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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone Titelzusatz:: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,2: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34719#0087

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522

Herrschererhebungen des Spätmittelalters

5.14.1 Zwei Kronen und doch ungekrönt: Das Zwischenspiel Albrechts II.
Nachdem Sigismunds Tod am 9. Dezember 1437 wenig später im Reich allgemein be-
kannt geworden war, erfolgte bereits am 3. Januar durch Erzbischof Dietrich von Mainz
die Einladung zu der am 9. März in Frankfurt vorzunehmenden Königswahl.'^' Am
18. März wurde Herzog Albrecht V. von Habsburg, der bereits früh als Nachfolger Sigis-
munds im Gespräch gewesen war,'^' dort von den persönlich anwesenden Kurfürsten
von Mainz, Trier, Köln, Pfalz, Sachsen und Brandenburg einmütig gewählt.'^ Da kein
Gesandter Albrechts in Frankfurt zugegen war, begab sich eine aus zwölf Personen be-
stehende Gesandtschaft der Kurfürsten nach Wien, wo sie den neuen König nach eini-
gen Tagen zur Annahme der Wahl bewegen konnte.^' ' Als feierlichen Rahmen wählte
man den Stephansdom, wo am 29. April nach der Messe zuerst eine längere Rede gehal-
ten und dann die Annahmeerklärung verlesen wurde, gefolgt von den Danksagungen
der Boten der Kurfürsten und anderer Fürsten.'^" Abschließend wurde aHen
sdnihcrn aufgetragen, die Geschehnisse festzuhalten zu einem ewigen gc&dücn/ssdtc,
worauf die Verkündigung mit Te Deum und dem Geläut aHer ^iocicen zn Wt/n ihren Ab-
schluss fand A'

1846 Das in deutscher Sprache überlieferte Einladungsschreiben (RTA 13, Nr. 27) folgt im Wortlaut
den Vorgaben der Goldenen Bulle (c. 18). Am 5. Januar fand außerdem ein Treffen der Kurfürs-
ten in Heilbronn statt, das jedoch entgegen der Annahme der älteren Forschung (vgl. z. B. ALT-
MANN, Wahl Albrechts II., S. 18) nicht die Vorbereitung der Königswahl als eigentliches Ziel
hatte (RTA 13, S. 4-7). Dass die dort zusammengekommenen Kurfürsten von Mainz, der Pfalz
und vielleicht auch Brandenburg und Trier sich dennoch auch über die anstehende Königswahl
verständigt haben, dürfte jedoch außer Frage stehen.
1847 Weitere Kandidaten waren kurzzeitig Herzog Philipp von Burgund (vgl. hierzu PARAvictNt, Zur
Königswahl von 1438, S. 108-115) sowie Markgraf Friedrich von Brandenburg im Gespräch (vgl.
RTA 13, S. 17-20).
1848 Zum Ablauf der Wahl und ihren einzelnen Etappen siehe unten im Zusammenhang mit der
Erwählung Friedrichs III. (Kapitel 5.14.2). Bevollmächtigte Albrechts, zu diesem Zeitpunkt be-
reits gewählter, jedoch noch nicht gekrönter König von Böhmen, waren nicht in Frankfurt zuge-
gen. Vgl. hierzu die nicht völlig überzeugenden Erklärungsversuche bei BEGERT, Böhmen,
S. 174-178, der die Abwesenheit als Vermeidung der >ethisch-moralisch< bedenklichen Selbst-
wahl deutet. Vgl. auch den ansonsten nur eingeschränkt glaubwürdigen Bericht bei Eberhart
Windeck, Kaiser Sigismunds Buch, c. 369, S. 448: donoc/; [ein Stuhl für, A.B.] cm König oon Beden:,
der was n;Y do, dann es waz noed deiner zn Beden: geordnet. Kurze Erwähnungen der Wahl finden
sich außerdem bei: Tucher'sches Memorialbuch, S. 22; Hektor Mülich, Chronik, S. 78 (falsches
Datum); Ratschronik von 1438-1482 (Dritte Fortsetzung der Detmar=Chronik zweiter Teil),
c. 1641, S. 1; Chronik aus Kaiser Sigmund's Zeit, S. 399; Burkard Zink, Chronik, Buch IV, S. 158;
Andreas von Regensburg, Fortsetzung der Chronica pontificum et imperatorum Romanorum,
S. 500; Thomas Ebendorfer, Chronica regum Romanorum, 1. VI, S. 589; Endres Tucher's Memo-
rial, S. 29; Cölner Jahrbücher des 14. und 15. Jahrhunderts, Rec. D, S. 177; Die Weltchronik des
Mönchs Albert 1273/77 -1454/56, S. 317. In RI XII Nr. Oh wird außerdem auf zwei Schreiben des
Erzbischofs von Köln (ediert RTA 13, Nr. 50) beziehungsweise eines seiner Diener an den Hoch-
meister des Deutschen Ordens hingewiesen.
1849 Vgl. Gustav Beckmann, RTA 13, S. 21-24 und HÖDL, Albrecht II. Königtum, S. 17f., die beide beto-
nen, dass die Bedenkzeit nicht auf »bloß konventionelles Zögern oder gezierte Bescheidenheit«
sondern »auf echte und ernste Bedenken und Zweifel« (Hödl, S. 17) zurückzuführen sei.
1850 RTA 13, Nr. 48, die lateinische Rede Nr. 44, die Annahmeerklärung Nr. 45. Der König ii/1... eine
iafinisede zedei iesin, worauf deren Inhalt noch einmal zn dnfsede dorc/; einen erlern n:an aden gein-
werfigen ewide pordnndigf wurde (Nr. 48, S. 114, Z. 6-11). Vgl. zur Annahme der Wahl außerdem
LHOTSKY, Quellenkunde, S. 340-342.
1851 RTA 13, Nr. 48, S. 114, Z. 16-20.
 
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