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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 39.1996

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Nr. 3
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Besprechungen
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[Rezension von: Ilaria Gozzini Giacosa, Genießen wie die alten Römer. Antike Küche neu entdeckt]
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Wölke, Hansjörg: [Rezension von: Waldtraut Lewin, Die stillen Römer]
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Maier, Friedrich: [Rezension von: Elena Galinit, Die drei Jahreszeiten. Brauchtum und Natur in Griechenland unter besonderer Berücksichtigung Kretas]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33062#0163

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Schade ist nur, daß das Latein, insbesondere die
Eigennamen, bei der Übertragung ins Deutsche
so gelitten hat. Die Übersetzungen aus Apicius
sind in der Regel die aus Robert Maiers
Reclamband, nur gelegentlich verändert, wo
Frau Giacosa abwich. Aber mußte denn mehr-
fach vom „Haus des Menandro" oder noch är-
gerlicher, des „Menandrus" die Rede sein? Zum
Ausgleich dafür, daß hier wie auch in vielen
anderen Fällen die italienische Namensform
stehengeblieben ist, heißt der berühmte Polyhi-
stor dann aber „Varrus" (S. 92). Auch die latei-
nischen Texte, die Frau Giacosa erfreulicher-
weise, anders als Feldmann, stets mit abdruckt,
sind von Fehlern nicht verschont: in einem Re-
zept aus Cato (S. 72) wird z. B. aus sic sicc, aus
orcMiam orcM?MW und, schlimmer, aus ipsw
iosas. Das Buch ist vom „Lektoratsbüro Bonn"
betreut worden. War dort wirklich kein Latein-
lehrer aufzutreiben, der das Buch einmal kurz
durchgesehen hätte?
Lcwin, Die sriiien Röwcr. Roman.
Manc/icn.' DcMtsc/:cr Rasc/ignOacT: Veriag 7996.
f&v. 72207). 423 3. 73,90 DM (73RV 3-423-
72207-3).
Im Rom von Kaiser Augustus herrschen Bruta-
lität, kalte Geschäftemacherei und käuflicher
Sex. Mörderbanden und übersättigte Jüngelchen
der Adligen, betrügerische Erlöser und tote
Götter zuhauf, ein wenig Solidarität nur unter
den kleinen Leuten, aber auch die nur selten -
daran, daß Waldtraut Lewin eine Rekonstrukti-
on historischer Wirklichkeit beabsichtigt hat,
sind Zweifel angebracht. Das geheimnisvolle
Volk der Turden ist ihre Erfindung, einen Lepi-
dus, der unter Augustus die Seeräuber besiegt
und dafür einen Triumph erhalten hat, habe ich
nicht finden können, und sogar die Zitate aus
Vergils vierter Ekloge sind recht frei.
Also weniger ein historischer Roman. Zeitlose
Gesellschaftskritik vielleicht? Vielleicht ein
wenig heimliche Kritik an den selbsternannten
Erlösern, aus denen 'die Machtelite der DDR
bestand - der Roman erschien zuerst 1979 in
Berlin (Ost)? Vielleicht auch ein bißchen Fan-
tasy-Roman? Em wenig „Geschäfte des Herrn

Julius Cäsar"? Eher von allem ein bißchen, aber
nichts so richtig, dazu verschiedene Handlungs-
stränge, die nur lose miteinander verknüpft sind.
Ich fand den Roman trotz mancher stilistischer
Raffinessen schlicht langweilig.
HANSJÖRG WÖLKE
R/ena GaO'niO D;T <7rei Ta/irgszeiten. BraMcR-
ünn anJ TVaüa* in GnTcJ:en/an<7 nnfgr OgsonJg-
rgr ßerMcLs'ic/üigMng Kretas'. 7990. WgfsTiaMpf-
Veriag A 3342 Gnas 27. 93,00 DM
Die Autorin, geborene Münchnerin, seit Jahr-
zehnten aber Philhellenin und profunde Kenne-
rin des heutigen Griechenlands, hat in ihrem
neuesten Buch den Versuch gemacht, das Land
in seiner heutigen Erscheinungsform zu präsen-
tieren und zu erklären. Die Facetten von grie-
chischer Kultur und Natur m der Gegenwart
treten eindrucksvoll vor die Augen des Lesers,
die Feste, das Brauchtum, die Verhaltensregeln,
die Landschaften, die Pflanzenwelt. - Bewusst
wird dem oft beschriebenen .Griechenland der
Säulen' in einem stillen Kontrast das aktuelle
Leben der Griechen gegenübergestellt; immer
auch in der Absicht, dabei die tieferen, oft bis in
die Zeit der Byzantinischen Kultur oder gar der
Antike reichenden Wurzeln aufzuspüren; inter-
essante, zuweilen weniger bekannte Zusam-
menhänge werden hier aufgedeckt. Griechen-
land gewinnt so sein Profil aus der aktuellen
Erfahrung und seiner Tradition. - Das Buch ist
mit Liebe zum Detail und flüssig geschrieben;
eine reichhaltige Bebilderung verstärkt die Im-
pression, alles ist in Farbe gehalten, wie es dem
südlichen Land gebührt. Griechenland ohne
Farbe wäre ja wie die Sonne ohne Licht. Wer
Griechenland mit der Seele sucht und dabei vor
allem an die erhaltenen Reste der Antike denkt,
sollte komplementär dazu auch den Raum ken-
nen lernen, in dem jene Vergangenheit von gu-
ten Menschen lebendig gehalten wird. Galmis
Buch ist dazu eine große Hilfe. Seine Mitnahme
in den Urlaub lohnt sich für den Griechenland-
freund.
FRIEDRICH MAIER

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