Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone Titelzusatz:: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,2: Ostfildern, 2012

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34719#0187

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
622

Herrschererhebungen des Spätmittelalters

Erzherzog von Österreich und Herzog von Burgund aufgebrochen warü^ Die neue
Würde hielt die rebellischen Flamen jedoch keineswegs davon, den König 1488 für
mehrere Monate gefangen zu setzen und mehrere seiner Berater vor seinen Augen zu
foltern und zu töten Und auch der junge Karl von Egmond, der dem König bei der
Prozession zum Rathaus das Gewand getragen und beim Mahl das Essen kredenzt
hatte, geriet einige Jahre später mit Maximilian in jahrelange gewaltsame Auseinander-
setzungen um sein geldrisches Erbeü^' Auf Reichsebene allerdings sicherte die Wahl
und Krönung zu Lebzeiten des Vaters den problemlosen Herrschaftswechsel nach
Friedrichs Tod, ein Übergang und Beginn, den Maximilian mit den feierlichen Beleh-
nungen auf dem Wormser Reichstag 1495 auch rituell inszenieren konnte.^''

5.15.4 Zusammenfassung
Kaiser Friedrich III. gelang, was im Spätmittelalter zuvor allein Karl IV. geschafft hatte:
Die Königserhebung des Sohnes zu Lebzeiten des Vaters. Während die ältere Forschung
noch darüber stritt, ob der Kaiser die Wahl gefördert oder sogar zu verhindern gesucht
habe, ist mittlerweile die Bedrohung Friedrichs in seinen Erblanden durch das militäri-
sche Vorgehen des Königs von Ungarn als entscheidender Faktor erkannt und heraus-
gestellt worden. Um endlich wirksame Hilfe zu erhalten, begab sich der Kaiser schließ-
lich persönlich zu dem angesetzten Hoftag ins Reich. Dass er dabei besonderen Wert
auf die Teilnahme seines Sohnes legte, mag als Indiz für die geplante Wahl gewertet
werden. Gleiches gilt für die zuvor mehrere Jahre lang hinausgezögerten Belehnungen
der Kurfürsten von Köln, Mainz und der Pfalz sowie der für den Zugang zum Krö-
nungsort Aachen wichtigen Herzoge von Jülich und Kleveü^
Die Absicht einer Königswahl wurde im Vorfeld des Hoftags nicht offen ausge-
sprochen, weshalb in der Forschung längere Zeit die Frage diskutiert wurde, inwiefern
die Wahl vom Kaiser gewollt oder geplant war. Richtet man den Blick aber von den offi-
ziellen Dokumenten auf die rituellen Handlungen, so zeigt sich, dass der Plan einer
Königserhebung Maximilians schon früher zu erkennen oder zumindest zu erahnen
war: Wohl nicht zufällig fand das Treffen zwischen dem Kaiser und seinem Sohn ge-
rade am zukünftigen Krönungsort statt, wo diese in der Krönungskirche gemeinsam
das Weihnachtsfest feierten. Hier und anschließend in Köln erfolgten auch die Beleh-
nungen der Herzoge von Jülich, Kleve und des Erzbischofs von Köln - fundamentale

2364 Im März vermuteten die Straßburger Gesandten noch, der König werde nach seiner Krönung
eine Huldigungsreise im Reich unternehmen (RTA MR 1, Nr. 899, S. 867: So wodo der Kg. sied noed
der drÖMMMgo in das Ricd/dgon Mud Mddnng nomon), was jedoch keine Umsetzung fand.
2365 Vgl. WoLF, Doppelregierung, S. 201-205.
2366 Vgl. MÜLLER, Karl, Herzog von Geldern, S. 289f.
2367 Siehe hierzu RTA MR 5, Nr. 1854-1856, besonders die ausführliche Schilderung Nr. 1855, sowie
Jean Molinet, Chroniques, Bd. 2, S. 423. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Maximi-
lian trotz des kurzen gemeinsamen Besuchs in Aachen im Juli 1494 seine zweite Frau Bianca
Maria Sforza dort nicht krönen ließ und auch spätere diesbezügliche Überlegungen nie umge-
setzt wurden (siehe unten, Kapitel 5.16).
2368 Bezüglich der Kurfürsten wussten die oberbayerischen Gesandten das kaiserliche Vorgehen
zutreffend zu deuten:... und der Ks. daf die K(jf md dom Mdon so lang aMjgozogon, Ms sein zod worden
ist (RTA MR 1, Nr. 860, S. 780).
 
Annotationen