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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 39.1996

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Besprechungen
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[Rezension von: Ingeborg Scheibler, Griechische Töpferkunst. Herstellung, Handel und Gebrauch der antiken Tongefäße]
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[Rezension von: Hans-Peter von Peschke u.a., Kochen wie die alten Römer. 200 Rezepte nach Apicius, für die heutige Küche umgesetzt]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33062#0037

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Bildschmucks der griechischen Vasen sieht Frau
Scheibler darin, sie schon äußerlich aus ihrer
profanen Zweckgebundenheit herauszuheben.
Auf ihre Verwendung als Grabbeigabe, als
Weihgeschenk oder als Kultgefäß seien die
Bildthemen allerdings nur in geringerem Maße
bezogen. Wie stand es aber um die Wertschät-
zung dieser bemalten Keramik? „Im Kunstwerk
rangierte ein figürlich verziertes Tongefäß vor
der unverzierten Keramik, im Materialwert aber
hinter den Bronze- und Edelmetallgefäßen.
Gewiß suchten die Töpfer in Konkurrenz mit
den Toreuten das billige Material Ton durch
sorgfältige Bearbeitung und Bemalung aufzu-
werten." (S. 57) Und so sei die hohe Kunst der
griechischen Vase vielleicht gar eine Antwort
auf die Armut: in Griechenland nicht vorhande-
ne kostbare Rohstoffe wurden ersetzt durch den
Versuch, die Vasen durch Bemalung kostbar zu
machen.
Frau Scheibler situiert griechische Vasen ins
konkrete Leben. Da darf man keine einfachen
und eindeutigen Antworten erwarten, sind uns
doch vielfach nur indirekte Schlüsse oder solche
durch Analogie möglich. Nicht einmal die Ka-
tegorien sakral und profan, Kunst und Hand-
werk ermöglichen klare Unterscheidungen. Frau
Scheiblers Buch bleibt anregend. Auch der
Neuauflage ist eine weite Verbreitung zu wün-
schen.
Kochen wie die aite/; Römer. 200 Rezepte naci?
ApiciM,s, /iir die itentige A*üct?e umge^etzf von
Tdan^-Reter von Re.wMe und Werner Reidwn/m.
Zärici?.' Arrewrs 7995. 285 5. 58,00 DM f/5BV
5-7608-7778-5).
„Erstmals werden die Rezepte aus der berühm-
ten .Kochkunst' des Römers Marcus Gavius
Apicius in einer für die zeitgemäße Küche ad-
aptierten und für heutige Gaumen genießbaren
Form präsentiert" - das schreibt der Verlag Ar-
temis? In dem doch schon vor über 25 Jahren
(und immer wieder neu aufgelegt) „Das Koch-
buch der Römer" erschienen ist, das Elisabeth
Alföldi-Rosenbaum zusammen mit Barbara
Flower mit vielen praktischen Hinweisen gefüllt
hat für den, der nach Art der Römer kochen will

und das dem Fachbereich Latein auf so man-
chem Schulfest Aufsehen und Interesse einge-
bracht hat? Doch tatsächlich: was von Peschke
und Feldmann hier vorlegen, Historiker der
eine, Tonregisseur der andere, offenbar leiden-
schaftliche Hobbyköche beide, wird nicht nur
den kulinarischen Standard vieler Schulfeste
weiter anheben, sondern auch manchen privaten
Gastgeber ermutigen, statt mit Lachsterrine an
Brunnenkresseschaum es einmal mit Huhn auf
numidische Art oder Zicklein ä la Tarpeius zu
versuchen. Beließ es Alföldi-Rosenbaum häufig
bei allgemeinen und nicht sehr systematischen
Hinweisen, so geben die beiden stets präzise
nach offenbar umfangreichen eigenen Versu-
chen die Menge der Zutaten, die genaue Zube-
reitungsart und sogar deren Dauer an. Zum
Schluß schlagen Sie dem Gastgeber sogar einige
vollständige römische Menüs vor.
Nun ist Apicius' Text nicht immer eindeutig,
bisweilen verschweigt er wichtige Details als
anscheinend selbstverständlich, und manche
Zutat ist auch nicht mit letzter Sicherheit iden-
tifizierbar. Von Peschke und Feldmann mußten
sich daher auf ihren Geschmack und ihren kuli-
narischen Sachverstand verlassen, weniger auf
die Philologie, und haben dies auch getan.
Manchmal weichen sie bewußt von Apicius'
Rezepten ab, wenn sie z. B. Quallen entweder
durch gehäutete Auberginen ersetzen oder ganz
fortlassen oder eine Zubereitungsart Vorschlä-
gen. die im Originaltext nicht erwähnt ist. Den
Wortlaut des ursprünglichen Rezepts haben sie
in deutscher Übersetzung (anscheinend nach
verschiedenen Vorgängern gearbeitet) jeweils
vorangestellt, damit man ihr Vorgehen kontrol-
lieren kann.
Nur zu zwei Zutaten hier kurze Bemerkungen:
Für die Universalwürze „ganm?", die aus stark
gesalzenen und vergorenen Fischen hergestellt
wurde und deren Bedeutung die Autoren zu
Recht mit derjenigen vergleichen, die bis vor
einigen Jahren für viele die Maggi-Würze hatte,
wird hier vietnamesische Fischsauce (,Wuoc
n?<27??"), salzige Sojasauce, manchmal auch Sar-
dellenpaste oder einfach Salz als Ersatz vorge-
schlagen. Der leicht käsige Gärungsgeschmack,

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