Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 39.1996

DOI Heft:
Nr. 4
DOI Artikel:
Aktuelle Themen
DOI Artikel:
Reinhart, Günter: Warum ich für Latein (und Griechisch) an der Schule bin
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.33062#0188

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Aktuelle Themen

EinguaMortua? PateSpracbe?
0 pioties obitum iinguae statuere latinael Immer von neuem sagen sie tot die lateiniscbe Sprache,
Pot tarnen exse^uiis salva superstes erat. Jedes Begräbnis Jedoch hat sie gesund überlebt.
Josef Eberle

Warum ich für Latein (und Griechisch) an der Schuie bin*

Die aiten Perser hatten es noch gut. Sie wuß-
ten genau, was zur Erziehung ihrer Kinder
nötig war: Reiten, Bogenschießen und die
Wahrheit sagen (Herodot).
Unsere Weit ist kompiizierter geworden.
Gerade Fragen der rechten Erziehung wer-
den endios diskutiert. In dieser Diskussion
meiden sich zuweiien (nachdenkiiche) Son-
deriinge zu Wort, die nicht nur Informatik,
naturwissenschaftiiche Profite oder moderne
Fremdsprachen empfehien, sondern auch
Latein und Griechisch. Wie bitte?! - werden
Sie fragen. Angesichts der ungeheueriichen
Aufgaben, die uns das 21. Jahrhundert be-
scheren wird, soii man sich mit Sprachen
piagen, die seit 2000 Jahren „tot" sind? Wo-
zu soii das nützen?
I. LATEIN UND GRIECHISCH: SPRACHEN DER
ZUKUNFT
Zunächst sei kurz festgehalten, dass das Inter-
esse an der Kultur der alten Griechen und Rö-
mer seit Jahren ungebrochen ist. Aufführungen
antiker Dramen sind gut besucht, Bücher mit
antiken Themen stehen monatelang auf den
Bestsellerlisten, entsprechende Ausstellungen
sind überfüllt. Offensichtlich scheint das Be-
dürfnis zu wachsen, sich der kulturellen Tradi-
tionen zu vergewissern. Man beginnt zu spüren,
dass die Überlebensfähigkeit des ,,homo sapi-
ens" nicht von noch breiteren Straßen, noch
mehr Fernsehprogrammen und noch schnelle-
ren Rechnern abhängt. Und nach wie vor ver-
langt die Universität in einer ganzen Reihe von
Studienfächern das (Große) Latinum oder das
Graecum.

Wozu das alles? Was können Kinder mit Latein
(und Griechisch) später anfangen? Heißt dies
nicht, leichtsinnig Zeit zu verschwenden?
Dies ist in der Tat eine zeitgemäße Frage. Es ist
die Frage einer Gesellschaft, der die Angst im
Nacken sitzt, Zeit mit Nutzlosem zu verlieren.
Dennoch: Die Frage nach dem Nutzen schuli-
scher Angebote ist so abwegig nicht. Die Be-
fürworter der „alten" Sprachen sollten also
offenlegen, welchen Nutzen man aus der Be-
schäftigung mit der Sprache der Römer und der
Griechen ziehen kann.
II. VOM NUTZEN DER „ALTEN SPRACHEN"
Fremd- und Lehnwörter
Am bekanntesten ist wohl die Tatsache, dass
durch den Unterricht in Latein und Griechisch
ein leichter und rascher Zugang zu den Fremd-
und Lehnwörtern im Deutschen eröffnet wird.
Schon ein flüchtiger Blick in eine beliebige
Tageszeitung läßt dies erkennen. Wer Latein
kann, hat hier die Nase vorn. Er versteht
schneller und besser. Dies gilt noch viel mehr
für die Fachsprachen in den Geistes- und Na-
turwissenschaften.
pro & contra ^uasi alias ip/iahoaa'r anno informa-
tiv extrem intim total Existenz Realismus Finale
Sekunde Expansion Kompromiß Ritus Advent Oktav
plausibel tolerieren kooperativ antik rustikal kon-
zertiert potentiell senil Kollision Kommission Kon-
struktion Pazifismus Präludium Dirigent Dissonanz
konfus o/fizieii irreparabel integer manuell krimi-
nell renitent akzeptabel Moneten Kreatur Dividen-
de Rotation .Sakrament Pluralismus Regierung
Republik depressiv reaktionär latent aktiv passiv

186
 
Annotationen