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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 39.1996

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Nr. 1
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Besprechungen
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Wölke, Hansjörg: [Rezension von: Alfred Bertram u.a., SALVETE. Texte und Übungen, Band 1 u. 2]
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Wölke, Hansjörg: [Rezension von: Hans Glinz, Grammatiken im Vergleich]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33062#0032

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Die Last der Übung und Festigung haben vor
allem weitere Texte zu tragen, die unter dem
Buchstaben B Teil jeder Lektion sind. Übun-
gen, in denen Formen oder auch
syntaktische Phänomene isoliert
geübt werden, sind nur in geringer
Zahl vertreten. Sechsmal ist ca. eine Seite
„Zusätzlichen Übungen" gewidmet, die sich auf
mehrere zurückliegende Lektionen beziehen,
offenbar eine Art genem/A". Dar-
überhinaus findet sich eine Reihe von Aufgaben
zur Texterschließung.
Die Typographie und die graphische Gestaltung
setzen nicht auf kräftige Akzente. Qualität des
Einbandes, des Papiers, des Drucks und der
Bebilderung genügen höchsten Ansprüchen.
HANSJÖRG WOLKE
GL'nz, Nan.s.' G/a/u/natAf/? /;?? tAry/AcA
DfutvcL - FmnzrAAc/? - LuyAscL - Latem.
Lärmen - Be<rfeattn?ye/? - Verstehe/?. TäLm^et?.'
M'emeyer 7994. (7?e;7?e Ger/?;a/?t^t/Sc7?e Lm-
gnAhL- 776). /X, 962 A ^4,00 DM. fLSDV 7-
4g4-J??^6-J).
Kaum ein Wissenschaftler des deutschsprachi-
gen Raumes hat die Sprachbetrachtung der
letzten Jahrzehnte derart beinflußt wie der
Schweizer Hans Glinz. Ersatz-, Weglaß-, Ver-
schiebeproben zum Beispiel, auch im Lateinun-
terricht seit längerem bekannt, haben zwar
amerikanische Linguisten früher benutzt, Hans
Glinz aber, ohne hiervon zu wissen, erneut ge-
funden. breit ausgebaut und hierzulande hei-
misch gemacht. „Welche Denkinhalte lassen
sich einer durch Experiment und Erprobung
bestimmten sprachlichen Einheit oder Kategorie
zuschreiben?" - diese Frage bestimmte seine
berühmte Habilitationsschrift „Die innere Form
des Deutschen". Bereits dort (deutlicher noch in
der zweiten Auflage von 1961) hatte er sich fort
von der formalen Betrachtungsweise des
Strukturalismus hingewendet zur Analyse, wie
die Inhalte, das Gemeinte, das Mitzuteilende in
der Sprache in Erscheinung treten. Im vorlie-
genden Band geht er diesen Weg weiter: For-
malstrukturen wie Regularitäten der Wortstel-

lung oder die Notwendigkeit, bestimmte Verben
mit bestimmten Kasus zu verbinden (die
„Valenz"), sind für ihn eher im „äußeren" Be-
reich angesiedelt. Verständlichkeit einer
Sprachäußerung werde weniger durch sie er-
reicht als dadurch, daß der Sprecher über Be-
deutungsstrukturen aller Art verfügt. Auch die
Sprachproduktion gehe nicht zuerst von forma-
len Strukturen aus. „Wenn man irgend etwas
sprachlich fassen ... will, sucht man meistens
gar nicht zuerst nach einem geeigneten Verb.
Man hat in erster Linie einen Menschen, eine
Sache, eine Erscheinung ... im Kopf, und
man sucht zuallererst dafür eine geeignete B e -
nennung..., dann erst sucht man ein Verb
oder eine verbale Wortkette" und muß erst dann
die Valenz dieses Verbs berücksichtigen. (S.265
f.) Weil Glinz also ausgeht von der Vorstellung,
die der Sprecher hat. von der Absicht, die er
beim Sprechen verfolgt, differenziert er sehr
genau in Bereichen, die traditionelle Grammatik
wenn überhaupt, dann, nach formalen Gesichts-
punkten geschieden, an verschiedenen Orten
und mit sehr viel gröberem Raster behandelt:
zum Beispiel in Kap. 10/IV „Unmittelbare
Wahrnehmung und ihre Inhalte - Sicherheits-
grade von Information" (usw.).
Allerdings ist hier weder der Ort noch fühlt sich
der Berichterstatter auch nur entfernt in der
Lage, dieses komplexe und inhaltsschwere
Werk angemessen zu würdigen, gar seinen
Stellenwert innerhalb der gegenwärtigen lin-
guistischen Diskussion zu beschreiben oder
festzustellen, wie weit Glinz mit dem. was er
über die Form schreibt, wie Sprache im Gehirn
gespeichert wird, und seinen Konsequenzen, die
er daraus für das Lernen von Sprache zieht, auf
der Höhe des Forschungsstandes ist. Eben diese
Fragen führen aber ins Zentrum von Glinz'
Sprachverständnis, faßt er doch, wie oben be-
reits angedeutet, die Strategien beim Textschaf-
fen und Textverstehen, die häufig unter Choms-
kys Kategorie der „Performanz" gerechnet wer-
den. auf als einen zentralen Teil des dauernden
Sprachbesitzes und damit der „Kompetenz" und
versucht zu verdeutlichen, daß sie bei einem
Menschen für alle Sprachen, die er spricht oder

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