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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 39.1996

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Nr. 3
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Besprechungen
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[Rezension von: Gerhard Fink u. Friedrich Maier, Konkrete Fachdidaktik Latein]
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[Rezension von: Ilaria Gozzini Giacosa, Genießen wie die alten Römer. Antike Küche neu entdeckt]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33062#0162

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weniges kennt man bereits aus früheren Veröf-
fentlichungen. Umsichtig: Textgrammatik lie-
fert für ihn praktisches Handwerkszeug für die
Texterschließung, keine abgehobenen Theore-
me. Voll beeindruckenden Materials: kreatives
Arbeiten und Schülerprojekte und Dokumente
der Antikerezeption sind immer wieder von
unausschöpflichem Reichtum; bloß sammelt sie
kaum einer so konsequent und analysiert sie in
derart klarer Knappheit wie Friedrich Maier.
Beide Teile des Buches sind ähnlich aufgebaut.
Beide werden abgeschlossen durch Kapitel zu
Formen der Leistungsbeurteilung. Allerdings
sind beide im Grunde getrennte Werke. Leider
kommt es so auch zu Überschneidungen, beson-
ders deutlich in den Kapiteln über die Wort-
schatzarbeit und über Klassenarbeiten bzw.
Klausuren. Der Wunsch, daß sich beide Autoren
zusammengesetzt und ihre Beiträge aufeinander
abgestimmt hätten, ist wohl nicht unbillig. Trö-
sten mag man sich immerhin damit, daß beide
Bücher, wären sie getrennt erschienen, zusam-
men mehr gekostet hätten als der vorliegende
eine Band. Und anschaffen hätte man sich beide
schon müssen.
Gozzini Giocoso. Doria; Genic/Ln wie Jig aitcn
Römer. AnüLe Käc/m net! gnnücD. FranA-
yhrt/M.' FicFFom 7995. 20<§ G DM
(ZRRV 3-3273-7373-0).
Noch ein Kochbuch nach Apicius: gleichzeitig
mit dem Buch der Hobbyköche Feldmann und
von Peschke (vgl. MDAV 1/96, S. 35f.) nun
auch das Buch einer Italienerin, die schon dank
ihrer Herkunft und dessen, daß sie also vertraut
ist mit heutigen Küchengewohnheiten jener
Gegend Europas, gute Voraussetzungen mit-
bringt, die manchmal recht pauschalen und auch
unsystematischen Hinweise von Apicius in ge-
naue Rezeptangaben umzusetzen.
Was unterscheidet nun Frau Gozzini Giacosas
Buch von demjenigen Feldmanns und von
Peschkes? Zunächst einmal sind die kulturhisto-
rischen Abschnitte zur Ernährung und den
Tischgewohnheiten der Römer weit ausführli-
cher; sie summieren sich zu einer Einführung in

die antike Kulturgeschichte des Essens. Die
Zahl der Rezepte ist ähnlich (bei Feldmann ca.
200, bei Frau Gozzini Giacosa ca. 180), die
Auswahl übrigens auch. Frau Gozzini Giacosa
streut allerdings in ihren Apicius (den sie leider
nur nach Andres Zählung zitiert) 13 Rezepte aus
Catos „Dg rg rashea" und je eines aus Plimus
d. A. „VafaraiA /nMoria" und aus Columella
ein, dazu auch das Rezept des „Morgpan" (mit
der kommamäßig etwas verwirrenden Her-
kunftsangabe „Morgpan Appgnöix, VirgiZia-
na"). Feldmanns Zutatenliste ist jeweils weitaus
präziser. Wo Frau Gozzini Giacosa häufig nur
„eine Prise" von Gewürzen empfiehlt, geben die
Schweizer stets präzise Mengen an. Auch die
Zubereitung schildert Feldmann sehr viel de-
taillierter; eine gewisse Erfahrung in der Küche
gehört schon dazu, um die Rezeptvarianten der
Italienerin nachkochen zu können. Daß beide
auch voneinander abweichen, mitunter recht
deutlich, kann bei der Quellenlage nicht ver-
wundern. Mir als (sehr bescheidenem) Hobby-
koch schienen Feldmanns Varianten, soweit ich
sie verglichen habe, meist plausibler. Wenn
Apicius zum Beispiel für seine Conchicla
(5.4.2) die Erbsen vor dem Fleisch aufsetzt,
spricht das für Feldmanns getrocknete (S. 142),
nicht für Frau Giacosas frische (S. 79). Freilich
kennt diese ein ähnliches Gericht aus Mailand,
die „Cassoela", zu der anscheinend frisches
Gemüse gehört; und so könnte Apicius natürlich
unterschlagen haben, daß die Erbsen (wie Frau
Gioacosa vorschlägt) wieder herausgenommen
und zunächst beiseitegestellt werden sollen.
Daran wird ein Vorzug des vorliegenden Bu-
ches deutlich: Frau Giacosa kennt die mediter-
rane Küche und streut daher häufig Hinweise
auf sie oder vollständige Rezepte (rund 20) ein,
die manchmal erstaunliche, manchmal aller-
dings auch recht entfernte Parallelen zur altrö-
mischen Küche zeigen.
Ausgestattet ist das Buch mit großen Farbfotos
und vielen Zeichnungen sehr appetitanregend,
nicht zuletzt mit einem sehr stabilen Papier, das
es auch gut verkraften dürfte, wenn man wäh-
rend des Kochens mit bemehlten oder feuchten
Fingern einmal schnell darin blättern will.

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