zurück und verſtanden ſich dazu, am 13. Juli gegen die
Beſtätigung ihrer politiſchen Rechte und der von Maximilian II.
verliehenen Religionsfreiheit in Gemeinſchaft mit den Prälaten,
den katholiſchen Edelleuten und den Abgeordneten des Bürger—
ſtandes die Huldigung zu leiſten. Im ganzen beteiligten ſich an
dieſer Feierlichkeit dreiundſiebzig Proteſtanten, die Mehrzahl ſtand
noch aus, einige derſelben aus dem Norden des Landes waren
von ihren Genoſſen zu Retz mit Gewalt an der Reiſe nach Wien
gehindert und ihre Güter mit Beſchlag belegt worden.
Unter den Edelleuten, die bei der Huldigung fehlten, befand
ſich auch Kufſtein. Er hatte jedoch nicht die geringſte Luſt, die
bisherige undankbare Rolle weiterzuſpielen. Die Erfahrungen der
letzten Zeit genügten wohl, um ſeine Bedenken gegen die Unter—
werfung unter die Gewalt des Landesherrn zu beſeitigen. Dazu
mochten ferner auch die Verheerungen der kaiſerlichen Soldateska
das Ihrige beitragen, ebenſo wie der letzte Erlaß des Kaiſers.
Kufſtein ſtellte daher ſeine Huldigung als ſicher in Ausſicht und
erbat ſich zuvor nur noch einen kleinen Aufſchub, um ſich nochmals
nach Retz zurückzubegeben und über die letzten Vorgänge in Wien
Bericht abzuſtatten.
Am 31. Juli erſchien er zum erſtenmal wieder in der
Verſammlung ſeiner Standesgenoſſen, wo er auch Abgeordnete
aus den anderen Erblanden, vor allem Tſchernembl, antraf. Hatte
die Notwendigkeit einer entſchiedenen Parteinahme einen Monat
zuvor, bei Kufſteins Abreiſe nach Wien, vielen unter den evan—
geliſchen Herren noch nicht einleuchten wollen, ſo war jetzt, nach
dem Erſcheinen des letzten kaiſerlichen Ediktes niemand mehr, der
dieſelbe verkannt oder abgeleugnet hätte. Die Vorſtellungen
ganz und voll entgelten, und nur aus beſonderer Gnade, wie der
Kaiſer bemerkte, ſtand man von ſeiner Verhaftung ab. Die von
ihm überreichten Schriftſtücke beantwortete Ferdinand mit einem
neuen Erlaſſe, worin er den Edelleuten zu Retz zum letztenmal
eine Friſt von vierzehn Tagen gewährte; ſobald dieſelbe verſtrichen,
ſollten ſie als Hochverräter behandelt werden. An demſelben Tage,
an welchem Ferdinand dies Edikt unterzeichnete, nahm er von den
proteſtantiſchen Adeligen, ſoweit dieſelben in Wien verſammelt
waren, bereits die Huldigung entgegen. Auf große Hinderniſſe—
war er bei ihnen ſchließlich nicht mehr geſtoßen. Die Ausſicht
auf den bevorſtehenden Einmarſch des Herzogs von Bayern benahin
ihnen im Vereine mit den immer wachſenden Notſtänden des
Landes die Luſt zu weiterer Auflehnung, ſie wieſen das Anſinnen
Kufſteins, der letzten Erklärung der Retzer Verſammlung beizu—
treten, zurück und verſtanden ſich dazu, am 13. Juli gegen die
Beſtätigung ihrer politiſchen Rechte und der von Maximilian II.
verliehenen Religionsfreiheit in Gemeinſchaft mit den Prälaten,
den katholiſchen Edelleuten und den Abgeordneten des Bürger—
ſtandes die Huldigung zu leiſten. Im ganzen beteiligten ſich an
dieſer Feierlichkeit dreiundſiebzig Proteſtanten, die Mehrzahl ſtand
noch aus, einige derſelben aus dem Norden des Landes waren
von ihren Genoſſen zu Retz mit Gewalt an der Reiſe nach Wien
gehindert und ihre Güter mit Beſchlag belegt worden.
Unter den Edelleuten, die bei der Huldigung fehlten, befand
ſich auch Kufſtein. Er hatte jedoch nicht die geringſte Luſt, die
bisherige undankbare Rolle weiterzuſpielen. Die Erfahrungen der
letzten Zeit genügten wohl, um ſeine Bedenken gegen die Unter—
werfung unter die Gewalt des Landesherrn zu beſeitigen. Dazu
mochten ferner auch die Verheerungen der kaiſerlichen Soldateska
das Ihrige beitragen, ebenſo wie der letzte Erlaß des Kaiſers.
Kufſtein ſtellte daher ſeine Huldigung als ſicher in Ausſicht und
erbat ſich zuvor nur noch einen kleinen Aufſchub, um ſich nochmals
nach Retz zurückzubegeben und über die letzten Vorgänge in Wien
Bericht abzuſtatten.
Am 31. Juli erſchien er zum erſtenmal wieder in der
Verſammlung ſeiner Standesgenoſſen, wo er auch Abgeordnete
aus den anderen Erblanden, vor allem Tſchernembl, antraf. Hatte
die Notwendigkeit einer entſchiedenen Parteinahme einen Monat
zuvor, bei Kufſteins Abreiſe nach Wien, vielen unter den evan—
geliſchen Herren noch nicht einleuchten wollen, ſo war jetzt, nach
dem Erſcheinen des letzten kaiſerlichen Ediktes niemand mehr, der
dieſelbe verkannt oder abgeleugnet hätte. Die Vorſtellungen