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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 39.1996

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Nr. 3
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Besprechungen
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Wölke, Hansjörg: [Rezension von: Peter Lohe u. Friedrich Maier (Hrsg.), Latein 2000. Existenzprobleme und Schlüsselqualifikationen]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33062#0153

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Besprechungen

LoAe, Peter/Maier. Prie4r;'c)i /*74r^gJ.' Latein
2000. LxistenzproMeme an<7 6eMMTs*ei^Maii/i7:a-
tionen. Analen, Konzepte nnJ Prcy'eUe Jes'
DeMt^cLen AitpLiioiogenverLanJes'. PawLerg;
Pacioier 7996. (Aaxiiia, 40). 760 & 34,00 DM
(76PN 3-7667-340-0).
„Die vorliegende Veröffentlichung präsentiert
die Ergebnisse einer fachdidaktischen Kommis-
sion des Deutschen Altphilologenverbandes",
lautet der erste Satz des Vorworts. Weil hier
eine Diskussion angestoßen und geführt wird,
die Sache des gesamten Verbandes ist, ist es rm
Grunde nicht angemessen, einen Beitrag hierzu
in einer Buchbesprechung zu verstecken. Daher
sollte hier vor allem kurz angezeigt werden,
welche Beiträge zu dieser Diskussion man im
vorliegenden Band finden kann. Es sei aller-
dings gestattet, zusätzlich einige Fragen zu for-
mulieren.
Die vorgelegten konzeptionellen Überlegungen
bauen auf drei Säulen auf:
1. den „Problemfeldern der ak-
tuellen Gesellschaft". Als solche
werden genannt: a. Natur und Umwelt, b. fried-
liches Zusammenleben der Menschen, c. Kultur
und Tradition, d. Wissenschaft und Beruf,
e. Wort und Bild, f. Wertbewußtsein und Sinn-
findung. Planungen für Unterrichtsprojekte
werden zu den Problemfeldern a. (von Karl
Lahmer), b. (Edith Schirok), d. (Peter Witz-
mann) und f. (Heinrich Krefeld) vorgelegt.
2. den „Schlüsselqualifikatio-
n e n ", ein Begriff, den Joachim Klowski mit
einem kurzen Aufsatz in MDAV 36,1 (1993) 3-
5 aus Konzepten der Berufsbildung in die Dis-
kussion der altsprachlichen Didaktik einge-
bracht hat. Diesen Aufsatz, angereichert mit
einigen Anmerkungen zum Fortgang der Dis-
kussion, druckt Klowski erneut ab. Schlüssel-
qualifikationen sind z. B. allgemeine geistige
Fähigkeiten wie Abstraktionsvermögen, Ur-
teilsvermögen, ferner kommunikative und
schöpferische Fähigkeiten, dazu Fähigkeiten

wie Systemverständnis und realistische Aufga-
benbeurteilung. Hinzukommen arbeitsethische
Schlüsselqualifikationen wie Zielstrebigkeit,
Sorgfalt, Verantwortungsbewußtsein, Selbstbe-
herrschung und -kritik.
3. der „Versöhnung der Kultu-
ren", die Friedrich Maier seit einigen Jahren
nicht müde wird einzufordern und für diese
Zielsetzung den Lateinunterricht ins „Zentrum
eines fächerübergreifenden Unterrichts" posi-
tionieren will. Den Naturwissenschaften, die,
vor allem seit Francis Bacons „Wissen ist
Macht", sich die Natur verfügbar gemacht hät-
ten und so dabei seien, sie zu ruinieren, müßten
nunmehr durch das Prinzip ethisch begründeter
Verantwortung ergänzt werden, das aber in der
Kompetenz der Geisteswissenschaften liege.
Um mit dem letzten zu beginnen: werden da-
durch, daß das Prinzip „Verantwortung" an sie
delegiert wird, die Geisteswissenschaften nicht
unterfordert und überfordert zugleich? Unter-
fordert: sie können ihre Existenzberechtigung
doch nicht nur als Komplement, gröber formu-
liert: als Nachhilfelehrer der Naturwissenschaf-
ten sehen - Maier spricht selbst vom
„pädagogischen Renommee" der Geisteswissen-
schaften (S. 151). Überfordert: wie können sie
Autorität für ethische Prinzipien fordern, wenn
sie bis heute untereinander keinen Konsens über
sie gefunden haben? Der Streit zwischen Stoa
und Epikur ist bis heute unentschieden. Ein
Konsens in ethischen Fragen wäre auch gar
nicht wünschenswert - es sei denn, man hält das
vielbewisperte „Ende der Geschichte" für etwas
Erfreuliches. Konkrete Entscheidungen für die
Zukunft etwa der Atomenergie oder der Gen-
technik können die Geisteswissenschaften oh-
nehin nicht liefern. Dazu gehört die Abschät-
zung ihrer Risiken; und die ist, das betont auch
Maier S. 150, Sache der Naturwissenschaften
bzw. der Technik selbst. Wichtig sind Maiers
Folgerungen für die gymnasiale Praxis: Projek-
tarbeit, „die gelegentlich auch handlungsorien-
tiert sein kann" (S. 156), ist die notwendige

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