erfahren und zu intensiverer Beschäftigung ver-
anlaßt.
Auf ein knappes Vorwort („Das wüßte ich
nicht!") folgen zehn Abschnitte: 1. Vorstellung
der Sieben Weltwunder 2. Die Pyramiden von
Ägypten 3. Die Mauern von Babylon 4. Die
Hängenden Gärten von Babylon 5. Die Statue
des Zeus von Olympia 6. Der Tempel der Ar-
temis von Ephesos 7. Das Mausoleum von Ha-
likamaß 8. Der Koloß des Helios von Rhodos 9.
Heidnische und christliche Weltwunder 10. Die
Renaissance der Weltwunder (S.7-117). Auf
den Seiten 118-128 finden wir in lakonischer
Kürze Angaben über antike Maße, antike und
moderne Autoren, die die Sieben Weltwunder
behandelt haben (eine erfreulich vollständige
Liste auch der neuen Arbeiten), dazu Abbil-
dungsnachweise und Register. Alle hier aufge-
zählten Weltwunder, von denen - abgesehen
von den Pyramiden - nur noch kümmerliche
Reste in Form von Bauteilen und Schmuckele-
menten, oft nur noch Grabungsbefunde der Ar-
chäologen oder die genaue Auswertung schrift-
licher Quellen zeugen, lagen in den hellenisti-
schen Reichen im griechischsprachigen Osten
der Mittelmeerwelt. Die Kanonisierung der
Siebener-Liste (vgl. Sieben Weise; Sieben Tra-
giker, Lyriker u. a.) muß nicht zwingend von
Alexandria beeinflußt sein, sie kann genausogut
im kleinasiatischen Raum, im Seleukidenreich,
das auch Babylon umfaßte, entstanden sein. Die
erste vollständige Liste findet sich in der An-
thol. Pal. IX,58 (spätes 2. Jh. v. Chr., Verfasser
wohl Antipatros von Sidon). Da diese älteste
Siebener-Liste den um 292 v. Chr. vollendeten
und 226 durch ein Erdbeben zerstörten Koloß
von Rhodos, nicht aber den später zu den Welt-
wundern gezählten, kaum ein Dutzend Jahre
jüngeren Pharos von Alexandria anführt, wird
man ihre Entstehung ins frühe 3. Jh. v. Chr.
datieren dürfen. Die Anordnung bei Brodersen
entspricht der zeitlichen Entstehungsfolge, ein
vernünftiges und praktikables Vorgehen. Han-
delt es sich um fhoHUMto oder t/mamata, nii-
raca/a oder aa'raMia, Weltwunder oder
Weltsehenswürdigkeiten? Die Möglichkeit, sie
aufzusuchen und zu besichtigen, war gegeben.
Auf jeden Fall haben Umfang und Genialität der
technischen Leistung das Staunen der Mit- und
Nachwelt hervorgerufen: die Pyramiden waren
Steinbauten, die Stadtmauern von Babylon eine
Lehmziegelanlage, die Hängenden Gärten ein
geniales Bewässerungssystem, der Zeus des
Phidias ein Wunderwerk der Gold-Elfenbein-
Technik, das Artemision ein großartiges Mar-
morbauwerk, das Mausoleum war vor allem
wegen seiner Marmorbildwerke berühmt, der
Koloß von Rhodos das größte Bronzekunstwerk
der Antike.
Ebenso interessant ist, was Brodersen über den
Bekanntheitsgrad der Weltwunder berichtet
(nicht nur in Gelehrten- und Dichterkreisen;
CIL IV, 1111 überliefert eine Inschrift am Am-
phitheater von Pompeji: „In allen Kämpfen hast
Du gesiegt; das ist eines der Sieben Weltwun-
der" / oaan'a manera vicLh; *ttöv Ortet
Oeapcrtwv ecrtL), was er vom Austausch der
Weltwunder bzw. dem Anwachsen der Siebe-
ner-Liste zu berichten weiß, wie er heidnische
und christliche Weltwunder knapp, aber sach-
kundig abhandelt und von ihrer Renaissance um
die Mitte des 15. Jht.s spricht. Sargg, tolle, lege/
Ob die den Weltwundern beigefügten Kupfer-
stiche von Philips Galle, die auf Vorlagen des
Maarten van Hemskerck (1572) zurückgehen,
den Wissensstand oder die Phantasie der dama-
ligen Zeit widerspiegeln und bis heute an vielen
irrigen Vorstellungen schuld sind, eine glückli-
che Wahl sind, wage ich zu bezweifeln. Wer
Bilder, Skizzen und Pläne benötigt, wird wei-
terhin zu dem wesentlich teureren Werner
Ekschmitt: „Die Sieben Weltwunder" (Philipp
von Zabern, 1984) greifen müssen. „Die Sieben
Weltwunder des Altertums" von Theodor Dom-
bart, Professor für Geschichte der Baukunst im
Alten Orient und in der Antike in München,
verstorben 1969, erschienen in der Reihe Tu-
sculum Schriften (2. Aufl. 1970), sind leider
kaum noch zu bekommen: daran waren bisher
alle Neuerscheinungen zu messen.
WOLFGANG KÖNIGER, Berlin
154
anlaßt.
Auf ein knappes Vorwort („Das wüßte ich
nicht!") folgen zehn Abschnitte: 1. Vorstellung
der Sieben Weltwunder 2. Die Pyramiden von
Ägypten 3. Die Mauern von Babylon 4. Die
Hängenden Gärten von Babylon 5. Die Statue
des Zeus von Olympia 6. Der Tempel der Ar-
temis von Ephesos 7. Das Mausoleum von Ha-
likamaß 8. Der Koloß des Helios von Rhodos 9.
Heidnische und christliche Weltwunder 10. Die
Renaissance der Weltwunder (S.7-117). Auf
den Seiten 118-128 finden wir in lakonischer
Kürze Angaben über antike Maße, antike und
moderne Autoren, die die Sieben Weltwunder
behandelt haben (eine erfreulich vollständige
Liste auch der neuen Arbeiten), dazu Abbil-
dungsnachweise und Register. Alle hier aufge-
zählten Weltwunder, von denen - abgesehen
von den Pyramiden - nur noch kümmerliche
Reste in Form von Bauteilen und Schmuckele-
menten, oft nur noch Grabungsbefunde der Ar-
chäologen oder die genaue Auswertung schrift-
licher Quellen zeugen, lagen in den hellenisti-
schen Reichen im griechischsprachigen Osten
der Mittelmeerwelt. Die Kanonisierung der
Siebener-Liste (vgl. Sieben Weise; Sieben Tra-
giker, Lyriker u. a.) muß nicht zwingend von
Alexandria beeinflußt sein, sie kann genausogut
im kleinasiatischen Raum, im Seleukidenreich,
das auch Babylon umfaßte, entstanden sein. Die
erste vollständige Liste findet sich in der An-
thol. Pal. IX,58 (spätes 2. Jh. v. Chr., Verfasser
wohl Antipatros von Sidon). Da diese älteste
Siebener-Liste den um 292 v. Chr. vollendeten
und 226 durch ein Erdbeben zerstörten Koloß
von Rhodos, nicht aber den später zu den Welt-
wundern gezählten, kaum ein Dutzend Jahre
jüngeren Pharos von Alexandria anführt, wird
man ihre Entstehung ins frühe 3. Jh. v. Chr.
datieren dürfen. Die Anordnung bei Brodersen
entspricht der zeitlichen Entstehungsfolge, ein
vernünftiges und praktikables Vorgehen. Han-
delt es sich um fhoHUMto oder t/mamata, nii-
raca/a oder aa'raMia, Weltwunder oder
Weltsehenswürdigkeiten? Die Möglichkeit, sie
aufzusuchen und zu besichtigen, war gegeben.
Auf jeden Fall haben Umfang und Genialität der
technischen Leistung das Staunen der Mit- und
Nachwelt hervorgerufen: die Pyramiden waren
Steinbauten, die Stadtmauern von Babylon eine
Lehmziegelanlage, die Hängenden Gärten ein
geniales Bewässerungssystem, der Zeus des
Phidias ein Wunderwerk der Gold-Elfenbein-
Technik, das Artemision ein großartiges Mar-
morbauwerk, das Mausoleum war vor allem
wegen seiner Marmorbildwerke berühmt, der
Koloß von Rhodos das größte Bronzekunstwerk
der Antike.
Ebenso interessant ist, was Brodersen über den
Bekanntheitsgrad der Weltwunder berichtet
(nicht nur in Gelehrten- und Dichterkreisen;
CIL IV, 1111 überliefert eine Inschrift am Am-
phitheater von Pompeji: „In allen Kämpfen hast
Du gesiegt; das ist eines der Sieben Weltwun-
der" / oaan'a manera vicLh; *ttöv Ortet
Oeapcrtwv ecrtL), was er vom Austausch der
Weltwunder bzw. dem Anwachsen der Siebe-
ner-Liste zu berichten weiß, wie er heidnische
und christliche Weltwunder knapp, aber sach-
kundig abhandelt und von ihrer Renaissance um
die Mitte des 15. Jht.s spricht. Sargg, tolle, lege/
Ob die den Weltwundern beigefügten Kupfer-
stiche von Philips Galle, die auf Vorlagen des
Maarten van Hemskerck (1572) zurückgehen,
den Wissensstand oder die Phantasie der dama-
ligen Zeit widerspiegeln und bis heute an vielen
irrigen Vorstellungen schuld sind, eine glückli-
che Wahl sind, wage ich zu bezweifeln. Wer
Bilder, Skizzen und Pläne benötigt, wird wei-
terhin zu dem wesentlich teureren Werner
Ekschmitt: „Die Sieben Weltwunder" (Philipp
von Zabern, 1984) greifen müssen. „Die Sieben
Weltwunder des Altertums" von Theodor Dom-
bart, Professor für Geschichte der Baukunst im
Alten Orient und in der Antike in München,
verstorben 1969, erschienen in der Reihe Tu-
sculum Schriften (2. Aufl. 1970), sind leider
kaum noch zu bekommen: daran waren bisher
alle Neuerscheinungen zu messen.
WOLFGANG KÖNIGER, Berlin
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