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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 39.1996

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Nr. 1
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Besprechungen
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Stroh, Wilfried: [Rezension von: Jan Novák, "Aspicius modulatus". In: "If Music be the Food of Love", songs and recipes prepared by Neil Jenkins]
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Varia
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https://doi.org/10.11588/diglit.33062#0044

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gegeben ist. kommt sie im Falle des Apicius
durch die Komposition herein. Noväk macht
sich nämlich den Spaß, die Küchenvorgänge der
einzelnen Rezepte quasi als kleine Dramen zu
konzipieren. Auf dem ignA"
(Sparflamme) kocht der Gewürzwein wie auf
dem „zehrenden Feuer" (/6-nm.r (yn/'.s) horazi-
scher Erotik langsam auf. bis er. nach langem
Crescendo mit Wein gelöscht, in sich zusam-
mensinkt (Apic. 1.1,1); zu den lukanischen
Würstchen werden in stampfendem Rhythmus
die Zutaten zerkleinert, dann mittels eines Fuga-
to in die Haut gestopft, damit sie schließlich,
wie hingerichtete Verbrecher im Rauchfang
aufgehängt, ihr Leben verhauchen (Apic. 2,4).
Dabei werden die klassischen Silbenquantitäten
je nach der Dignität des Gerichts mehr oder
minder genau bewahrt, am strengsten wohl bei
der prosodisch besonders ausgekochten Trüf-
felspeise (Apic. 7,16,1). Wie man das an sich
eher unsangliche elegische Distichon doch bra-
vourös vertonen kann, zeigen die Martialstücke,
die Noväk jeweils zu großen, lyrisch-
expressiven Beicantonummern ausbaut, auch
dies in beabsichtigter Spannung zum pikant-
witzigen Text. Als humoristisches Meisterstück
der Sammlung darf wohl die geradezu betören-
de musikalische Ausgestaltung des schwer stin-
kenden Lauchs aus Tarent - „Bitte keine Zun-

genküsse!" (oicn/a c/n^a &Uo) - gelten. (Mart.
13,18).
Die Interpretation durch den um gute Lateinaus-
sprache bemühten englischen Tenor Neil Jen-
kins und seinen tschechischen Begleiter Jan
^aöek, läßt, was Witz und Kunst angeht, kaum
einen Wunsch offen. Das viersprachige, infor-
mative Textbeiheft ist verfaßt von dem um die
Erforschung von Antikenvertonungen auch
sonst höchst verdienten Joachim Draheim. Da-
bei sind die Lateintexte aber nur mit einer engli-
schen Übersetzung versehen; zum genaueren
Verständnis des Küchenvokabulars kann man
die nützliche, mit Glossar versehene Reclam-
ausgabe des Apicius von Robert Maier (1991)
heranziehen.
Da römisches Kochen heute in Gymnasien und
Studienratsfamilien ohnehin beliebt ist, erübrigt
es sich fast, auf den praktischen Motivations-
wert des „Ap/cm,? hinzuweisen.
Schon bei der deutschen Erstaufführung des
Werks - zum Abschluß der Lreisinger LVDI
LATINI 1986 - gelang es der Münchener La-
teinköchin Mathilde Peihofer, die fertigen Ge-
richte aller vier Apiciusrezepte, inclusive eines
kompletten Spanferkels in Lischsauce (Apic.
8,7,3), jeweils /oco unter dem Publikum zu
verteilen. Der damalige Erfolg mag zur Nach-
ahmung ermuntern. Bc/rc vo&A/
WiLFRiD STROH, München

Varia

Ein Schwab der Zukunft? Die Zeiten sind -
leider - vorbei, in denen Gustav Schwabs Göt-
ter- und Heldensagen in kaum einem Bücher-
schrank fehlten: Die Menschen, vor allem die
jungen, sind lesefaul geworden und wollen sich
von neuen Medien verwöhnen lassen. Ratten?;/
Der österreichische Autor Michael Köhlmeier,
dessen homerinspirierter Roman „Telemach" in
unserem Nachbarland wochenlang in der Best-
sellerliste Belletristik ganz vorn zu finden war.

hat es nämlich unternommen, die alten Ge-
schichten von Odysseus und Orpheus, von Ödi-
pus, Antigone und vielen anderen ganz neu,
ganz persönlich und manchmal auch etwas ge-
gen den Strich zu erzählen - und der ORL hat
aus der erfolgreichen Sendereihe eine seiner
„Audiospezialitäten" gemacht: Lünf CDs
„Klassische Sagen des Altertums, sagenhaft
erzählt von M. Köhlmeier", bekommt man beim
Hörerservice des ORF. Argentinerstr. 30a, A

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