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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 39.1996

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Nr. 3
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Besprechungen
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[Rezension von: Lukas de Blois u. Robartus J. van der Spek, Einführung in die Alte Welt]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33062#0157

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Je AoA, LuBov / vun Jer BpeL BoBurtMy V..'
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799A 2J7 & 79,00 DM (7BBVJ-J?J-BdB?5-7).
Die verschiedenen Ausgaben des „Ploetz", der
„dtv-Atlas zur Weltgeschichte", Siegfried Lauf-
fers „Abriß der antiken Geschichte", inzwischen
seinerseits ersetzt durch eine fünfbändige, sehr
viel ausführlichere Darstellung von der Hand
mehrerer Autoren, informieren zuverlässig über
Jahreszahlen und Fakten. Der vorliegende Band
verfolgt einen anderen Ansatz und kann die
genannten Werke gut ergänzen. Gegliedert in
die Kapitel „Der alte Nahe Osten",
„Griechenland", „Das alte Rom", zeigt er vor
allem Entwicklungen auf und die Kräfte, die sie
vorangetrieben haben. Dem Funktionieren poli-
tischer Institutionen, Gesellschaftsstrukturen,
wirtschaftlichen Verhältnissen gilt die Auf-
merksamkeit der Autoren vor allem, dazu auch
Literatur und Kunst, letztere allerdings in sehr
knappen Überblicken. Insbesondere die Dich-
tung muß sich mit sehr dürftigen Anmerkungen
begnügen. Die griechische Tragödie z. B. wird
kurz erwähnt; aber es fallen nicht einmal die
Namen der drei großen Tragiker. Catull kommt
gar nicht vor. Auch Cicero wird zwar als politi-
scher Theoretiker charakterisiert, seine Leistung
in den anderen Disziplinen der Philosophie da-
gegen so gut wie gar nicht.
Ohne den Mut zur Vereinfachung lassen sich
die Mengen an Stoff nicht auf knapp 250 Seiten
zusammendrängen. Ihn beweisen die Autoren
stets aufs neue, ohne jedoch in Plattheit zu ver-
fallen. Im Gegenteil vermitteln sie immer wie-
der schlagende Einsichten darüber, welche
Hintergründe und welche Konsequenzen be-
stimmte Maßnahmen hatten. Daß Solon z. B.
Schuldknechtschaft verbot, erscheint uns als ein
großer Fortschritt, und der war es auch. Nur:
Bauern mit zu wenig Land konnten „nun kaum
mehr Kredit aufnehmen, da sie jetzt selbst und
ihre Familien nicht mehr als Pfand dienen
durften. Viele von ihnen mußten aufgeben und
zogen in die Stadt Athen." (S. 71) Auch gehen
die Autoren kurz der Frage nach, wieso die
athenische Demokratie derart stabil war. All
diese Punkte werden zudem in einer Sprache

behandelt, die ungewöhnlich klar, plastisch und
eingängig ist. Eben dies läßt es gerade auch für
Schüler, wohl bereits der Sekundarstufe I, ge-
eignet erscheinen.
Aufgelockert und vor allem anschaulich ge-
macht wird der Text durch zahlreiche Abbil-
dungen von Bauwerken, Gegenständen der
Kunst und des Alltagslebens, Grafiken, die ge-
sellschaftliche Strukturen und Machtverhältnis-
se verdeutlichen, nicht zuletzt auch durch zahl-
reiche Karten. Die Qualität der letzteren ist al-
lerdings eingeschränkt dadurch, daß sie teilwei-
se etwas klein und etwas unübersichtlich be-
schriftet sind (besonders S. 17lf. die Karten
über das Römische Reich unter Augustus bzw.
Trajan).
Wenn auch der Ablauf der Geschichte in groben
Zügen nachgezeichnet wird, ist doch dieses
Buch, wie schon gesagt, weniger geeignet,
Schülern Jahreszahlen und Ereignisse zu ver-
mitteln. Nach meinem Eindruck bietet der Teil
über die römische Geschichte in dieser Hinsicht
noch weniger als griechische Teil. Mit Namen
geht der Verfasser, in diesem Falle de Blois,
sparsam um. Für den 2. Punischen Krieg nennt
er nur Hannibal und Scipio, nicht dagegen Qu.
Fabius Maximus. Nicht einmal der Rubikon
wird erwähnt, und eine Ereignisgeschichte der
römischen Kaiserzeit fehlt fast völlig. Dafür
bietet es in knappen Übersichten Hintergrundin-
formationen m einer Fülle, die es zu einem ein-
zigartigen Arbeitsinstrument macht. Wo findet
man derart schnell und knapp etwas über die
wechselnde Größe des römischen Heeres (auch
jeweils in Prozent der erwachsenen männlichen
Bürger), über die Art der Verwaltung der römi-
schen Provinzen, auch über die Gründe sozialer
Spannungen und die Leistungen und Grenzen
der staatlichen Institutionen Roms? Nicht nur
für Referate, sondern auch für eigene häusliche
Arbeit der Schüler ist das Buch eine hervorra-
gende Grundlage, nicht zuletzt auch für die
Unterrichtsvorbereitung des Lehrers (Mtnuv^Hg
Sexus). Es sollte in keiner Schulbibliothek feh-
len.

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