Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone Titelzusatz:: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,2: Ostfildern, 2012

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34719#0042

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Sigismund (1410-1414)

477

Insgesamt ging die Aachener Thronbesteigung jedoch ohne größere Bekannt-
machung oder Anteilnahme der Zeitgenossen einher, ganz so wie es der König beab-
sichtigt und dem Kölner Erzbischof zugesichert hatte. Diese zweite Krönung, die in den
Worten Ruprechts überhaupt keine war, reiht sich damit in die für die beiden Vorgänger
aufgedeckten Bestrebungen ein, zwar persönlich als König den Karlsthron besessen zu
haben, gleichzeitig die ursprüngliche Königsweihe aber nicht zu entwerten Was bei
Karl IV. und Wenzel nur undeutlich erkennbar ist und erst durch die Einbeziehung der
weiteren Umstände und gesamten Uberlieferungslage herausgearbeitet werden konnte,
wurde von Ruprecht explizit ausgesprochen: Krönung war nicht gleich Krönung, Kö-
nigsweihe und Thronbesteigung mit Aufsetzen der Krone zwei fundamental verschie-
dene Akte. Gleichzeitig wird deutlich, dass das für Teile des 14. Jahrhunderts charakte-
ristische Aufaddieren der einzelnen Stimmen offenbar ebenfalls für die verschiedenen
Ritualsequenzen als möglich und notwendig angesehen wurde, so dass zur vollständi-
gen Weihe noch die Thronsetzung hinzugefügt wurde. Dem vom Aachener Karlsthron
ausgehenden Zauber konnte sich auch Ruprecht nicht entziehen, zu bedeutsam war
diese Handlung in der rituellen Abfolge von Wahl, Altarsetzung und Königsweihe -
ganz gleich, ob nun Wochen, Monate oder Jahre zwischen diesen Akten liegen moch-
ten.

5.13 Die Herrschererhebung Sigismunds (1410-1414)

Anlässlich der Wahl Ruprechts von der Pfalz äußerten manche Zeitgenossen die Klage,
dass es nun nicht nur ein Papstschisma, sondern auch zwei »Kaiser« gebeA''^ Mit dem
Tod des neuen Königs am 18. Mai 1410 verbesserte sich die Lage jedoch keineswegs,
denn neben den mittlerweile vorhandenen drei Päpsten sollte es nun bald auch drei
deutsche Könige geben, was in Anspielung auf die Heiligen Drei Könige zu dem Vers
Adontnf Cdnshtm fres reges iam RoPMnorum, non snnf TJzarsenses nee Andres nee Sainnenses
Anlass gabA'^° Die Spaltung des Kurkollegs brachte dem Jahre 1410 nämlich zwei Wah-
len, aus denen jeweils ein Luxemburger, Sigismund von Ungarn und Jobst von Mähren,
als König hervorging, ohne dass Wenzel in letzter Konsequenz auf seinen Königstitel
verzichtete. Nach Jobsts baldigem Tod wurde Sigismund in einer zweiten Wahl noch
einmal zum römischen König gewählt, doch sollten bis zu seiner Krönung noch mehr

1618 Die von KRAus, Haltung der Reichsstadt Aachen, S. 26 vorgenommene Gegenüberstellung von
Ruprechts Thronsetzung mit der »Nachkrönung« Karls IV. 1349 ist daher nicht als Gegensatz,
sondern vielmehr als Kontinuität zu begreifen.
1619 Chronicon Leodiense usque ad a. 1402, S. 442:... et da staute sciszrzate tu ecclesia Dez de duoims sum-
mis poMtzfz'czhMS SMpercreUt [sic] aliud scz'swM z'zzter duos cesares, t?uia rex Boemie se ad/zMC regem Ro-
maworMm scriMzat. Vgl. auch den bei HörLER, Ruprecht von der Pfalz, S. 185, Anm. 1 zitierten
Florentiner Gregorio Dati: Dappoi c/ze'l capo dello spirituale era dzüz'so izz due parti, cioe il papa, pare
c/ze sia seguito come deMze c/ze'l capo del temporale seguiti t?uollo dello spirituale e sia dzüz'so lo 'mperio
tazzto clze Dio propegga c/ze'l capo spirituale s'uzzisca e il temporale seguitera lo spirituale.
1620 Andreas von Regensburg, Chronica pontificum et imperatorum Romanorum, S. 146.
 
Annotationen