Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone Titelzusatz:: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,2: Ostfildern, 2012

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34719#0101

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
536

Herrschererhebungen des Spätmittelalters

5.14.4 Die Krönung
Die Quellenlage für die Krönung Friedrichs III. ähnelt in mehrfacher Hinsicht der sei-
nes Vorgängers, ja sie hat sich in mehrfacher Hinsicht sogar verbessert: Während für
1414 die Verwendung des spätmittelalterlichen Krönungsordo durch einen diesbezügli-
chen Verweis belegt ist, liegt nun auch die bei der Krönung verwendete Handschrift
des Ordo selbst vor. Außerdem findet sich die Anzahl der Augenzeugenberichte noch
einmal vermehrt, so dass gemäß dem bereits bei der Weihe Sigismunds verwendeten
Analyseschema Einzug - Krönung - Belehnungen und weitere Geschehnisse eine de-
taillierte Herausarbeitung der verschiedenen rituellen Akte möglich ist.'''*" Hinsichtlich
des Einzugs soll dabei aufgrund der noch einmal erweiterten Quellenbasis zwischen
den normativen und erzählenden Quellen geschieden werden.

Der Einzig.' Norm...
Für den Einzug in Aachen sind zwei Zeugnisse normativen Charakters überliefert, zu
denen Hermann Herre, der Herausgeber des entsprechenden Bandes der Reichstags-
akten, ausführliche Überlegungen angestellt hat.''^ Es handelt sich zum einen um eine
deutschsprachige Ordnung, die den gesamten Herrschaftsantritt eines römisch-deut-
schen Königs beschreibt. Überliefert ist sie im Anschluss an eine Abschrift der Golde-
nen Bulle in einer Handschrift des 16. Jahrhunderts, die heute im Haus-, Hof- und
Staatsarchiv in Wien aufbewahrt wird. Die lateinische Ordnung bezieht sich hingegen
nur auf den Einritt des Königs in Aachen und ist einer heute im Geheimen Staatsarchiv
Preußischer Kulturbesitz liegenden Handschrift beigefügt. Diese enthält außerdem
eine für die Krönung 1442 angefertigte Fassung des spätmittelalterlichen Krönungs-
ordo sowie eine spätere Abschrift desselben, der auch der notariatsinstrumentartige
Bericht über den Einzug Sigismunds vorangestellt istW Die Ausführungen Herres
über die beiden Stücke sind geprägt von zahlreichen umständlichen Konstruktionen
und vagen Vermutungen, deren Vorläufigkeit auch dem Herausgeber selbst bewusst
gewesen zu sein scheint.'^
Im Lichte der bisherigen Ergebnisse soll daher im Folgenden versucht werden, den
Charakter der beiden Schriftstücke klarer zu fassen, um im Anschluss einen Blick auf
den tatsächlichen Ablauf des Einzugs Friedrichs III. zu werfen. Hinsichtlich der lateini-
schen Ordnung erkannte Herre natürlich die Verwandtschaft zu dem Bericht über den
Einzug Sigismunds.''^' Dies verleitete ihn zu dem Schluss, dass beiden Quellen »nur ein
amtlicher, im Krönungsstift aufbewahrter >Ordo introducendi et recipiendi regem Ro-
manorum«< zugrunde gelegen haben könne, »von dessen Vorhandensein wir jetzt zum

1931 Vgl. zu den Quellen zur Krönung kurz auch LHOTSKY, Quellenkunde, S. 346-348.
1932 RTA16, Nr. 100 und 101. Vgl. dazu S. 160-164.
1933 Die Schrift entspricht dabei eher der späteren Abschrift des Ordo, dürfte also - auch aufgrund
des Wasserzeichens - aus dem letzten Viertel des 15. Jahrhunderts stammen (vgl. ebd., S. 162).
1934 Vgl. bezüglich der Datierung von Nr. 102, S. 164: »So haben auch wir sie einstweilen datiert.«
Auch ScHENK, Zeremoniell und Politik, S. 114f. äußert sich kritisch zu Herres weitreichenden
Bewertungen, ohne jedoch den Quellen im Einzelnen nachzugehen.
1935 RTA 7) Nr. 168.
 
Annotationen