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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone Titelzusatz:: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,2: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34719#0240

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Krönung

675

6.7 Krönung

Unter »Krönung« wird wie eingangs ausgeführ A ein Ritualkomplex verstanden, der
zahlreiche Handlungen vereint und über die im Krönungsordo geregelten Vorgänge
innerhalb der Krönungskirche hinausgeht. Die einzelnen Sequenzen des Rituals sollen
daher im Folgenden gesondert behandelt werden, vom Einzug über die Weihe in der
Kirche zum Krönungsmahl und weiteren vor Ort vorgenommenen feierlichen Hand-
lungen.

6.7.1 Einzug
Anders als für die eigentliche Weihe sind für den Einzug in die Krönungsstadt keine
auf das Früh- und Hochmittelalter zurückgehenden normativen Texte vorhandenA
Vergleichbar mit der Altarsetzung, entstanden entsprechende Regelungen erst aus ei-
ner Überarbeitung von situationsgebundenen Anordnungen und Beschreibungen: Die
Praxis musste sich erst zur Norm verfestigen, was nicht ohne Wandlungen und Weiter-
entwicklungen vor sich ging.
Bis zum 15. Jahrhundert tritt der Einzug des Königs in den Quellen nur sehr einge-
schränkt in Erscheinung, für den Ablauf lassen sich lediglich punktuelle Indizien er-
kennen. So betonte Richard von Cornwall in seinen Briefen, dass er »mit großer Ehre
und Freudentaumel und fröhlich ohne jegliche Schwierigkeit« (cizzw Sonore magno ci
amplo hzpzzdzo Uh ef Mares sine cninsMef di^hcnUahs oFsfacnio) empfangen worden sei.
Gerade vor dem Hintergrund der mehrmonatigen Belagerung Aachens durch seinen
Vorgänger Wilhelm von Holland galt es, dies besonders hervorzuheben, während Ein-
zelheiten, die über die ordnungsgemäße Durchführung hinausgehen, nicht erwähnens-
wert waren. In ähnlicher Weise ist auch bei Rudolf und Albrecht von Habsburg sowie
Heinrich VII. der feierliche Empfang des neuen Königs durch die Stadtbevölkerung und
die Fürsten der umliegenden Gebiete überliefert.
Im Vorfeld der nachträglichen Thronbesteigung Karls IV. im Jahr 1349 dürfte dann
in Aachen ein erster Empfangsordo entstanden sein (Modzzs per pizezw pnrno RozwaziorMZZi
Rex ... mgredzeMo ad ccdcsz'zzztz Feafe marze azpzczzsz's rcez'pz'czzdzzs csi), der in der Folgezeit
weiterentwickelt wurde. Dass er auch für den Einzug Wenzels die Grundlage bildete,
liegt nahe, geht aus den Quellen jedoch nicht hervor - die Aachener Stadtrechnungen
erwähnen lediglich den Empfang des Königs durch die Bürgermeister außerhalb der
Stadtmauern. Die darauffolgende Krönung Ruprechts fand nicht in Aachen, sondern in
Köln statt, und zwar mit der Besonderheit eines doppelten Einzugs, da die Stadt dem
neuen König erst nach seiner Krönung den Einritt durch das übliche Tor und zzi cz'zzs
Roezwsdzezi roczzz'zzx wzse gestattete. Die Verhandlungen um Ruprechts nachträgliches Be-
steigen des Aachener Karlsthrons mehrere Jahre später belegen allerdings, dass der Alo-
dzzs aus der Zeit Karls IV. immer noch als verbindlich angesehen wurde.
84 Siehe oben, Kapitel 2.1.
85 Das Pontificale Romano-Germanicum, LXXII, c. 1-2, S. 246f. behandelt lediglich die Abholung
des Königs von seinem Gemach (dzaiazzzMs) und den Gang zur Krönungskirche.
 
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