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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 39.1996

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Nr. 2
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Aktuelle Themen
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Selmaier, Alfred: Bericht über den Kongreß des Deutschen Altphilologenverbandes vom 9.-13. April 1996 in Jena
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Oertel, Hans-Ludwig: Zukunft braucht Herkunft - und Sprache braucht Stimme: Latinitas viva auf dem DAV-Kongreß in Jena
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https://doi.org/10.11588/diglit.33062#0092

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Dg?:GMfen/o%HgH,
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AZZg^ /rrg^^g, j'c^wgZ/g^^g
VZZfzZZcA vgriwgZgH.
(Goethe, Das Göttliche, 1783)
Am nördlichen Rand dieser edlen Stadt der
deutschen Klassik erhebt sich der Ettersberg mit
seinen schattigen Buchen: ein lauschiger Bu-
chenwald? Buchenwald - da durchzuckt es auch
den beschaulichen Klassikschwärmer. So nah
die Brutalität der Humanität? Weimar war 1932
ein Hort der Nationasozialisten geworden. Nur
fünf Jahre später begannen die ersten Häftlinge
das Konzentrationslager Buchenwald zu füllen,
als Unmenschen gezeichnet, gequält und ent-
stellt. Fast sechzigtausend aus 32 Ländern erla-
gen bis Kriegsende den Mißhandlungen, dem
Hunger und der Kälte. - Was ist der Mensch?
noXkct tä 8etva, xcuSev &v-
epMJtOTj Setvotegov rreket.
(Sophokles, Antigone 332f.)

Mit Recht verwies Friedrich Maier zu Beginn
des Kongresses des DAV auf das provozierende
Verhältnis von Geist und Macht, auf Hans Jo-
nas' Deutung des sophokleischen Wortes als
.beklommene Huldigung an des Menschen be-
klemmende Macht', wie sich das Ungeheuere
menschlichen Tuns auf die ihn umgebende Welt
auswirkt. „Der Mensch unterscheidet, wählet
und richtet" (Goethe).
„KZa-MAc/: zu ZeZ?gn utttf AZZgrfMW! prak-
tisch m .wh za rga/;,s';ergu Ai <7er G;p/gZ aa<7 <7a.s-
ZigZ tigr PhZZoZogtg. JoZZig cZZgs ohwg aZZgn
Zynismus mögZich sein?"
fragte Friedrich Schlegel im 147. Stück seiner
Athenäums-Fragmente. Jürgen Busche gab in
seinem kritischen historischen Rückblick der
Versammlung der über achthundert deutschen
Altphilologen zu Jena 1996 die kurze, klare und
in die Zukunft weisende Antwort mit auf den
Weg:
„ Ah 4gnkg - Ja. Aber nicht ohne ^kgpsis."
ALFRED SELMAIER, München

Zukunft braucht Herkunft - und Sprache braucht Stimme
Latinitas viva auf dem DAV-Kongreß in Jena

Während und nach seiner Rede beim Festakt des
diesjährigen DAV-Kongresses in Jena erntete
Dr. Bernhard Vogel, der Ministerpräsident des
Gastgeberlandes Thüringen, großen Beifall, und
das nicht nur, weil er mit seinen Gedanken den
versammelten Altphilologen aus dem Herzen
sprach, sondern sich auch in einigen Teilen
seiner Rede souverän der lateinischen Sprache
bediente. In Jena hatte man überhaupt den Ein-
druck, daß die Aufgeschlossenheit gegenüber
dem Phänomen des gesprochenen Lateins spür-
bar gewachsen ist.
So zeichnete sich dieser Kongreß dadurch aus,
daß zum ersten Mal (seit wie langer Zeit ei-
gentlich?) ein akademischer Vortrag in lateini-

scher Sprache auf dem Programm stand: De
urhAus Cer77K2fn<2e humanitatg ciArinctA. Frau
OStR' i. H. ULRIKE WAGNER, Didaktikerin an
der Universität Erlangen und unermüdlicher
pragco LatmrtazA vivag in Bayern, fesselte die
zahlreichen Zuhörer über eine Stunde durch ihr
frei vorgetragenes, verständlich formuliertes
und deutlich ausgesprochenes Latein und durch
die Aktualität des Themas: so stellte sie Bam-
berg, die Stadt der letzten DAV-Tagung, Jena
gegenüber und beleuchtete mit ausgewählten
lateinischen Texten, mit interessanten Folien
und weitgehend von ihr selbst aufgenommenen
Dias die humanistische Glanzzeit der beiden
Städte mit ihren konfessionell unterschiedlich

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