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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 39.1996

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Nr. 2
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Besprechungen
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[Rezension von: Frank Kolb, Rom. Die Geschichte der Stadt in der Antike]
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[Rezension von: Gert Ueding, Klassische Rhetorik]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33062#0109

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Caesar sieht er die imperiale Gestaltung des
Stadtzentrums beginnen, die Bauherren dabei an
hellenistische monarchische Konzepte anknüp-
fen (S. 268). Von der Baupolitik her gesehen,
habe das spätrepublikanische Rom nicht in einer
„Krise ohne Alternative" gesteckt. Die Zielrich-
tung auf die Monarchie hin sei vielmehr klar
gewesen. Ebensowenig sei in den augusteischen
Bauten etwas von der „rM pnMica rg.s6mra" zu
erkennen. Ihr ideologischer Hintergrund sei
eindeutig ein imperialer (S. 364).
Eine Großstadt will mit Nahrungsmitteln und
allem anderen Lebensnotwendigen versorgt
sein. Drastisch zeigt Kolb (S. 233 ff.), wie
schwierig es war, ausreichend Getreide für die
(mindestens) 250.000 Einwohner Roms in den
30er Jahren des 2. Jh.s v. Chr. herbeizuschaffen.
Es muß große Schwankungen beim Nachschub
und also auch bei den Preisen gegeben haben.
C. Gracchus' /rMwgntan'a habe daher die
Grundlage für eine gleichmäßige Versorgung
legen wollen. Daß die Nobilität dem einen sol-
chen Widerstand entgegensetzte, erkläre sich
auch daraus, daß so die Abhängigkeit der c/mn-
von ihren pafroni und damit die Macht der
Nobilität geschmälert worden sei. Später, im
Jahre 14 n. Chr., sei mit dem Prae/ccmr anno-
na<?, der die Getreideversorgung und -Verteilung
zu sichern hatte, erstmals ein Amsträger be-
zeugt, dessen Amtsdauer (keine Annuität), Her-
kunft (dem or<7o g^Mgvfgr Vorbehalten) und Be-
stellung (direkt durch den Kaiser und nur ihm
verantwortlich) republikanischen Normen wi-
dersprach (S. 536).
Der sei es allerdings nicht, wie Iuvenals
geflügeltes Wort behauptet, nur um Brot und
Spiele gegangen (S. 464 ff.) Das antike Rom sei
vielmehr eine geschäftige Stadt voller Arbeits-
lärm gewesen und die Stadtrömer in aller Regel
keine untätigen Parasiten. Schon der riesige
Arbeitskräftebedarf für Bau- und Transportar-
beiten, den Kolb eindrucksvoll berechnet,
spricht dagegen. Spiele dürften die Stadtrömer
gar nicht so oft besucht haben, schon deswegen,
weil außer dem Circus Maximus keine Stätte für
Spiele existierte, die mehr als eine kleine bis
sogar - bei den Theatern - verschwindend gerin-

ge Minderheit der stadtrömischen Bevölkerung
faßte (S. 495).
Geringfügig getrübt wird die Freude an diesem
Buch nur durch zweierlei, für das der Autor
kaum bis nicht verantwortlich ist: Erstens fehlen
bei Plänen, die anderen Werken entnommen
sind, meist die Legenden, so daß der Leser
Räume und Gebäude, die nur mit Buchstaben
bzw. Zahlen bezeichnet werden, nicht identifi-
zieren kann. Das ist besonders dann ärgerlich,
wenn der Text auf sie Bezug nimmt. Zum
zweiten ist der Druck durch eine Reihe von
Flecken etwas entstellt.
Der Reichtum von Frank Kolbs Buch kann an
dieser Stelle nur in winzigen Ausschnitten an-
gedeutet werden. Überall wird sein selbständi-
ger Zugriff sichtbar, überall prüft er hergebrach-
te Urteile und widerlegt sie nicht selten. Schon
deswegen, weil eine große Anzahl der Themen
dieses Buches in den neueren Lehrbüchern an-
gesprochen wird und Informationen über sie
sonst nicht einfach zu beschaffen sind, gehört es
in die Bibliothek eines jeden Altphilologen.
77gding, Gero TCavsf.scOe 7?/:eror;'C München:
Beck 7995. (C.77.BecA: W.s.sen. Beckscke Be/7?.e.
2000). 726 5. 74,30 DM (7SB7V 3-406-39000-5).
Haben wir nicht Manfred Fuhrmanns glänzende
„Antike Rhetorik"? Und nun: ein Büchlein, das
nicht einmal von einem der Unseren stammt,
sondern von einem, der viel über Karl May
gearbeitet hat! Wenn er dann auch noch stets
vom „Auctor aJ TVergamW spricht, im Litera-
turverzeichnis keine einzige lateinische oder
griechische Textausgabe nennt, sondern nur
Übersetzungen, für Cicero die weit über 100
Jahre alten aus der Langenscheidtschen Biblio-
thek - werden wir da nicht mißtrauisch?
Doch: Gert Ueding ist als Professor für Allge-
meine Rhetorik in Tübingen in die Fußstapfen
von Walter Jens getreten, und er ist Herausgeber
des großen „Historischen Wörterbuchs der
Rhetorik", dessen erster Band (A-Bib) 1992
abgeschlossen wurde. Uedings Bändchen er-
gänzt - bei manchen Überschneidungen - Fuhr-
mann; man sollte beide benutzen. War es dessen

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