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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 39.1996

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Nr. 3
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[Rezension von: Eric M. Moormann u. Wilfried Uitterhoeve, Lexikon der antiken Gestalten. Mit ihrem Fortleben in Kunst, Dichtung und Musik]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33062#0158

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Moorwnnn. Fn'c M. / GifGr/ioevg, W4(/hb4.'
LcxtLon Jgr aimLgn Gestalten. Mit tt:re7w Fort-
/elien in Kunst, DtelifMng nnrl M^^siL Üliers. v.
MaruiusFütz. Stuttgart.' Türöner 7995. (Kroners
Fase/tenausga^e. 45^). AW77, 752 & 4Y 00 DA7
(75FA3-529-45507-d).
Dieses Lexikon darf von vornherein auf großes
Interesse bei Lehrern der alten Sprachen rech-
nen. Zwar ist es, nicht zuletzt dank seiner an-
schaulichen und klaren Sprache, auch als allge-
meines Nachschlagewerk über „antike Gestal-
ten" zu benutzen. Aber sein Schwerpunkt liegt
doch auf der künstlerischen und literarischen
Wirkungsgeschichte; und auch die Auswahl der
Stichwörter ist zwar nicht ausschließlich, so
doch wesentlich von ihm bestimmt. Die Verfas-
ser selbst nennen im Vorwort als Beispiel, daß
deswegen Sokrates und Diogenes mit eigenen
Artikeln aufgenommen sind, Platon und Ari-
stoteles aber nicht. So ist hier Material ausge-
breitet, für das es im Unterricht vielfältige Ver-
wendungsmöglichkeiten gibt und das dem Leh-
rer in dieser Form bisher nicht zur Verfügung
stand. Elisabeth Frenzels seit langem bewährter
Band über „Stoffe der Weltliteratur", im glei-
chen Verlag erschienen, beschränkt sich nicht
auf die Antike, dafür auf die Literatur. Herbert
Hungers unentbehrliches „Lexikon der griechi-
schen und römischen Mythologie" gibt lediglich
Listen, keine Darstellung.
Die Verfasser haben ihrem Begriff „Gestalten"
keine genaue Definition zugrundegelegt. Ge-
stalten des Mythos einschließlich der Götter
nehmen einen breiten Raum ein. Ein Vergleich
m Stichproben hat gezeigt, daß kaum ein wich-
tiges Lemma aus Hungers Lexikon fehlt; ledig-
lich „Echo" habe ich vermißt. Nicht nur Indivi-
duen sind aufgenommen, sondern auch
„Chariten" (worunter ebenso die Grazien be-
handelt werden), „Erinyen", „Giganten", „Gor-
gonen", „Musen", „Satyrn und Silenen fstcf",
„Titanen" u. a. Bloße Personifikationen von
Abstrakta oder Naturelementen, die keine eige-
ne Geschichte in der Mythologie haben, wurden
fortgelassen (S. VIII). Als Beispiel nennen die
Verfasser „Zephyros", obgleich er Vater der
Rosse von Achilleus ist und voll Eifersucht

einen Diskos auf den Kopf von Apollons Lieb-
ling Hyakinthos lenkt. „Eris" dagegen findet
sich, weil sie bei der Hochzeit von Peleus und
Thetis eine Rolle spielt, zweifellos eine bedeu-
tendere als Zephyros bei Hyakinthos, dazu auch
„Hypnos und Thanatos" (für deren Auftritt beim
Tode von Sarpedon unter den antiken Vasenbil-
dern der großartige Kelchkrater von Euphromos
aus dem New Yorker Metropolitan Museum
fehlt). Aufgenommen wurde auch eine Reihe
rein literarischer Gestalten wie „Hero und Le-
andros", „Psyche", „Pyramus und Thisbe", so-
gar „Tellos" (freilich nur mit einem Verweis auf
„Solon"). Zu den kurzen, aber plastischen
Schilderungen der einzelnen Mythen, die be-
greiflicherweise nicht alle Varianten nennen
können, aber bisweilen, besonders in den be-
deutenderen Mythen, doch reicher an Details
sind als diejenigen Hungers, werden jeweils
auch die antiken Quellen genannt; eigentümli-
cherweise fehlt bei „Europa" Moschos' Epylli-
on. Hungers Listen zur Rezeption scheinen ins-
gesamt ausführlicher, insbesondere bei den Ge-
mälden. Doch nennen Moormann und Uitter-
hoeve daneben auch Werke, die nicht bei Hun-
ger stehen. Vor allem aber beschränken sie sich
nicht nur auf Listen, sondern geben Charakteri-
stiken, bisweilen kurze Deutungen. Häufig zei-
gen sie Entwicklungslinien und Vorlieben ein-
zelner Epochen auf, stellen also die jeweilige
Rezeptionsgeschichte wenigstens in Ansätzen
dar oder arbeiten verschiedene Sichtweisen auf
die jeweiligen Figuren heraus, die Funktion, die
sie für den Auftraggeber eines Kunstwerks hat-
ten, die Intention, die Autoren mit ihrer Dar-
stellung verfolgten, und stellen Ähnliches zu-
sammen, ohne historische Absichten zu verfol-
gen.
Für die historischen Gestalten gab es Vergleich-
bares meines Wissens bisher nicht. Bei Elisa-
beth Frenzei suchte man vergebens z. B. nach
Archimedes, Augustus, Caligula, Camillus, dem
älteren Cato, Cicero, Cincinnatus, Cornelia und
vielen anderen. Zu Alexander dem Großen fin-
det man hier 23 Seiten (davon auf 8 Seiten eine
Vita, die nicht die historische Gestalt zu rekon-
struieren versucht, sondern die legendenhaften

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